Kapitel Fünfzehn

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Es war grotesk wie normal alles weiter lief, als ich am nächsten Morgen den Speisesaal betrat. Die meisten Schüler saßen bereits an den Tischen, aßen ihr Frühstück, lachten und planten was sie heute machen würden. Die Welt drehte sich weiter, egal wie beschissen mein Leben gerade lief. 

Doch für mich hatte sich mein Leben mal wieder, innerhalb von nur wenigen Stunden komplett gedreht. Während mein Leben ständig durcheinander geworfen wurde, drehte sich die Welt für die anderen ganz normal weiter. Aber was erwartete ich auch?

Dana und Abby winkten mir zu und ich ging lächelnd, mit meinem Tablett bewaffnet, auf unseren Tisch zu. Es war ehr eine Art Schutzinstinkt dass ich mich völlig normal verhielt, mich setzte und in die Runde lächelte. 

Ich hatte die dringende Bedürfnis so zu tun, als wäre alles normal. Immerhin war für meine Freunde alles wie immer. Und was sollte ich schon sagen? In meinem Leben werde ich ständig nur angelogen? Jeder einzelne Mensch in meinem Leben verschweigt mir Dinge? Wusstet ihr auch, dass Cedric mein Vater ist und Nic somit mein Bruder? Blake hat Schluss gemacht, weil er sich für sein Rudel entscheiden musste. Doch anstatt dieser Worte, seufzte ich einfach.

„Was machen wir heute Leute?", fragte ich und sah in die Runde. „Solange es nichts sportliches ist, bin ich dabei", sagte Damien und lächelte leicht. Ich sah ihn an. „Ich hab's gehört. Wie geht es der Nase?", fragte ich mitfühlend. 

„Es geht. Noch ein paar Tage und alles ist beim Alten. Cassiopeia hat mir etwas gegen die Schmerzen gegeben und ich musste über Nacht auf der Krankenstation bleiben, damit sie eine Gehirnerschütterung ausschließen konnte", sagte er und Julian sah ihn entschuldigend an. „Ehrlich Damien, es tut mir so leid!" „Ach, das kann mal passieren", winkte Damien ab und lächelte.

„Also, keine sportlichen Aktivitäten also. Wie wäre es mit einer Runde Monopoly im Aufenthaltsraum?" „Ich wäre dabei, solange Julian nicht wieder schummelt", sagte Dana. „Es steht nirgendwo in den Regeln, dass ich Häuser und Hotels stehen lassen muss!" 

„Es ist trotzdem schummeln!" „Ist es nicht!" „Genau, wir können alle diese Taktik nutzen", warf ich ein. „Nein, könnt ihr nicht! Das ist meine Taktik. Sucht euch eine eigene!" Ich sah Julian grinsend an. „Vielleicht war das auch immer meine Taktik und du hast sie mir gestohlen, als du meine Gedanken gelesen hast", sagte ich schelmisch.

„Ja, vielleicht hatten wir alle diese Taktik und du hast sie uns allen gestohlen!" Julian lachte. „Meinetwegen, dann nutzt halt meine Taktik. Ihr verliert trotzdem!" Ich schnaubte. „Wollen wir wetten?", fragte ich und sah ihn an. „Um was?" Julian sah mich interessiert an. Ich überlegte. 

„Wenn du das Spiel gewinnst, also das meiste Geld hast, dann..." „Dann musst du auf dem Ball den Ententanz tanzen!", sagte Dana lachend. Ich wollte etwas erwidern, aber Julian nickte begeistert. „Ich find's gut. Und sollte ich nicht gewinnen, sondern einer von euch, dann tanze ich den Ententanz", sagte er grinsend. Er streckte mir die Hand entgegen und ich schlug ein. 

„Deal!", fügte ich hinzu. „Oh Lynnie, du hast gerade für deine größte Blamage unterschrieben", sagte Julian lächelnd. „Nein, ich denke nicht", sagte ich ruhig. „Du hast gerade eingeschlagen, dass du den Ententanz tanzt, wenn einer von uns allen gewinnt. Du spielst im Prinzip alleine gegen uns fünf. Und ich glaube wir würden alle liebend gerne den Ententanz von dir sehen!" Julians Lächeln kippte aus seinem Gesicht.

„Oh nein! Ihr müsst so spielen, wie ihr normalerweise auch spielen würdet! Ihr dürft nicht als Team..." „Wir haben das nicht vorher festgelegt. Oder sehe ich das Falsch?", fragte ich und sah vor allem Nic an, der bis jetzt noch gar nichts gesagt hatte. „Äh... nein, habt ihr tatsächlich nicht", sagte Nic und lächelte leicht. „Das ist nicht fair", murmelte Julian und verschränkte die Arme. 

