Kapitel Sieben

198 19 5
                                    

Den Sonntag verbrachten meine Freunde und ich lediglich damit, faul im Gras zu liegen, zu quatschen und hin und wieder Croquet oder Tennis zu spielen. Blake hatte sich am Nachmittag zu uns gesellt und man merkte, dass der Mond langsam wieder zunahm. 

Er war deutlich kommunikativer, lachte mit Nic und war sogar bei einer Runde Tennis dabei, die wir sogar haushoch gewannen. Es war einer der Tage, an denen einfach alles perfekt war und an denen ich kurzzeitig vergessen konnte, wie verdammt verwirrend mein Leben gerade war.

Der Einzige, der von meinen Freunden wusste, dass Susan nicht meine leibliche Mutter war, war Nic. Ihn hatte ich es erzählt, kurz nachdem ich Abby angegriffen und Hausarrest bekommen hatte. Und ich war froh darüber, dass er es niemanden sonst gesagt hatte und es für sich behielt. Auch wenn ich schon mehrmals darüber nachgedacht hatte, meinen Freunden reinen Wein einzuschenken. 

Sie erzählten mir auch alles und sie hatten mir etwas verziehen, was eigentlich unverzeihbar war. Abby, Dana, Damien, Julian, Nic... Sie waren meine besten Freunde und es fühlte sich falsch an, ihnen so etwas absolut Wichtiges, wie eben zum Beispiel die Tatsache, dass meine Mum nicht meine Mum war und ich auch eigentlich keine Gestaltwandlerin, sondern eine Grenzgängerin bin. Beziehungsweise ein Chamäleon, wie es wirklich heißt. Nur hatte ich klare Anweisungen erhalten.

***

Die ganze nächste Woche und auch die ersten zwei Tage der Woche danach vergingen völlig ereignislos. In Mathe schrieben wir einen unangekündigten Test, den ich sogar mit voller Punktzahl abschloss. In Englisch begannen wir Romeo und Julia zu lesen und Summer gab uns die Langzeithausaufgabe, eine Analyse über die Beziehung zwischen Romeo und Julia zu schreiben und zu erörtern, ob und wie das Ende hätte anders sein können. 

Auch in den anderen Fächern lief es ziemlich gut und ich konnte schon gar nicht abwarten, in zehn Wochen mein Zeugnis ausgehändigt zu bekommen. So gut wie ich in letzter Zeit war, würde es wohl das beste Zeugnis werden, welches ich seit fast zwei Jahren je bekommen hatte. Alles lief perfekt und ich war glücklich.

Ich lächelte, als Blake sich durch das geöffnete Fenster in mein Zimmer gleiten ließ. „Hey", lächelte er und küsste mich sanft, was mich nur noch glücklicher machte. „Hey", antwortete ich und erwiderte seinen Kuss, als er erneut seine Lippen auf meine legte. Er zog mich dichter zu sich und ich vergrub meine Hände in seinen Haaren. Doch dann löste ich mich von ihm und sah ihn an.

„Du warst vorhin nicht beim Essen", sagte ich und Blake sah von meinen Lippen zu meinen Augen und wieder zurück, so als würde er darüber nachdenken, ob er mich einfach weiter küssen sollte, oder ob er meine unausgesprochene Frage beantwortete. Ich brachte etwas Abstand zwischen uns und setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett. 

Blake lächelte, kam zu mir und kam zu mir. Ich beobachtete ihn, wie er es sich auf meinem Bett breit machte und das Kissen zurecht rückte, bis er gemütlich lag. Auffordernd sah er mich an und weil ich das Gefühl, von ihm im Arm gehalten zu werden, einfach so sehr liebte, kuschelte ich mich an ihn und lächelte, als er sofort anfing mir über den Arm und über die Hüfte zu streichen.

„Also? Wo warst du?", fragte ich und jetzt seufzte Blake. „Ich hab mit meinem Vater telefoniert, was länger dauerte, als ich ursprünglich geplant habe", sagte er und ich sah ihn kurz an. Blake starrte an die Decke und biss sich leicht auf die Unterlippe. Diesen Blick kannte ich. Er war gestresst, ließ sich aber nichts anmerken. 

„Um was ging es?", fragte ich leise. In letzter Zeit hatte er öfter mit seinem Vater telefoniert und nach jedem Gespräch war er angespannt, genervt oder so wie jetzt gestresst. Nur wollte er mir nie mehr sagen.

„Um den Ball nächstes Wochenende. Er hat sich ein bisschen darüber aufgeregt, dass der Ball nicht auf diesen Freitag vorgezogen wurde, weil das immerhin eine Nacht vor Vollmond ist und wir Werwölfe somit stärker. Er findet es nicht gut, zum Halbmond hier aufzutauchen. Und er war sauer, weil er jetzt erst erfahren hat, dass ich nicht mehr Schülersprecher bin", erzählte Blake und sah dann mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen an.

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt