Kapitel Dreiundzwanzig

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Blake

Ich sah rüber zum Tisch von Nic, der zusammen mit Abby und Damien dort saß. Sie redeten leise miteinander und ich konzentrierte mich angestrengt darauf, in der Hoffnung irgendwas aufschnappen zu können. Aber nichts. Blöder Halbmond. 

Es war Zeit fürs Abendessen und langsam füllte sich der Speisesaal. Anders als heute Morgen und heute Mittag, wurde es dabei aber immer lauter und um mich herum starteten Gespräche, was es mir noch schwerer machte, irgendwas zu hören.

„Geh hin und frag Nic wie es ihr geht!" Cecilia ließ sich neben mich auf den freien Stuhl fallen. Ich sah sie genervt an. „Was geht dich das an?" Sie seufzte. 

„Hier rumsitzen und dort rüber schauen bringt dir nichts. Du wirst das Gespräch nicht belauschen können. Geh da rüber und frag Nic. Er wird dir schon eine Antwort geben!" Sie sprach ruhig aber bestimmt und ich sah sie stirnrunzelnd an. Schon heute Morgen war sie anders als sonst. Netter.

„Jetzt geh schon, bevor Julian oder Dana sich setzt. Die werden nämlich den Teufel tun und dir eine Antwort geben, wie es Lynn geht!" Ich sah sie überrascht an. „Seit wann nennst du sie Lynn? War sie für dich nicht immer die kleine Bitch?" Cecilia sah mich einfach nur an und deutete zum Tisch von Nic. 

Doch genau in dem Moment setzten sich Julian und Dana dazu und meine Chance war dahin. „Zu spät", murmelte Cecilia leise. „Ich fragt Cassiopeia nachher oder Summer. Die können mir wahrscheinlich auch mehr sagen", antwortete ich und sah zu, wie Cecilia sich die Karaffe mit Wasser nahm und erst mir und dann sich etwas eingoss.

„Bestimmt geht es ihr bald besser. Zumindest ihre Verletzungen werden schnell heilen. Das mit ihrer Mutter wird sie wahrscheinlich länger mit sich herumschleppen. Ob sie es überhaupt noch weiß? Das Letzte was ich gehört habe war, dass sie eine starke Kopfverletzung hatte..." 

Sie redete so, als wären Lynn und sie so etwas wie Freundinnen gewesen. Beziehungsweise redete sie so, als hätte sie Lynn nicht abgrundtief gehasst und würde sich wirklich Sorgen machen. Sogar der nachdenkliche und besorgte Blick wirkte echt.

„Es muss wirklich schrecklich sein... Du wachst auf, hoffst das alles nur ein schlimmer Traum war und dann fällt dir ein, dass es wirklich passiert ist. Ich will mir das gar nicht vorstellen!" „Okay, was stimmt mit dir nicht?", fragte ich sie. 

Cecilia sah mich überrascht an. „Was meinst du?" „Du tust fast so, als würdest du dir wirklich Sorgen machen und als würdest du Lynn nicht hassen!" Cecilia senkte den Blick und sah auf ihre Hände.

„Wir haben uns ausgesprochen. Gestern Abend, nachdem du mir vor den Kopf geknallt hast, dass du mich hasst und jeden einzelnen Tag mit mir hassen wirst. Ich war ziemlich fertig und bin aufs Klo gerannt, weil ich nicht wollte, dass meine oder deine Eltern mich so sehen und du möglicherweise Stress bekommst. Lynn war ebenfalls auf der Toilette und wir haben geredet", sagte sie leise. 

„Sie ist ein so viel besserer Mensch als ich. Obwohl ich die ganze Zeit so schrecklich zu ihr war und so fies, hat sie mir versichert, dass sie mich nicht hasst. Sie war so verständnisvoll und mir ist da erst wirklich bewusst geworden, die unreif und dämlich ich mich verhalten habe", sprach sie weiter und sah mich unsicher an.

„Sie ist deine Seelenverwandte und ich bin, wie du es gestern Abend gesagt hast, nichts weiter als ein Gefängnis. Ein Gefängnis geschaffen von unseren Familien und ich muss aufhören dir dein und mein Leben unnötig schwer zu machen!" Ich war ehrlich überrascht und wusste einen Moment nicht, was ich sagen sollte. 

„Es tut mir leid", war alles, was mir einfiel. „Was ich gestern gesagt habe... Es war nicht fair von mir. Ich bin nicht sauer auf dich, sondern..." „Auf unsere Familien? Weil es denen egal ist, dass wir unsere Seelenverwandten nicht heiraten dürfen, wie alle anderen Werwölfe auch?" Ich zuckte mit den Schultern. „Schon... ja", antwortete ich.

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt