Kapitel Fünf

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Margrets kleine Boutique war vollgestopft mit wunderschönen Kleidern und Fracks. An den Wänden, auf Kleiderpuppen und auf den Kleiderstangen. Egal wo man hinsah, man sah farbenfrohe, wunderschöne Ballkleider. Handgenäht und manche schon so alt, dass sie nur noch als Muster dienten.

„Ich kann einfach nichts wegschmeißen. An jedem Kleid hängen so viele Erinnerungen. Dieses hier, war das aller erste Kleid, welches ich genäht hatte", sagte Margret und zeigte auf ein schlichtes, schwarzes Abendkleid, welches im Stil des 20. Jahrhunderts gehalten war. 

Es war hochgeschlossen und bodenlang. Getragen wurde das Kleid von einer Kleiderpuppe, die auf einem Podest hinter der Kasse stand. Es war hübsch und ich verstand, weshalb Margret es nicht entsorgen konnte.

„Wie alt warst du, als du das Kleid genäht hast?", fragte ich interessiert, während Abby, Dana und ich ihr nach hinten folgten. In den Raum ihrer Lieblingskleider. Margret überlegte kurz. 

„Ich war glaube ich 14. Meine Eltern hatten nie so viel Geld, dass sie mir ein Kleid für den Schulball kaufen konnten. Die Schulgebühren konnten sie ja gerade so aufbringen", erzählte sie und ließ uns den Vortritt.

„Ich bin die ersten zwei Jahre, die ich in Silverleaf war, nicht zum Ball gegangen, weil ich kein Kleid hatte. Und dann habe ich mir selbst eins genäht, für den nächsten Ball. Es ist nicht perfekt gewesen, aber ich habe es geliebt und das Jahr darauf, habe ich ein Kleid für eine Mitschülerin gemacht. Nach meinem Abschluss, habe ich einfach weiter damit gemacht und so bin ich hier gelandet..." Sie lächelte und seufzte tief.

„Ihr musstet damals Schulgeld zahlen?", fragte Nic überrascht, der in den Raum geschlüpft kam. Auch hier hingen überall Kleider und Anzüge herum. Margret nickte. „Das war damals so üblich ja. Wir reden hier über das frühe 20. Jahrhundert!" Ich sah sie überrascht an. 

„Wann bist du zur Schule gegangen?" Margret lachte. „Ich bin nach Silverleaf gekommen... ich glaube es war 1910? Ich habe 1918 meinen Abschluss gemacht und habe dann angefangen mein Hobby, das Schneidern von festlicher Mode, zum Beruf zu machen", sagte sie und ich nickte anerkennend.

„Übernatürliche Wesen, vor allem Feen, altern langsamer", erklärte Abby mir leise. „Ich weiß... Ich vergesse das nur ständig", murmelte ich und Margret lächelte. „Es muss wirklich ziemlich verwirrend für dich gewesen sein, all das hier zu erfahren?" Ich zuckte mit den Schultern. „Schon ja... Aber mittlerweile ist es ganz cool", antwortete ich. Margret lächelte mich liebevoll an. 

„Dann wollen wir euch mal in die Kleider stecken. Wo habe ihr eigentlich Damien und Julian gelassen?" „Du kennst doch Julian", sagte Dana grinsend. „Shoppen ist für ihn genauso schlimm wie Schokolade!" Margret lachte herzlich und winkte Abby zu sich.

„Ich habe ein paar kleine Änderungen an deinem Kleid vorgenommen Abby. Ich habe den Rock ein klein wenig gekürzt und es an der Taille enger gemacht. Ihr esst eindeutig zu wenig!" Margret zog Abby in die kleine Umkleidekabine und kurz darauf hörte man das Rascheln von Stoff. 

„Ich komme gleich wieder okay Margret? Ich muss aufs Klo!", rief Nic, was mir einen Stich im Schläfenbereich versetzte. „Du weißt ja, wo du es findest!", antwortete Margret aus der Kabine. Nic verließ das Hinterzimmer.

„Ich frage mich echt, wann er Abby fragen will, ob sie mit ihm zum Ball gehen will. Ich meine, er steht sowas von auf sie, aber bekommt seinen Hintern nicht hoch!" „Hat er sie echt noch nicht gefragt?", fragte ich leise und sah sie an. 

„Nein hat er nicht. Ich dachte, unser Witz von heute Morgen, mit dem Date und so, würde ihn einen Anstoß verpassen. Aber nichts. Er ist manchmal wirklich dämlich!" Ich nickte leicht. „Vielleicht macht er noch. Wenn er mit ihr allein ist!" Dana sah mich zweifelnd an, doch antworten konnte sie mir nicht mehr.

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt