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//hey, Nina und Emily hier, wir haben gemeinsam an dieser Story geschrieben, die wir jetzt endlich mit euch teilen wollen :)
Jeden Mittwoch wird ein Kapitel hochgeladen (so sieht es zumindest aktuell aus).
Die ungeraden Kapitel wurden immer von Nina geschrieben und die geraden von Emily. Das variiert jedoch je nach Idee und Motivation :)
Viel Spaß beim Lesen<3//

„Gib mir mal bitte das Kissen.", sagte sie trocken und zeigte auf den Boden. Thomas hob es wortlos auf und legte es unter ihr Becken, welches sie bereits angehoben hatte.
Seit nun schon mehr als einem Jahr versuchte das Paar eine Familie zu gründen, allerdings bislang erfolglos. Anfangs noch voller Motivation und Freude, auch wenn die Schwangerschaftstests am Ende immer negativ ausfielen. Sie gaben nicht auf, aber jeder weitere Test zerbrach die beiden innerlich jedes Mal ein kleines Stückchen mehr und das wurde so langsam aber sicher bemerkbar. Zwischen Tourleben und Bandstudio hatten sie immer jede erdenkliche Chance genutzt, um ihrem gemeinsamen Willen jedes Mal etwas näher zu kommen. Keiner wusste von ihrem Vorhaben. Nicht einmal die anderen beiden Jungs der gemeinsamen Band. Sie wollten keinerlei zusätzlichen Stress von außen an sich ran lassen, auch wenn das häufige, heimliche, schnelle Verschwinden irgendwann nicht mehr unbemerkt blieb. Stefanie und Thomas hielten jedoch an ihrem Traum einer kleinen, perfekten Familie fest und gaben nicht auf. Jedoch hatte sich die letzten Monate eine Monotonie eingeschlichen, die sich anfing zwischen die Beiden zu schieben. Wie ein Parasit, der sich langsam zwischen sie fraß und ihnen kaum noch Raum zum Atmen gab.

Stefanie lag auf dem Rücken, während sie die Decke anstarrte. Thomas hingegen saß an der Bettkante und hatte ihr den Rücken zugewandt. Sie konnte seine immer noch schnellen Atemzüge hören, während sich wie so oft nach einem erneuten Versuch ihre Gedanken überschlugen. So langsam konnte sie ihre Bilder sortieren und wurde klar im Kopf. Sie begann zu zweifeln. An all dem hier. Liebte sie Thomas überhaupt noch oder hatte sie ihn nach all den Jahren ihrer Beziehung an den Kinderwunsch verloren? Tat sie es aus Liebe oder nur für dieses noch nicht einmal existente Baby? War es doch ihre Dickköpfigkeit, die unbedingt ihr Ziel erreichen wollte, egal was es ihr abverlangte? Es fühlte sich in ihrem Kopf einfach nichts mehr an wie früher. Obwohl das Paar sich in den letzten Monaten so nah wie nie war, fühlte es sich so an, als lebten sie ihn verschiedenen Dimensionen. Sie verstanden einander nicht mehr. Wollten sie sich überhaupt verstehen? Was war nur aus ihrer perfekten, kleinen Welt geworden? Wie lang würde es noch dauern, bis sich ein kleiner Mensch zu ihnen gesellte? Würde es überhaupt jemals passieren oder war all die Anstrengung umsonst?
Ihr Kopf ratterte all die Fragen im Dauerlauf herunter, während sie nicht einmal bemerkt hatte, dass ihr Freund bereits unter der Dusche stand.
Sie lag alleine auf ihrem gemeinsamen Bett. Mitten in der Dunkelheit. Stumme Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wangen, während sie sich eine klare Entscheidung in ihrem Kopf zurecht legte. Ihr Entschluss stand fest. Sie konnte und wollte so nicht weiter machen. Irgendwas musste sich ändern, wenn sie retten wollte, was überhaupt noch zu retten war. Sie brauchte Zeit für sich. Zeit für ihr Leben. Ihr Verstand musste wenigstens einmal der Dauerschleife des Gedankengangs um ein und das selbe Thema entfliehen können. Sie war am Ende und ihr Körper signalisierte dies eindeutig.

Thomas kam aus dem Badezimmer und musterte sie von Kopf bis Fuß, während sie immer noch splitterfasernackt vor ihm lag. Sie sah die Unsicherheit in seinem Gesicht und konnte fast schon hören, wie seine Gedanken ebenfalls durch ihn hindurch jagten. Sie entschloss sich selbst ins Bad zu gehen und sich eine warme Dusche zu gönnen. Währenddessen versuchte sie einigermaßen passende Sätze zu formen, damit sie ihrem Freund ihr Vorhaben schonend beibringen konnte. Schnell stieg sie aus der Dusche, trocknete sich ab, zog sich an und kümmerte sich danach um ihre Haare. Dabei fiel ihr Blick in den Spiegel. Sie erschrak vor ihrem eigenen Spiegelbild. Wo war die glückliche Steff geblieben, die mittlerweile standhaft in den Spiegel schauen konnte und genau wusste was sie wollte? Hatte sie sich selbst verloren und dabei ebenso all das, was sie sich mühevoll erarbeitet hatte im Bezug auf ihr Körpergefühl? Sie wusste plötzlich gar nichts mehr, außer dass sie so nicht weiter machen konnte und mit jeder weiteren Sekunde bekräftigte sich ihr Entschluss.
Eilig stürmte sie aus dem Raum und suchte in der Wohnung nach Thomas, den sie in der Küche an der Arbeitsfläche stehend vorfand. Er hatte ihr den Rücken zugewandt.
„Thomas?", fragte sie vorsichtig, aber dennoch entschlossen. „Wir müssen dringend reden, wir können das nicht so weitermachen.", fügte sie hinzu ohne eine Antwort seinerseits abzuwarten. Ihre Stimme zitterte beim Aussprechen des letzten Satzes.
Langsam drehte er sich um. Auch wenn er nach unten sah, konnte sie die Spuren von Tränen auf seinen Wangen erkennen. „Ich weiß.", antwortete er nur kurz.
„Was machen wir hier? Ich weiß gar nichts mehr über uns Thomas. Ich weiß nicht mehr, ob ich das alles hier für uns mache oder nur, damit wir unser Ziel erreichen. Stell dir vor ich würde morgen einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand halten. Würdest du dich freuen? Wäre es wie am Anfang, dass du überglücklich mit mir durch die Wohnung springen würdest? Oder wäre es anders? Würden dir vielleicht eher Fragen wie: Schaffen wir das? Macht das gerade alles Sinn? Oder ähnliches in den Kopf schießen?
Was ich mich frage ist: Lieben wir uns noch? Ist dieses Kind das, was wir uns am allersehnlichsten wünschen oder
hat uns dieser Wunsch in eine Ecke gedrängt, aus der wir weder nach vorne noch nach hinten entfliehen können?", sprudelten die Worte aus ihr heraus.
Thomas blickte sie an. Sein Gesicht sah so schmerzzerissen aus, wie sie es selten gesehen hatte. „Was ich weiß ist, das du recht hast, aber ich muss zugeben, dass es sich auch für mich keineswegs normal anfühlt in den letzten Wochen. Vielleicht müssen wir uns wiederfinden und unseren Fokus mal auf etwas anderes lenken?", antworte er. „Was schlägst du vor?", fragte sie und bereute es sofort. Sie konnte sich schon ausmalen, was jetzt folgte und spürte, wie sich alles in ihrem Körper anfing zu verkrampfen.
„Ich denke es ist besser, wenn ich erstmal für eine Weile zu Hannes ziehe. Der Abstand wird uns sicherlich gut tun.", antwortete er. Schnell ging er an ihr vorbei ins Schlafzimmer, um seine Sachen zusammenzupacken. Tränen flossen in Massen über sein Gesicht. Eigentlich wollte er das doch gar nicht und es fiel ihm mindestens genauso schwer wie Stefanie. Allerdings wusste er auch, dass es richtig war, denn so weitermachen war definitiv nicht die richtige Lösung.
So schnell es ging packte er das Nötigste und stolperte zur Haustür. Stefanie stand immer noch wie angewurzelt in der Küche und sah ihn traurig an. Er wusste, dass bei ihr jeden Moment alle Dämme brechen würden und konnte ihr dabei nicht länger zu sehen. Zu sehr schmerzte es und doch war es für sie beide wichtig erst einmal auf Abstand zu bleiben. Die Sängerin hatte sich mittlerweile langsam auf ihn zubewegt und starrte ihn nun von unten an, während sie krampfhaft die Lippen aufeinander presste. Er konnte nicht anders und legte ihr die Hand auf die Wange. Sanft strich er ihr mit dem Daumen die Träne weg, die sich bereits den Weg aus ihrem Auge bahnte. Er hatte eine Entscheidung getroffen und sie ebenso. Sie brauchten Abstand. Eine Pause. Das mussten sie jetzt auch durchziehen. Schweren Herzen wandte er sich von ihr ab und unterbrach somit den Blickkontakt. Schnell eilte er die Treppe des Hauses hinunter, während Stefanie ihm schweigend durch die offene Tür nachsah, bis sie sich nicht mehr halten konnte und schluchzend zusammenbrach.

unfulfilled dreams (a Thoffi story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt