Kapitel Neun

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Das Gute an den Nachmittagsstunden mit Cedric war, dass er einen genug Zeit ließ sich umzuziehen. Nach GüB (einem Fach in denen wir alles über die Geschichte der übernatürlichen Bevölkerung lernten) verließ ich mit Abby zusammen den Unterrichtsraum und ging die Treppen rauf zu unseren Zimmern, wo wir uns schnell umzogen. Treffpunkt für die heutige Stunde war die Waldlichtung in Nähe des Friedhofs. Nic wartete unten an der Treppe auf uns.

Statt der Schuluniform trug er jetzt eine schwarze Sporthose und ein weißes Shirt mit dem Schulwappen auf der rechten Brust. Abby und ich trugen eine ähnliche Aufmachung, nur dass ich mich für das dunkelblaue Oberteil entschieden hatte und Abby für das Schwarze. 

„Fertig?", fragte Nic und sah uns abwartend an. Wir nickten und verließen zusammen das Gebäude. Wir wollten gerade die Tür hinter uns ins Schloss fallen lassen, als sich jemand hindurch schob.

„Ihr seid spät dran", bemerkte James und sah uns an. „Wir mussten uns noch umziehen und wir beginnen immer erst um drei", sagte Nic sofort. James nickte und sah mich kurz an. Innerlich verdrehte ich die Augen. 

Ich bin nicht allein unterwegs! Obwohl ich gerade meine Gedanken nicht verborgen hielt, reagierte er nicht, sondern sah auf seine Armbanduhr. „Dann habt ihr sicher nichts dagegen, wenn ich euch begleite. Ich muss eh in die Richtung", sagte James und ich merkte sofort dass er eigentlich log. Doch niemand von uns sagte was und so begleitete er uns den kurzen Weg bis zur Lichtung, wo sich schon fast alle Gestaltwandler versammelt hatten.

„James, ist noch etwas?", fragte Cedric und klang genervt. James schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte nur sicher gehen, dass deine Schüler nicht alle zu spät kommen. Wir wollen doch nicht, dass ihr Training darunter leidet", sagte James schlicht und auch das war gelogen. 

„Danke, aber dein Unterricht leidet doch sicher jetzt", sagte Cedric und bedeutete uns, dass wir uns mit den anderen warm machen sollten. Sofort setzten Abby, Nic und ich uns in Bewegung, auch wenn wir dem Gespräch wahrscheinlich gerne weiter beigewohnt hätten.

„Ist irgendwas zwischen den beiden vorgefallen?", fragte Abby leise an Nic gewandt, während wir nebeneinander her liefen. „Nicht das ich wüsste", antwortete Nic zögernd. „Aber gut, dass euch das auch aufgefallen ist. Ich dachte schon, ich bilde mir das ein!" 

„Nein, die beiden haben sich eindeutig gerade auf irgendeine Weise gestritten", murmelte Abby und wir beobachteten, wie James sich abwandte und den Weg zurück ging, den wir gekommen waren.

„Okay, ich will dass ihr euch in Zweiergruppen zusammen findet! Immer ein fortgeschrittener Gestaltwandler, mit einem nicht so weit fortgeschrittenen zusammen! Ich will, dass ihr euch gegenseitig Hilfestellung gebt!" Nic grinste mich bereits an und ich lachte. 

„Ich glaube nicht, dass das der Sinn dahinter ist", sagte ich. Nic zuckte mit den Schultern. „Ich würde dich nicht als fortgeschritten einstufen. Kommt schon! Abby, du und ich. Wir verschwinden bevor mein Dad was merkt", sagte er und sah uns mit großen Augen abwartend an. „Dann los", sagte Abby und ich kicherte.

„Lynn, du bleibst bitte!" Ich stöhnte innerlich und sah Nic seufzend an. „War wohl nix", murmelte Abby und sah mich entschuldigend an. „Vielleicht will er dir nur eine Extraanweisung geben", mutmaßte Nic, doch ich wusste bereits, dass das nicht der Grund ist. 

„Geht einfach schon vor. Entweder ich komme nach, oder aber ich stelle mich tot und werde in den Krankenflügel gebracht", scherzte ich und ging dann auf Cedric zu.

Die Lichtung leerte sich langsam und ich wartete, bis Cedric auch die letzten Schüler wegschickte. Dann wandte er sich mich zu. „James hat dir das angewiesen", stellte ich fest und verschränkte die Arme. 

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt