Kapitel Elf

189 21 4
                                    

Unruhig lief ich in meinem Zimmer auf und ab und sah immer wieder zum geöffneten Fenster. Es war weit nach elf Uhr und normalerweise war Blake deutlich früher hier. Es machte mich nervös, dass ich ihn seit dem Abendessen nicht mehr gesehen hatte. Wir hatten uns nicht einmal gute Nacht gesagt, sowie wir es sonst immer taten. 

Er war auch nicht mehr im Aufenthaltsraum aufgetaucht, sondern war mit den anderen Werwölfen verschwunden. Unweigerlich fielen mir die ganzen, kleinen Bemerkungen von Cecilia wieder ein.

„Weißt du, Blake mag zwar gerade so etwas wie dein Freund sein, aber du solltest vielleicht wissen, dass er bis jetzt immer zu mir zurück gekommen ist. Und er wird auch dieses Mal zu mir zurück kommen. Wir sind füreinander bestimmt, verstehst du? Wir haben eine Verbindung, die uns verbindet!" 

Ich meine, was wusste ich schon über die Beziehung von Blake und Cecilia? Er sagte zwar immer, dass er Cecilia nicht einmal leiden konnte (und das war nicht gelogen gewesen), aber wieso knutschte man mit jemanden rum, den man nicht mag? Er hatte mir auch nie erklärt, wieso er überhaupt mit ihr so etwas wie eine Beziehung geführt hatte. Und dann die Bemerkung heute Morgen. „Ich hoffe der Mascara ist wasserfest!" Sie hatte diesen Satz nicht einfach nur so gesagt.

Hatte sie gewusst, dass Blakes Vater kommen würde und Blake sich dann wieder mehr an die Werwölfe und somit an sie halten würde? Ich biss mir nervös auf die Unterlippe und fuhr mir durchs Haar. 

Aber wieso hält er sich an die Werwölfe, nur weil sein Vater hier ist? Er ist doch ein eigenständiger Mensch, der tun und lassen kann, was er will! Ich wollte gerade genervt aufstöhnen, weil meine Gedanken sich immer und immer wieder im Kreis drehten, aber zwei warme Hände legten sich über meine Augen und ich lächelte.

Blake drückte mir einen Kuss auf die Wange und ich drehte mich zu ihm um, überglücklich, dass er hier war. Ich machte mir umsonst Sorgen. Es hatte sich nichts geändert!

„Hey, du bist spät", sagte ich und lächelte, als Blake mich dichter zu sich zog und meinen Hals mit Küssen bedeckte. „Tut mir leid...", nuschelte er und schob mich zum Bett. „Wie war dein Nachmittag?", fragte er dann und wie jeden Abend sah ich dabei zu, wie er es sich auf meinem Bett gemütlich machte. 

Ich quetschte sich, so dicht wie möglich, an die Wand, stopfte sich das Kissen in den Rücken und sah mich abwartend an. Lächelnd kuschelte ich mich an ihn und legte meinen Kopf auf seiner Brust ab.

„Ganz okay. Ich habe eigentlich nicht wirklich etwas gemacht, außer Hausaufgaben. Wie war dein Nachmittag?", fragte ich und genoss es einfach, wie Blake mich leicht an sich drückte und mir über den Rücken strich. „Nicht wirklich gut", sagte er leise und seufzte. 

„Wegen deines Vaters?", fragte ich vorsichtig und hob kurz den Kopf, um ihn ansehen zu können. Blake sah an die Decke und runzelte leicht die Stirn. „Nein, dass er hier ist, wusste ich erst als ich ihn gesehen habe. Ich war bei Cassiopeia und durfte mir dann was von Summer anhören, weil ich das Training verpasst habe und als sie den Grund erfahren hat, war sie erst recht wütend auf mich", sagte Blake und seufzte.

Besorgt sah ich meinen Freund an. „Warum warst du bei Cassiopeia?" Ich spürte deutlich, wie Blake mit sich selbst rang. Dann gab er nach und seufzte erneut. „Ich habe mich heute früh, als ich zurück in mein Zimmer bin, eventuell ein ganz klein wenig verletzt", sagte er ausweichend. 

„Wann und vor allem wie und wo?" Ich sah ihn ernst an und Blake wich meinem Blick aus. „Blake", sagte ich und drehte seinen Kopf in meine Richtung, damit er mich ansehen musste. „Was ist passiert?"

Blake sah mich an und ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Es war super früh am Morgen, als ich aufgewacht bin und festgestellt habe, dass ich vielleicht zurück in mein Zimmer sollte, bevor es hell wird und die ersten Frühaufsteher zufällig beobachten, wie ich aus deinem Zimmer klettere und übers Dach zurück in mein Zimmer schleiche", sagte er und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. 

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt