Kapitel Vierunddreißig

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Lynn

Mit Kopfschmerzen und dem Gefühl mich gleich übergeben zu müssen, kam ich zu mir. Langsam öffnete ich die Augen und fand mich in völliger Dunkelheit wieder. Ich spürte harten, kalten Steinboden unter mir und drehte mich auf die Seite, um mich besser aufrichten zu können. 

Obwohl mein Magen rebellierte und mein Kopf zu explodieren drohte, stand ich langsam auf, tastete in der Dunkelheit nach irgendetwas, was mir half Orientierung zu finden.

Ich fand eine Wand, die genauso hart und kalt war, wie der Boden. Langsam tastete ich mich an der Wand entlang, suchte nach einer Tür oder einem Lichtschalter. Doch mit jeder Sekunde die verstrich und ich in der Dunkelheit hilflos die Wand entlang ging, wurde ich panischer. 

Ich hatte bereits drei Seiten des Raumes komplett abgesucht und suchte meinen Weg bereits an der vierten Wand entlang, als ich endlich glattes Metall unter meinen Fingern spürte. Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus und obwohl ich innerlich bereits wusste, dass es nichts bringen würde, drückte ich die Klinke hinunter, sobald ich sie gefunden hatte. Nichts passierte.

Langsam strich ich an der Wand neben der Tür entlang und fand einen kleinen Schalter. Sofort legte ich ihn um, hörte ein Klicken und dann wie eine Glühbirne anging. Doch um mich herum wurde es nicht heller. Meine Welt blieb dunkel. Ich legte den Schalter noch einmal um und dann noch einmal. Doch es änderte sich nichts.

„Ich hatte mich schon gefragt, wann es dir klar wird..." Ich wirbelte herum, suchte nach der Person, deren Stimme ich gehört hatte. Ein leises, böses Lachen rechts von mir und ich sah in diese Richtung. „Erstaunlich wie sehr wir übernatürlichen Wesen von unseren Sinnen abhängig sind, nicht wahr?" Ich erkannte Thomas' Stimme und schluckte.

„Was... was hast du mit mir gemacht?", fragte ich und versuchte meine Stimme unter Kontrolle zu kriegen. Doch die Panik hätte wirklich jeder gehört. „Ich? Ich habe nichts gemacht. Dein Freund kam auf die Idee, dass er dir deinen Sehsinn nimmt. Tatsächlich ist es so einfacher für uns, dich unter Kontrolle zu halten. Du glaubst nicht, wie sehr wir übernatürlichen Wesen von unserem Sehsinn abhängig sind. Ohne Sehsinn, können wir im Prinzip nichts. Natürlich hätten wir auch die Möglichkeit gehabt, dich schwer zu verletzen. Soweit ich weiß, braucht deine Art länger um sich zu regenerieren. Aber die Gefahr, dass du dabei stirbst ist einfach zu hoch. Und so müssen sich meine Brüder und Schwestern keine Sorgen machen, dass du sie sehen könntest. In meinem Clan sind einige, hochrangige Vampire, die es nicht riskieren können, dass du sie verrätst. Wobei die Sorge unberechtigt ist. Es ist unwahrscheinlich, dass du hier wieder wegkommst", sagte er und die ganze Zeit wechselte seine Stimme den Standort. Ich hatte keine Ahnung, wo genau er gerade war.

„Wie...?", fragte ich und schluckte. „Wie ich herausgefunden habe was du bist? Das war gar nicht so einfach. Ich habe zwar immer gemerkt, dass deine Mutter, oder besser gesagt Adoptivmutter, mir etwas verheimlicht, was dich betrifft, aber ich konnte nie sagen, was genau das war. Doch dann haben Nate und Paul erzählt, dass sie von einem Mädchen getrunken haben, in der Nähe von Silverleaf. Sie hatte erst eine menschliche Aura, doch dann hat sich die Aura verändert und als sie das Blut getrunken hatten... Sie waren stark genug, um zu entkommen, obwohl dein Freund Julian wirklich starke Fähigkeiten besitzt. Und als ich dann hörte, dass du das Mädchen gewesen bist, welches angegriffen wurde..." Er verstummte und ich versuchte herauszufinden, wo genau er jetzt war.

„Natürlich haben auch andere Clans davon Wind bekommen. Clans, die die Vorteile eures Blutes noch nicht für sich entdeckt haben, sondern deines Gleichen lieber sofort töten, statt sich zu stärken. Dabei seid ihr von so großem Nutzen..." Ich drehte mich nach links, von wo seine Stimme gerade gekommen war, nur um dann gleich wieder nach rechts zu schauen. 

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt