Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)

Kapitel Dreißig

„Gehen wir in den Aufenthaltsraum?" Dana sah fragend in die Runde und während Damien, Abby und Nic zustimmen nickten, suchte ich nach einer Ausrede, wieso ich dringend in die Bibliothek musste und sie schon vorgehen sollten. Doch glücklicherweise kam Summer in genau diesem Moment auf uns zu.

„Lynn, könntest du mit in mein Büro kommen?" Ich nickte und wandte mich an meine Freunde. „Geht ihr schon vor? Ich komme dann nach", sagte ich und lächelte. Während Dana, Abby, Nic und Damien in Richtung Aufenthaltsraum verschwanden, folgte ich Summer in ihr Büro. Am liebsten wäre ich sofort wieder umgedreht, als ich Thomas auf dem Sofa sitzen sah. Er hatte eine Tasse Tee in der Hand und lächelte mich (beinahe väterlich) an.

„Setz dich bitte", sagte Summer und sofort ließ ich mich auf den Sessel fallen, der am weitesten vom Sofa entfernt stand. Hinter mir ging die Tür zu und James tauchte in meinem Blickfeld auf. Ich sah ihn kurz an und wandte mich dann an Summer.

„Ist irgendwas passiert?", fragte ich und hoffte einfach, dass mein Pokerface gut genug war. Hatte James mit Summer geredet und sie hatten entschieden, dass sie Thomas direkt konfrontieren sollten? Ging es um etwas ganz anderes? Steckten James, Summer und Thomas vielleicht auch unter einer Decke? War ich überhaupt sicher hier?

Entspann dich Lynn... Nicht durchdrehen!

„Es geht um die Beerdigung. Sie findet am Samstag in London statt", sagte Summer und lächelte leicht. „Ich wollte mit dir alles besprechen. Du wirst für Freitag freigestellt. James, Cedric, Thomas und du werdet Freitag nach dem Frühstück nach London aufbrechen. Die Beerdigung ist dann am Samstag um zehn Uhr", sprach sie weiter. Überrascht sah ich meine Direktorin an.

„Ich dachte die Beerdigung ist erst, wenn ihre... ihr Körper freigegeben wird", murmelte ich. „Also, wenn der Fall abgeschlossen ist", fügte ich dann hinzu. „Die Gerichtsmediziner haben ihren Körper heute Morgen freigegeben. Es wurden alle Spuren genommen, die man finden konnte", sagte Thomas leise. 

„Sie möchten nicht, dass wir noch länger warten müssen und wollen uns ermöglichen, dass wir uns von ihr verabschieden- und sie in Frieden ruhen lassen können", fügte er hinzu. Ich schluckte und musste mich so zusammen reißen, ihn nicht anzuschreien.

„Wie genau wird es ablaufen?", fragte ich, um mich abzulenken. „Ihr fahrt schon Freitag. Cassiopeia und ich kommen erst am Samstag nach. Insgesamt würde ich dich gerne für die ganze nächste Woche freistellen. Beerdigungen könne aufwühlend sein. Gefühle und Emotionen könnten wieder hochkommen. Du darfst auch gerne für die Zeit in London bleiben, wenn du..."

„Ich würde gerne nach der Beerdigung sofort wieder hier her zurück kommen", unterbrach ich meine Direktorin sofort. „Bist du dir sicher?" Ich nickte. „Ja, ich möchte bei meinen Freunden sein. Bei meiner... Familie", sagte ich Summer lächelte. 

„Das verstehe ich. Solltest du dir es anders überlegen, kannst du es uns ja noch mitteilen", sagte sie. Ich nickte und sah kurz zu Thomas, der an seinem Tee nippte und so tat, als sei gar nichts.

Habe ich mich vielleicht doch geirrt? Habe ich wirklich Thomas gehört oder habe ich seine Stimme vielleicht wirklich verwechselt? Ich bin wirklich noch nicht ganz fit und hatte heute Morgen leichte Kopfschmerzen...

Ich sah zu Summer und räusperte mich, um meine Stimme wieder zu finden. „Ich würde gerne darauf zurückkommen, dass ein Leser meine Erinnerungen durchsehen könnte. Ich kann mich zwar an nichts erinnern, aber was ist, wenn da wirklich etwas ist, auf das mein Unterbewusstsein mich nicht zugreifen lässt? Ich fühle mich soweit fit, dass ich bereit bin, dass jemand meine Erinnerungen durchsieht!"

Ich achtete genau auf die Reaktion von Thomas, doch er blieb völlig entspannt. Summer sah mich besorgt an. „Bist du dir wirklich sicher? Für dich kann es wirklich mit vielen... schmerzhaften Momenten verbunden sein. Du durchlebst diesen Abend noch einmal. Mit allen Emotionen", sagte sie. Ich sah sie entschlossen an.