Kapitel Achtunddreißig

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Schwerfällig öffnete ich die Augen und kniff sie sofort wieder zusammen, als mich helles Licht blendete. „Warte, ich zieh die Vorhänge zu", sagte eine Frauenstimme und ich hörte kurz darauf das Geräusch von Vorhängen, die mit einem Ruck zugezogen wurde. 

Ich blinzelte und sah mich nach der Stimme um und sah eine Frau mit langen grauen Haaren, die ihr bis zur Taille reichten am Fenster stehen. Sie lächelte und kam langsam zu mir ans Bett.

„Wie fühlst du dich Lynn?" Sie tastete meine Stirn ab und half mir dann dabei, mich langsam aufzusetzen. „Irgendwie... seltsam", antwortete ich und schluckte. 

Mein Hals tat weh und obwohl es durch die dicken Vorhänge etwas dunkler im Raum war, hatte ich das dringende Bedürfnis meine Augen wieder zu schließen. „Was ist passiert und... wo bin ich?", fügte ich hinzu und sah mich um.

„Du bist in einer Klinik für übernatürliche Wesen. Meine Klinik, um genau zu sein. Keine Sorge, du kannst bald wieder nachhause. Nur mussten wir sicher gehen, dass du bei uns bleibst. Du hast uns allen ziemliche Sorgen bereitet", antwortete die Frau lächelnd. Ich blinzelte und nahm ihr dankbar das Glas Wasser ab, welches sie mir hinhielt.

„Und zu deiner Frage, was passiert ist... An was erinnerst du dich?", fragte sie und ließ mir ein wenig Zeit darüber nachzudenken. Das einzige woran ich mich erinnern konnte war, dass Thomas mich aus dem Keller gezerrt hatte. Nur hatte ich da noch nichts sehen können. Erst jetzt wurde mir klar, dass ich wieder sehen konnte.

„Ich kann wieder sehen", murmelte ich leise. Die Frau lächelte. „Ja, ich war in der Lage die Blockade die auf deinem Sehnerv gelegen hat zu entfernen. Du müsstest mir in ein paar Stunden nur sagen, ob du alles so siehst, wie du es sehen solltest. Ob alle Farben so sind, wie du sie kennst, ob du alles scharf siehst... Wenn irgendwas sein sollte, dann muss ich nämlich noch einmal ein bisschen nachbessern", sagte sie.

Ich nickte leicht und runzelte die Stirn. „Ich weiß nur noch, dass Thomas mich aus dem Keller geschleift hat. Alles danach ist irgendwie so... verschwommen und wirr", sagte ich leise. „Hmm... Damit habe ich gerechnet", murmelte sie und zog ein Notizbuch hervor. „Aber alles was davor passiert ist, weißt du noch?" Ich nickte.

„Ja..." Ich schluckte und ließ mich langsam zurück ins Kissen sinken. „Was ist passiert? Ich weiß, dass Will irgendwas von einem Plan gesagt hat... Er hat funktioniert oder? Sonst... sonst wäre ich nicht hier, richtig?" Oder gehörte sie zu Thomas? Zögernd checkte ich die Aura. Sie war eine Fee. Also unwahrscheinlich, dass sie mit Thomas zusammenarbeitet. Oder?

„Es ist alles gut ausgegangen. Alle Vampire, die im Anwesen waren dürfen sich vor einem Gericht verantworten. Aber das wird man dir noch alles erklären. Du musst ein bisschen was aufholen. Du bist zwei Wochen weg gewesen", sagte die Fee.

„Was? Zwei Wochen?" Ich fuhr vor Schreck hoch und ignorierte das Ziehen in meinem Kopf. Die Fee drückte mich sanft zurück ins Kissen. „Langsam Lynn... Deine Verletzungen sind noch nicht ganz verheilt. Vor allem der Schnitt am Hals ist noch sehr empfindlich", sagte sie und sofort tastete ich nach meinem Hals. 

Deshalb tat mein Hals weh. Ich fühlte zwar nicht wirklich was, da meine Finger einen Verband streiften, aber irgendwas sagte mir, dass die Verletzung am Hals ziemlich schlimm sein musste.

„Bitte... was ist passiert? Ich weiß, dass irgendwas passiert ist, sonst wäre ich nicht hier", sagte ich und unterdrückte die Tränen, die mir in die Augen stiegen. Was war passiert, dass ich in einer Klinik für Übernatürliche gelandet war und zwei Wochen ausgeknockt gewesen bin. Wieso konnte ich mich nicht erinnern und warum war niemand hier, den ich kannte?

Bevor die Fee mir allerdings antworten konnte, klopfte es und die Tür zu meinem Zimmer ging auf. Herein kam ein Mann im weißen Kittel. Sein Haar war genauso grau wie das von der Fee. 

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt