Kapitel Zehn

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Es war schwieriger als gedacht mit Will zu reden. Bis zum Abendessen sah ich ihn nicht einmal und ich hätte auch keine Ahnung gehabt, wie ich mit ihm reden hätte können, ohne in Gefahr zu laufen, dass uns jemand belauschte. Ich hatte kurz überlegt ihn suchen zu gehen, hatte diese Idee aber wieder verworfen. 

Morgen war Freitag. Ich würde ihn eh in Erdkunde sehen und nach dem Unterricht noch kurz bleiben um mit ihm zu reden. Und niemand würde Fragen stellen, weil es eben normal war, dass man nach einer Unterrichtsstunde noch etwas klären musste. Deshalb ignorierte ich meine nervige, innere Stimme die mir förmlich zuschrie, dass ich noch heute mit Will sprechen musste.

„Was machen wir nach dem Abendessen?", fragte Dana in die Runde, als wir uns im Speisesaal an unseren Tisch setzten. „Also ich muss noch was für Kunst fertig machen. Summer will morgen die Bildanalysen haben", sagte Abby. Nic stöhnte. „Mist! Die habe ich völlig vergessen!" 

„Dann halte dich lieber ran", antwortete Abby. „Ich kann dir helfen wenn du willst", fügte sie dann fragend hinzu. „Bitte! Ich bin schrecklich in Bildanalysen. Mir ist doch voll egal, was irgendwelche Künstler sich dabei gedacht haben, wenn sie Farbe auf einer weißen Leinwand verteilt haben. Ganz ehrlich, ich wette diese Künstler wussten selbst nicht, was sie tun!" Ich grinste.

„Okay, also Abs und Nic sind raus. Lynn?", fragte Dana. Ich seufzte. „Eigentlich würde ich echt gerne noch was machen, aber... Mein Spanischaufsatz für Mary ist noch nicht fertig", sagte ich und Dana verdrehte die Augen. „Damien?" „Hab Mathe heute noch nicht gemacht, also sorry Dana", sagte er entschuldigend. Dana zog eine Schnute und seufzte. „Hast du alle Hausaufgaben für Morgen fertig?", fragte ich sie überrascht. Sie nickte. „James hat die GüB-Stunde ausfallen lassen und ich konnte schon alle Hausaufgaben erledigen. Ich dachte, ihr würdet fertig werden", sagte sie.

„Hey, hey", sagte Julian und setzte sich zu uns. „Hey, wo warst du denn den ganzen Nachmittag?", fragte ich und sah ihn an. Julian zuckte mit den Schultern. „Mir ging es irgendwie nicht so gut nach den letzten Stunden und ich habe mich hingelegt", sagte er und Dana grinste. 

„Er hat einen ordentlichen Schlag in den Magen abbekommen im Training und musste sich sofort übergeben", sagte sie und Julian sah sie genervt an. „Was ist passiert?", fragte ich mitfühlend. Julian seufzte. „Summer und James haben ihre Trainings zusammengeschmissen. So kurz vor Vollmond ist das auch echt in Ordnung. Ich habe mit Paul trainiert und war kurz abgelenkt", sagte er und Dana kicherte wieder.

„Das war echt nicht lustig. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass sich mein ganzer Magen einmal um sich selbst gedreht hat!" Dana lachte und Julian funkelte sie wütend an. „Hey, beruhigt euch wieder. Das ist wirklich nicht lustig Dana", sagte ich und sah sie an. Dana verdrehte die Augen. 

„Gott, seid ihr heute alles Spielverderber", murmelte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich sah Julian an. „Geht es dir denn jetzt besser?", fragte ich und er nickte. „Ja, ich habe mir von Cassiopeia so ein Mittel gegen Übelkeit geholt. Hat geholfen und ich habe bis eben geschlafen. Wo ist eigentlich Blake?", fragte er mich dann unvermittelt. Ich zuckte mit den Schultern.

„Hab ihn seit dem Mittagessen nicht mehr gesehen", sagte ich und Julian nickte. „Da habe ich ihn auch das letzte Mal gesehen. Beim Training war er auch nicht..." Ich sah zum Tisch der Werwölfe, doch dort saß er ebenfalls nicht. Dafür fing mein Blick den von Cecilia auf und sie verzog ihr Gesicht zu einem überlegenen Grinsen. Ich lächelte zurück und wandte mich ab.

„Hat Cecilia irgendwas eingenommen oder warum grinst sie so dämlich?", fragte Dana und runzelte die Stirn. Ich zuckte mit den Schultern. „Mir egal. Ich habe festgestellt, dass ich sie mit Nettigkeit und Ignoranz mehr erwische. Außerdem ist es anstrengend, sie ständig zu hassen. Eigentlich tut sie mir sogar fast leid", sagte ich. 

Silverleaf Academy - Wenn alles anders ist... (3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt