Kapitel Neunzehn

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Die meiste Zeit standen meine Freunde und ich überwiegend am Rand der Tanzfläche und sahen den übrigen Gästen zu, wie sie übers Parkett fegten. 

Wenn ich nicht wüsste, dass es in einer Katastrophe enden würde, wenn ich auch nur ansatzweise versuchen würde ein paar Tanzschritte auf die Fläche zu bringen, dann würde ich auch auf dem Parkett herumwirbeln. Nur konnte ich nicht tanzen und ich wollte mir ungern etwas brechen oder schlimmer: jemand anderen verletzen. Doch das interessierte Julian ehr weniger.

Wir standen allein am Rand der Tanzfläche. Nic hatte sich Abby geschnappt und Dana stand mit Gabe bei ihren Eltern. Damien war ebenfalls irgendwo mit Emma auf der Tanzfläche und hin und wieder sah ich die beiden zwischen den ganzen Kleidern und Anzügen hervorblitzen. 

Die Musik war gut. Ein guter Mix aus alten und neuen Hits. Langsame Lieder, bei denen Paare sich langsam im Takt bewegten, wechselten schneller Lieder ab, bei denen vor allem wir Schüler tanzten.

„Los, wir gehen jetzt auch tanzen", beschloss Julian und ehe ich etwas erwidern konnte, zog er mich auch schon mit sich. „Du wirst das bereuen. Ich schwöre dir, du hast morgen überall blaue Flecke und deine Zehe werden gebrochen sein!", warnte ich ihn. 

„Lass dich einfach führen", sagte er lachend und zog mich dichter zu sich. Seine eine Hand lag an meiner Hüfte, während die andere Hand, meine festhielt. „Ich kann wirklich nicht tanzen", sagte ich warnend, tat aber was er sagte und ließ mich einfach führen. Trotzdem sah ich immer wieder auf meine Füße, was aber nicht verhinderte, dass ich Julian immer wieder auf die Füße trat.

„Sorry", murmelte ich. „Ich sagte ja, du wirst es bereuen. Sorry..." „Du machst dich viel zu verrückt", sagte Julian. „Schau nicht nach unten, sondern guck mich an!" Ich hob den Blick und sah ihn an. 

„Und jetzt einfach führen lassen. Eins. Zwei. Drei. Eins... Siehst du, klappt doch!" „Freu dich nicht zu früh", murmelte ich, merkte aber selbst, wie gut es gerade funktionierte. Julian führte mich in eine leichte Drehung und ich lachte, als ich ohne Probleme wieder ankam, wo ich ankommen sollte. Wow. Tanzen war einfach!

„Siehst du, du kannst doch tanzen", lächelte Julian und ich grinste ihn an. „Nur ausnahmsweise", sagte ich, was ihn zum Lachen brachte. „Ist doch auch viel besser, als nur am Rand zu stehen und den anderen zuzusehen", bemerkte er und ich wiegte den Kopf leicht hin und her. 

„Hmm... Weiß ich ehrlich gesagt noch nicht. Ich fand unseren Platz am Rand echt gut!" Julian lächelte und führte mich erneut in eine Drehung. „Wir können auch gerne am Rand tanzen, wenn es dir da besser gefällt. Aber die Tische sind dann in unmittelbarer Nähe und so eine Tischkante tut echt weh", sagte Julian.

„Woher kannst du eigentlich so gut tanzen?", fragte ich und sah ihn an. Julian seufzte. „Als ich jünger war, hatte ich die Wahl gehabt. Entweder ich lerne ein Instrument, oder aber ich lerne Walzer und die ganzen anderen gesellschaftlichen Tänze, dir mir irgendwann wahrscheinlich nichts bringen werden", sagte er und ich lächelte. „Und du hast dich fürs Tanzen entschieden", bemerkte ich und Julian lachte.

„Nein, ich hab mich fürs Instrument und für das Tanzen entschieden. Ich erfülle also alle Klischees des, in wohlhabenden Verhältnissen aufgewachsenen Jungen!" Ich kicherte. „Und welches Instrument kannst du spielen?" 

„Geige und Klavier... Schau mich nicht so entsetzt an! Ich hab schon immer mehr gemacht, als nötig!" Ich lachte und Julian lächelte. „Du hättest dir jedes Instrument aussuchen können. Und du entscheidest dich für Geige? Klavier, ja okay. Aber Geige?"

„Ich war vier Jahre alt okay", lachte Julian und ich schüttelte belustigt den Kopf. „Als ob du als Kind nie seltsame Entscheidungen getroffen hast", sagte er und sah mich an. Ich zuckte mit den Schultern. 

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt