Kapitel Dreiunddreißig

189 21 14
                                    

Blake war aufgesprungen, entspannte sich aber sofort wieder, als er sah wer in die Kapelle gekommen war. Ich hingegen spürte wie meine Anspannung wuchs. Thomas lächelte entschuldigend. 

„Verzeihung... Ich hatte gedachte, um die Zeit wäre niemand hier", sagte er. „Ich wollte noch einen Moment die beruhigende Energie diesen Ortes hier aufnehmen, ehe ich nach London zurückgehe. Sicher, dass du nicht heute schon mitkommen möchtest Lynn? Sicher würde Summer es erlauben", sprach er weiter und trat näher heran.

„Ich komme nach", antwortete ich und stand langsam auf, immer dich an Blakes Seite, der langsam nach meiner Hand griff. Er spürte, dass ich mich unwohl in Thomas' Nähe fühlte und ich war so unendlich dankbar, dass er hier war.

„Das verstehe ich. Könnten wir uns vielleicht noch einmal zusammensetzen, ehe ich abreise? Ich habe die Beerdigung deiner Mutter so geplant, wie ich denke dass sie es toll finden würde. Aber ich möchte deine Meinung hören, weil ich noch ein paar Last-Minute-Änderungen machen kann, was die Beisetzung und das alles betrifft..." Er sah mich fragend an und es irritierte mich, dass ich nicht einordnen konnte, ob er jetzt die Wahrheit sagte, oder ob er log.

„Ich bin mir sicher, die Beerdigung wird super", sagte ich und er seufzte. „Das hoffe ich... Auch wenn ich mir wünschen würde, dass es keine Beerdigung gäbe. Sie sollte noch bei uns sein", sagte er und wischte sich über die Wange. Blake drückte meine Hand und ich sah ihn kurz an. Er hob fragend eine Augenbraue. Er hatte wirklich gemerkt, dass etwas nicht stimmte.

„Sie ist noch bei uns", antwortete ich und Thomas sah mich an. „Sie wird immer bei uns sein, weil wir sie geliebt haben. Und sie uns", sprach ich weiter und beobachtete ganz genau Thomas' Reaktion. Er lächelte. 

„Du hast Recht. Dennoch würde ich gerne zu ein paar Sachen deine Meinung hören. Wollen wir auf den Weg zurück zum Gebäude reden? Ich glaube du hast als nächstes Englisch bei Summer, richtig?" Ich sah auf die Uhr an Blakes' Handgelenk und musste zugeben, dass Thomas Recht hatte. Die Doppelstunde Biologie hatte ich verpasst und Englisch würde in zehn Minuten beginnen.

„Vielleicht können wir uns dann auch bei der Gelegenheit einmal richtig aussprechen. Ich finde, wir haben einiges an Klärungsbedarf", sagte Thomas und ich wusste, dass er nicht locker lassen würde. Er wollte mit mir sprechen. 

Solange Blake dabei ist, wird er nichts tun können! Zumindest in der Theorie. In der Praxis war ich gerade ein einfaches Opfer. Wenn mich nicht alles täuschte, dann war am Sonntag Neumond, was bedeutete, dass Blake im Moment nicht im vollen Besitz seiner Kräfte war. Ich war ebenfalls noch nicht zu einhundert Prozent fit und Cassiopeia hatte mir nahe gelegt, dass ich mich vorerst nicht verwandeln sollte.

„Ich lasse euch beide allein und gehe schon vor. Ich habe jetzt Unterricht mit James und du weißt ja wie er ist, wenn man zu spät kommt", sagte Blake und sah mich an. „Du musst nicht gehen", sagte ich schnell und sah ihn eindringlich an. 

Bitte bleib hier! Bitte, bitte, bitte! Geh bitte nicht! Blake strich mir über die Wange und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Während Blake dann in Richtung Kapellentür ging, blieb ich wo ich war.

„Wollen wir dann auch gehen? Ich möchte nicht, dass du zu spät zum Unterricht kommst", sagte Thomas und machte einen Schritt zur Seite, sodass ich an ihm vorbei gehen konnte. „Ja, gute Idee", sagte ich schnell und beeilte mich nach draußen zu kommen. Wenn Blake in Hörweite war, dann könnte Thomas nichts tun.

Ich hörte wie Thomas die Kapellentür zufallen ließ und ging währenddessen auf das kleine Friedhofstor zu. Ich sah Blake noch den Weg entlang gehen, ehe er in der Biegung verschwand. Er beeilte sich wirklich, um nicht zu spät im Unterricht zu sein und war jetzt definitiv außer Hörweite, weil bald Neumond war und seine übernatürlichen Fähigkeiten deshalb schlechter waren. Mist. Mist. Mist.

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt