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3 Tage später

Nachdem sich beide endlich wieder etwas angenähert hatten, beschlossen sie für ein paar Tage ans Meer zu fahren. Manchmal braucht es eben einen Tapetenwechsel, um die alten, negativen Gedanken hinter sich lassen zu können. Nowi und Hannes waren es, die sie dazu gebracht haben, denn beiden war natürlich ihre Situation nicht entgangen, weshalb sie zu viert ein langes Gespräch im Proberaum geführt hatten. Kurzerhand buchte das Paar daraufhin für eine Woche eine Ferienwohnung an der Ostsee, um ihren alltäglichen Problemen entfliehen zu können. Beide waren sichtlich entspannter, nachdem der Schwangerschaftstest erneut negativ ausgefallen und sie somit das Kinderwunsch Thema vorübergehend beiseite legen konnten. Ihr Entschluss stand fest. Sie mussten sich erstmal als Paar wiederfinden, bevor ein neuer Erdenbürger das Licht der Welt erblicken durfte.
Genau aus diesem Grund saßen die Beiden jetzt zusammen im Strandkorb auf ihrer Terrasse und genossen den Ausblick, den sie aufs Meer hatten. Obwohl es erst früh am Abend war, wurde es bereits kalt, da die Temperaturen im März immer noch erschreckend niedrig waren. Ziemlich abgeschottet wohnten sie direkt am Meer in dieser Ferienwohnung. Zwar war im Umkreis von 5 Kilometern keine Menschenseele zu finden, aber genau das war es was das Paar brauchte. Ruhe. Schon seit bestimmt einer Stunde saßen sie also draußen und genossen die kühle Seeluft zusammen mit den Möwen, die lautstark über ihren Köpfen kreisten. So langsam wurde es jedoch frisch. Vor allem für Stefanie, der sowieso immer kalt war. Dies blieb natürlich auch bei Thomas nicht unbemerkt: „Dir ist kalt oder? Komm lass uns reingehen.", bot er an, als er im Augenwinkel vernahm, wie sie fröstelte. Er stand also auf und streckte ihr eine Hand entgegen. Dankbar lächelte sie und griff nach dieser. Thomas erschrak, als ihre eiskalten Finger seine berührten, jedoch war er aktuell über jede noch so kleine Berührung dankbar. Er bemerkte, wie sie immer noch unsicher war und er selbst konnte nicht leugnen, dass er es auch war. Es fühlte sich so an, als ob sie sich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatten oder gerade noch am Anfang ihrer Beziehung standen und das obwohl sie schon seit 8 Jahren ein Paar waren. Es war komisch zwischen ihnen geworden und deshalb war es umso wichtiger, dass sie es wieder geradebiegen würden, damit sie noch in letzter Sekunde die Kurve bekamen und nicht alles auseinanderbrechen würde, was sie doch so mühevoll aufgebaut hatten.
Dieser Urlaub war wohl einer der wichtigsten Schritte in die richtige Richtung. Beiden war das klar. Deshalb lies sich Stefanie allmählich fallen, denn sie wollte die Beziehung immerhin genauso sehr retten wie Thomas. Hand in Hand begaben sich die Beiden nun nach drinnen ins warme Haus. Thomas ging sofort in Richtung des kleinen Kamins, den das Häuschen besaß und machte sich daran diesen zu entfachen. Dankbar lächelnd beobachtete Stefanie ihn dabei und zog währenddessen ihre Jacke aus, um sie an den Haken zu hängen. Daraufhin ging sie in Richtung des Sofas, welches direkt vor dem Kamin stand und machte es sich bequem. Sie hatte nun Zeit ihn von Kopf bis Fuß zu mustern, da er mit den Rücken zu ihr gewand stand und immer noch mit dem Kamin kämpfte. Seine langen braunen Haare waren schon immer das, was sie besonders an ihm liebte. Es machte ihn besonders und sie liebte es, wenn er sie auf den Konzerten hin und her warf, während er einer ihrer Songs spielte. Ihr Blick fiel auf seinen Rücken, den sie ebenfalls bewunderte. Wie oft er sie schon Huckepack getragen hatte, wenn sie mal wieder keine Lust hatte zu laufen oder sie eine bessere Übersicht über die Lage haben wollte und sie somit die Größe ihres Freundes ausnutzen konnte. Sie hätte noch tausend weitere Erinnerungen in ihrem Kopf hervorrufen können, die wahrscheinlich nur dazu geführt hätten, dass sie in Selbstmitleid über ihre Situation ertrank, da