Kapitel Sechsundzwanzig

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Ich wurde wach, als ich leise Stimmen hörte. Müde öffnete ich die Augen und lächelte leicht, als ich Nic und Abby sah. „Hey, haben wir dich geweckt?", fragte Abby besorgt und ich schüttelte leicht den Kopf. 

„Nein... Was macht ihr hier? Habt ihr nicht Unterricht?", fragte ich und sah zur Uhr. Eigentlich hatten die Beiden jetzt Training mit Cedric. Ich hatte doch wirklich den ganzen Vormittag verschlafen.

„Der Nachmittagsunterricht fällt heute aufgrund von diversen Besprechungen aus. Deshalb hat Cassiopeia erlaubt, dass wir her kommen können. Dana und Julian gucken gerade, ob sie was zu Essen hochschmuggeln können und Damien sucht nach einem Freizeitspiel, was nicht zu anstrengend ist", erklärte Abby. „Aber jetzt sag, wie fühlst du dich? Können wir irgendwas für dich tun?"

Meine beste Freundin sah mich besorgt an und ich lächelte. „Mir geht es soweit gut. Ich habe nur manchmal noch ziemliche Kopfschmerzen, aber solange ich liegen bleibe, geht es einigermaßen", antwortete ich ihr ruhig. 

„Wir haben gehört, dass die Ermittler dich heute Morgen einfach zur Befragung entführt haben. Cassiopeia war stinksauer und Summer hat sofort den Rat informiert, als sie das mitbekommen hat. Es muss sicher schwer gewesen sein, darüber zu sprechen, was passiert ist", sagte Nic leise. Ich zuckte mit den Schultern.

„Es war nicht schwer. Tatsächlich war ich ziemlich gefasst, was mich selbst überrascht hat. Lag wahrscheinlich daran, dass mich die Fragen ehr wütend gemacht haben, statt traurig..." Kurz herrschte Stille, bis Abby schließlich weiter sprach.

„Was genau ist denn passiert?", fragte sie zögernd. Ich schluckte und sah sie an. „Ich weiß es nicht. Das Letzte, woran ich mich erinnere ist, dass ich einen Schlag auf den Kopf bekommen habe. Und dann bin ich auf der Lichtung wieder zu mir gekommen. Was dazwischen war und was mit Susan passiert ist, weiß ich nicht", erklärte ich leise. 

„Sicher kommen die Erinnerungen wieder zurück", sagte Nic und versuchte zuversichtlich zu klingen. „Ich weiß gar nicht, ob ich das wissen will", murmelte ich.

„Was willst du nicht wissen?", fragte Dana, die mit einem Tablett vollbeladen mit Keksen und Kuchen ins Zimmer kam. Julian folgte ihr, ebenfalls mit einem Tablett bewaffnet, auf dem Tassen und eine Kanne Tee, sowie eine Kanne Wasser standen. 

„Unsere lieben Küchenfeen wünschen dir eine gute Besserung. Der Kuchen und die Kekse sind mit Liebe gebacken!", sagte Dana grinsend und stellte das Tablett ab. „Also? Was willst du nicht wissen?"

Ich seufzte und sah zu, wie Julian die Tassen mit Tee füllte und lächelte dankbar, als er mir eine reichte. Vorsichtig richtete ich mich auf und sah Abby dann dankbar an, die mir das Kissen so zurecht rückte, dass ich bequem sitzen konnte.

„Ich glaube, ich will gar nicht wissen, was genau in der Nacht passiert ist", antwortete ich schließlich. „Das was ich noch weiß, ist schlimm genug. Was ist, wenn das was ich nicht mehr weiß, noch hundertmal schlimmer ist?" Meine Freunde sahen mich mitfühlend und verständnisvoll an. 

„Nun ja, du wirst nichts dagegen tun können, wenn die Erinnerungen irgendwann zurück kommen. Vorausgesetzt natürlich, dass du überhaupt Erinnerungen hast. Wenn du die ganze Zeit über bewusstlos warst, dann kannst du nicht wissen, was passiert ist", sagte Julian. „Und wenn das der Fall ist, dann bringt auch kein Leser der Welt etwas. Wo keine Erinnerungen sind, da kann ein Leser auch nichts sehen", fügte er hinzu.

„Was genau ist ein Leser? Die zwei Ermittler und auch James hatten etwas erwähnt", sagte ich und sah Julian fragend an. Julian zögerte, antwortete dann aber doch. „Ein Leser kann die Erinnerungen anderer Personen einsehen. Die Fähigkeit ist ziemlich selten und die Leser die es gibt, sind alles Vampire", sagte er. 

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt