Kapitel Sechs

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Es war bereits dunkel, als wir uns schließlich auf den Heimweg machten. Wie ich es Nic gesagt hatte, ließ er sich mit Abby ein wenig zurückfallen, was Dana natürlich sofort bemerkte.

„Tut er was ich denke was er tut?", fragte sie mich leise und ich grinste. „Er brauchte nur einen Arschtritt", murmelte ich und Dana kicherte. „Los wir sollten uns echt ein wenig beeilen. Dann sind wir noch vor der Nachtruhe zurück", sagte Julian und sah auf seine Armbanduhr. 

„James weiß, dass es später wird", antwortete Dana und verdrehte die Augen. „Wir müssen es aber nicht ausreizen. Ich will echt keinen Ärger bekommen!" „Julian hat recht", sagte Damien.

Dana seufzte tief. „Abby! Nic! Beeilt euch mal ein bisschen!" Die beiden schlossen wieder zu uns auf und Abby grinste von einem Ohr zum anderen. Ich sah Nic kurz an und er lächelte zufrieden. Dana hatte bereits die Köpfe mit Abby zusammengesteckt und ich schloss mich den beiden an.

„Er hat mich gefragt Lynn", grinste Abby und ich lächelte. „Na endlich! Wurde aber auch Zeit", sagte ich und Dana warf mir einen vielsagenden Blick zu. „Jetzt brauchen wir nur noch für dich ein Date Dana!" Dana lachte. 

„Wieso?" „Na ja... Ich gehe jetzt mit Nic zum Ball. Lynn geht natürlich mit Blake. Nur du..." „Ich hab ein Date", sagte Dana und grinste. „Echt?" Überrascht sahen wir unsere Freundin an und sie wurde sogar leicht rot.

„Wen?" „Gabe hat mich vor ein paar Tagen schon gefragt. Dieser süße Gestaltwandler aus Julians Klasse. Wisst ihr wen ich meine? Den Blonden", sagte sie und ich überlegte kurz, konnte mich aber nicht erinnern, ihn schon einmal gesehen zu haben. Aber Abby kannte ihn. 

„Oh Gott Gabe ist super! Er ist mega lieb und echt süß!" Dana kicherte. „Ja oder?" „Aber warum hast du nichts gesagt?", fragte Abby fassungslos.

Mittlerweile waren wir etwas hinter den andere zurückgefallen, was uns deutlich wurde, als Julian genervt vor uns stand. „Beeilt ihr euch bitte ein bisschen? Wir haben es gleich elf Uhr und ich will wirklich noch vor Nachtruhe auf dem Gelände sein!" „Sorry", murmelten wir und liefen etwas schneller.

„Ich wollte noch nichts sagen, bis ich mir sicher war, dass wir alle drei ein Date haben", antwortete Dana auf die Frage. „Außerdem hat er in der Zeit gefragt, in der wir wegen des Vorfalls nicht mit Lynn geredet haben und du warst sauer auf Nic, weil er sich auf Lynns Seite positioniert hat..." Ungern wurde ich an unseren großen Streit von vor wenigen Tagen erinnert.

Aufgrund eines Wutanfalls, dessen Auslöser ich nach wie vor nicht wirklich benennen konnte, hatte ich mich in der Cafeteria in einen Wolf verwandelt und beinahe Abby angegriffen. Wenn Nic nicht dazwischen gegangen wäre, hätte ich Abby ernsthaft verletzen, wenn nicht sogar töten können. 

Die Folge war ein einwöchiger Hausarrest und die Tatsache, dass meine Freunde ziemlich sauer waren, weil ich auch ein paar nicht gerade schöne Dinge gesagt hatte. Jetzt aber war alles wieder gut und sie hatten mir verziehen, worüber ich wirklich froh war.

„Du hättest trotzdem was sagen können", sagte Abby. „Ich weiß... Sorry", murmelte Dana und dann waren wir vor dem Tor des Schulgeländes angekommen. Nic drückte auf die Klingel und kurz danach öffnete sich das Tor quietschend und wir beeilten uns hineinzugehen und den Pfad bis zum Schulgebäude zu folgen. Vor dem Eingang stand James und erwartete uns bereits. Er sah nicht sauer aus oder so, sondern er nickte nur und ließ uns vorbei.

„Wie war das Stück?", fragte er und sperrte hinter uns die Tür ab. „Super", antwortete Dana. „Danke, dass wir so lange wegbleiben durften", fügte ich hinzu und lächelte. Mittlerweile war es nach elf und eigentlich dürften wir nicht einmal mehr auf dem Gang sein. 

