Kapitel Einunddreißig

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Ich folgte Julian bis nach draußen. Als er in Richtung Pavillon gehen wollte, blieb ich stehen. Warum genau wusste ich nicht. Meine innere Stimme zwang mich beinahe dazu. „Lass uns doch einfach hier reden", sagte ich und setzte mich auf die Treppe. Julian setzte sich neben mich und seufzte.

„Ich wollte mich entschuldigen", sagte er und sah mich an. „Ich hab ein paar Dinge gesagt, die absolut nicht in Ordnung waren..." Ich sah Julian an und seufzte. „Schon okay. Ich muss mich bei dir genauso entschuldigen", sagte ich, aber Julian schüttelte den Kopf. 

„Musst du nicht. Ich meine... Du hattest Recht. Du entscheidest selbst, wem du verzeihst und mit wem du Zeit verbringst. Es ist nur... Ich finde einfach, dass Blake es nicht verdient hat, dass du ihm so schnell und einfach verzeihst. Auch wenn du uns gegenüber nie wirklich zugegeben hast, wie sehr dich sein Verhalten verletzt hat, er war ein Arsch und... Keine Ahnung, ich denke einfach, dass er es nicht verdient", sagte er und wandte den Blick ab.

„Du hast Recht. Vielleicht hätte er es nicht verdient. Und vielleicht wird er mir wehtun, mich wieder verletzen und ich werde seinetwegen wieder traurig sein. Aber ich muss diese Erfahrung selbst machen. Und wenn es so ist, dass er mir wieder wehtut, dann werde ich meine Freunde brauchen. Du bist mir wichtig Julian. Ich verlange nicht von dir, dass du und Blake wieder beste Freunde werdet und du ihn magst. Aber zwinge mich bitte nicht dazu, mich zu entscheiden mit wem von euch beiden ich befreundet bin!"

Julian sah mich an. „Weil du dich für ihn entscheiden würdest", sagte er leise. „Nein", antwortete ich ruhig. „Weil ich mich nicht entscheiden könnte. Du bist mir wichtig. Du bist immer für mich da und ich weiß, dass ich immer mit dir reden kann. Und... und ich muss mich bei dir entschuldigen..." 

„Wieso musst du dich jetzt bei mir entschuldigen? Ich habe dich..." „Ich weiß, dass du mehr für mich empfindest, wie ich für dich", unterbrach ich ihn und Julian schluckte. Sofort wandte er den Blick ab. 

„Ich habe das zwischen uns nie definiert. Du bist mir wichtig und ich will dich als Freund nicht verlieren. Aber... Im Moment empfinde ich für dich nicht das, was du eben für mich empfindest. Es... es war nicht fair von mir, dich auf unseren im Aufenthaltsraum anzusprechen. Ich habe dir Hoffnung gegeben, dass da mehr sein könnte", sprach ich weiter und sah auf meine Füße.

Julian sagte eine ganze Weile nichts. „Also werden wir immer nur Freunde sein", sagte er dann ganz leise. „Im Moment ja", antwortete ich. Julian schnaubte. „Hast du Blake das auch gesagt, oder lauft ihr in ein paar Tagen wieder Händchenhaltend durch die Schule?" 

„Ich habe ihm das Gleiche gesagt. Ich... Im Moment muss ich mich auf mich selbst konzentrieren und..." „Und was ist in ein paar Wochen? Nächsten Monat? Sag mir nicht allen Ernstes, dass du es nicht jetzt schon in Betracht ziehst, dass du ihm ja verzeihen könntest und wieder alles gut ist! Er wird sich niemals gegen sein Rudel entscheiden Lynn!"

„Denkst du, dass weiß ich nicht? Aber es ist meine Entscheidung. Und ich weiß nicht, was in einem Monat sein wird! Vielleicht verzeihe ich ihm. Vielleicht sind wir in einem Monat wieder zusammen. Vielleicht sind wir aber auch nur Freunde. Oder ich bin in einem Monat tot, weil ich plötzlich krank werde, vom Dach stürze oder mir das Genick breche, im Versuch mir eine Socke anzuziehen. Wenn ich eines gelernt habe dann das, dass ich nicht weiß, was morgen sein wird! Wenn du meine Entscheidungen nicht akzeptieren kannst, dann..." Ich schluckte und Julian sah mich mit einer Mischung aus Schmerz und Wut an.

„Dann sollte ich wohl besser das Feld räumen", beendete er meinen Satz und stand auf. „Julian", sagte ich und schluckte. „Ich will dich nicht als Freund verlieren", fügte ich leise hinzu. Julian sah mich an. 

„Ich will nicht nur dein Freund sein Lynn. Und ich dachte, du hättest es verstanden, als wir darüber geredet haben. Wenn du wirklich Blake wählst, dann denk nicht, dass ich warten werde bis er dir wieder wehtut!"

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