„Aber okay, ich hab eingeschlagen. Und du Lynn, wirst den Ententanz ganz alleine tanzen, solltet ihr alle verlieren. Immerhin haben wir nur über dich gesprochen!" Ich grinste und strich mir langsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich gehe keine Wette ein, wenn ich mir nicht sicher wäre zu gewinnen!" Julian lachte leise. „Die, die die Klappe am Weitesten aufreißen sind die, die immer verlieren", sagte er und ich zuckte mit den Schultern.

„Aber um das klarzustellen, es geht hier immer noch um den Spaß oder?", fragte Abby leise. Wir sahen sie an. „Klar", sagten Julian und ich gleichzeitig. „Es geht nur um den Spaß!" Wir sahen uns an und lachten. „Die beiden lügen wie gedruckt. Die haben ihren ganz persönlichen Krieg angezettelt", sagte Dana grinsend. 

„Ach, so eine kleine Wette macht doch Spaß", warf Nic ein. „Du kannst gerne mit einsteigen Nic", sagte ich und sah ihn herausfordernd an. „So ein kleiner Ententanz vor dir, vor allen Eltern und wichtigen Menschen... Macht doch bestimmt Spaß..." „Nee, ich passe. Aber ich stehe voll hinter dir und werde dir helfen zu gewinnen!" Ich nickte. „Freut mich zu hören", sagte ich und lächelte.

Doch das Lächeln gefror mir auf den Lippen, als die Gruppe der Werwölfe den Speisesaal betrat, vorweg lief natürlich Blake und neben ihm – oder ehr an ihm klebend – Cecilia. Ich schluckte und wandte den Blick schnell ab. 

„Also, wollen wir schnell aufessen und in den Aufenthaltsraum, bevor es da zu voll wird?", fragte ich, in der Hoffnung meine Freunde würden Blake nicht bemerken. Doch mein Hoffnung starb, als ich die verwirrten Blicke auf mir bemerkte.

„Ähm... Wieso klebt Blondie an deinem Freund und grinst, als sei sie gerade zur Queen geworden?", fragte Dana und hob skeptisch die Augenbraue. „Und wieso lässt Blake zu, dass sie an ihm klebt?", fügte Nic hinzu. Ich seufzte. „Weil wir nicht mehr zusammen sind", sagte ich leise. „Bitte was?!", kam es unisono von meinen Freunden. 

„Seit wann?" „Hat er darüber mit dir gesprochen gestern?" „Ich wusste doch, dass irgendwas komisch ist!" Wieder seufzte ich. „Ehrlich, es ist keine große Sache. Er kam gestern Abend noch einmal zu mir und hat Schluss gemacht. Bitte, macht das nicht größer oder schlimmer als es ist", sagte ich ruhig. 

„Ähm bitte? Er hat gestern Abend mit dir Schluss gemacht und es juckt dich nicht?", fragte Dana fassungslos. „Das kann nicht dein Ernst sein!" Ich zuckte mit den Schultern.

„Was soll ich schon machen? Ich werde nicht vor ihm auf die Knie gehen und ihn anflehen, dass er zurück kommt. Es war seine Entscheidung und wenn er lieber mit Cecilia zusammen sein will, dann... dann ist das eben so. Ich bin nicht so eine, die die Trennung nicht akzeptieren will und ihren Ex stalkt", sprach ich weiter. 

„Wow... Das ist dein Ernst", sagte Dana leise. Ist es nicht. Aber meine Gedanken sind verborgen und ich kann anlügen wen ich will... Nur Nic sah mich an, als würde wissen, dass ich log. Ach ja, er wusste es ja auch...

„Warum hast du nichts gesagt?", fragte Abby besorgt. Ich zuckte mit den Schultern. „Weil es mir gut geht. Ich will echt nicht darüber reden. Das zieht mich nur runter und ich will mich nicht von ihm runterziehen lassen. Dann würde Cecilia sich besonders freuen und diese Genugtuung gebe ich ihr nicht!" 

„Soll ich ihn mit meiner Fähigkeit in die Knie zwingen und vor schmerzen weinen lassen?", fragte Julian und ich schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass du Ärger bekommst. Und ich will auch nicht, dass jemand verletzt wird. Mir geht es gut Leute, ehrlich! Ich will jetzt einfach nur mit euch rumhängen und mich auf den Ball freuen, auf dem Julian den Ententanz tanzen wird!" 

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