„Macht euch Bettfertig und seid leise", sagte James und sah zu, wie wir die Treppe rauf stiegen. An der Treppe die zum Mädchentrakt führte, trennten wir uns von Nic und den anderen beiden.

Bevor wir selbst ins Bett gingen, verschwanden wir noch im Waschraum und putzten uns die Zähne. „Na dann, gute Nacht", sagte ich und lächelte Dana und Abby an. „Schlaf gut", sagte Abby leise und Dana lächelte. Während die beiden weiter zu ihren Zimmern gingen, öffnete ich meine Zimmertür und betrat den kleinen Raum. Meine Waschtasche stellte ich einfach auf dem Schreibtisch ab und dann schlüpfte ich in mein Schlafzeug und kuschelte mich in meine Decke.

Müde schloss ich die Augen und gähnte noch einmal. Im selben Moment klopfte es gegen meine Fensterscheibe und verwirrt hob ich den Kopf. „Blake?", fragte verwirrt und stand auf. Ich öffnete mein Fenster und kurz darauf stand mein Freund in meinem Zimmer. „Hey", sagte er und gähnte. 

„Was machst du hier? Es ist eine Nacht nach Neumond. Du solltest nicht übers Dach klettern", sagte ich leise und sah ihn vorwurfsvoll an. Er lächelte und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich wollte aber bei dir sein", sagte er und zog mich zum Bett. Unweigerlich musste ich lächeln und ließ mich von ihm auf die Matratze ziehen.

So wie eigentlich immer machte Blake es sich sofort gemütlich und grinste mich dann müde an. Ich kuschelte mich an ihn und genoss seine warmen Berührungen und die gleichmäßigen Atemzüge.

„Du hättest vom Dach fallen können", sagte ich leise und allein die Vorstellung, ließ mich erschaudern. „Ich weiß... Ich wollte trotzdem bei dir sein. Ich hab dich vermisst", sagte er leise und drückte mich etwas fester an sich. 

„Du hättest mit ins Dorf kommen können..." „Ich weiß... Nächstes Mal komme ich mit. Versprochen!" Er gab mir einen leichten Kuss aufs Haar und ich lächelte.

„Wie war die Vorführung von Romeo und Julia?" „Wirklich gut. Die Schauspieler haben das so verdammt gut gemacht! Das Bühnenbild, die Kostüme... Es war perfekt!" Ich lächelte und konnte mir ein Gähnen nicht verkneifen. „Machst du mich mit Absicht neidisch?" Blake lachte leise und ich zuckte mit den Schultern. „Vielleicht..." Ich hob den Kopf und sah ihn an.

„Nächstes Mal komme ich mit. Versprochen", sagte er und strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. Ich küsste ihn und er erwiderte Kuss sofort und einen Moment vergaß ich alles um uns herum. Blake war es, der sich dann von mir löste und ich kuschelte mich wieder an ihn.

„Was hast du heute den ganzen Tag gemacht?", fragte ich leise und genoss das Gefühl seiner Finger, die langsam über meinen Rücken strichen. „Nicht so viel, wie ich eigentlich machen wollte. Ich hab ein paar Hausaufgaben erledigt und ansonsten fast nur rumgegammelt. Ich war echt durch", sagte er und seufzte leise. 

„Und ich hab dich vermisst", fügte er hinzu. „Du bist nach dem Frühstück so schnell abgehauen, nachdem Julian deinen Vater und das Rudel erwähnt hat. Ist alles in Ordnung?", fragte ich vorsichtig.

Blake antwortete nicht sofort und ich sah ihn fragend an. Dann seufzte er wieder. „Es ist nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Ich war nur etwas genervt, dass mein Vater mir noch nichts gesagt hat", sagte er und das Ziehen im Schläfenbereich störte mich mehr als sonst. Blake log mich eindeutig an und es verletzte mich, dass er mir nicht sagte, was das Problem gewesen war.

„Hey... Ist alles gut?", fragte Blake, als er meine Anspannung spürte. Schnell nickte ich. „Ja, alles gut. Nur müde", log ich und kuschelte mich wieder an ihn. Blake drückte mich an sich und strich mir wieder über den Rücken. 

„Du solltest gehen", murmelte ich, als meine Augen mir immer wieder zufielen. „Ich bleibe bis du eingeschlafen bist", sagte Blake leise und ich lächelte. Vielleicht will er mich auch einfach nicht mit seinen Familienproblemen nerven. Aber ich sollte ihm deutlich machen, dass er mit mir über alles reden konnte. Nur nicht mehr jetzt...

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