sie all diese wundervollen Dinge so sehr vermisste. Doch so weit kam sie gar nicht. Thomas hatte es nämlich geschafft den Kamin endlich in Gang zu bringen, weshalb er sich aufrichtete und auf sie zulief. „Alles gut? Du wirkst so nachdenklich.", fragte er mit einem Stirnrunzeln, da ihm natürlich ihre Nachdenklichkeit nicht entgangen war. Sofort schnellte ihr Blick hoch zu ihm und sie antwortete nur mit einem schnellen „Ja natürlich.". Thomas blieb jedoch hartnäckig. „Steff, wir sollten ehrlich miteinander sein. Wir wollten an uns arbeiten, weißt du noch?", hakte er also nach und ihr blick fiel daraufhin augenblicklich nach unten auf ihre Finger, die sie unruhig knetete. „Du hast ja Recht. Tut mir Leid.", wisperte sie. Thomas lies sich neben sie auf das Sofa fallen und legte daraufhin vorsichtig einen Arm um sie. Stefanie zuckte zwar bei dieser Berührung zusammen, aber lies sie dennoch zu. Sie ging sogar einen Schritt weiter und rutschte näher an Thomas heran. Sie wusste selbst nicht warum sie innerlich so blockiert war und es ihr so schwer fiel diese Berührungen zuzulassen. Was sie wusste war jedoch, dass sie Thomas voll und ganz vertrauen konnte und dass er ihr den nötigen Freiraum lies, wenn sie ihn benötigte. Doch sie wollte keinen Freiraum. Sie wollte an sich arbeiten, weshalb sie über ihren Schatten sprang und sich ihm annäherte. Vorsichtig legte sie ihren Kopf an seine Schulter und lies sich von ihm in seinen Armen halten, bevor sie schlussendlich das Wort ergriff: „Ich glaube das hier war die richtige Entscheidung. Auch wenn wir erst seit gestern hier sind, habe ich das Gefühl, dass uns das gut tun wird."
„Ich bin wirklich froh, dass wir noch versuchen die Kurve zu bekommen. Lass uns ab jetzt versuchen ehrlich miteinander zu sein und uns nichts mehr verschweigen. Das steht am Ende nur zwischen uns.", entgegnete er. Stefanie richtete sich auf, löste sich somit aus seinen Armen und drehte ihren Kopf zu ihm. „Wenn wir schonmal bei Ehrlichkeit sind, muss ich dir sagen, dass ich eine beschissene Angst hatte dich zu verlieren. Ich dachte wirklich das war's und das hat mir jegliche Hoffnung genommen. Du kannst dir nicht vorstellen wie froh ich bin, dass wir hier gerade nebeneinander sitzen.", platzte es nun einfach aus ihr heraus und das fühlte sich verdammt gut an. Thomas sah sie überrascht an, aber war dennoch froh diese Worte aus ihrem Mund zu hören. „Steff, du wirst mich niemals verlieren. Ich will nicht, dass je wieder irgendwas zwischen uns stehen wird.", gab er zur Antwort. Sie starrte ihn ergriffen an. Wie sehr sie doch seine Worte berührten. In ihr breitete sich eine Wärme aus, die sie seit so vielen Monaten vermisst hatte. Ohne groß über ihre Handlungen nachzudenken beugte sie sich langsam zu ihm herunter. Kurz bevor sich ihre Lippen berühren konnten, blickte sie ihm nochmals in seine strahlend blauen Augen. Ohne Rücksicht auf Verluste, konnte Thomas der Spannung nicht länger standhalten und überbrückte die letzten Zentimeter zwischen ihnen. Es war der erste ehrliche Kuss, den sie sich seit so vielen Wochen schenkten und es tat beiden so unfassbar gut. In diesem Kuss steckte so viel Liebe, wie sie lange nicht mehr füreinander empfunden hatten, jedoch ließ keiner der beiden zu, dass es ausartete. Es war nur ein Kuss, doch dieser sagte bereits mehr als tausend Worte je hätten ausrichten können. Ihre Körper schienen zu explodieren, da beide plötzlich wieder das Gefühl von Leidenschaft und Liebe spüren konnten. Aus Luftmangel mussten sie sich allerdings lösen. Sie sahen sich an, während Stefanie sich unbewusste mit ihrer Zunge über die Lippen fuhr. Dies blieb natürlich auch bei Thomas nicht unbemerkt, weshalb er seine Hand sanft an ihre Wange legte. Sie lehnte sich leicht dagegen und zeigte somit ihre Zuneigung. Vorsichtig lies sie sich auf seinen Brustkorb sinken und kuschelte sich einfach an ihn, während beide dem Kaminfeuer zusahen. Keiner sagte auch nur ein Wort, denn jedes Wort wäre in diesem Moment zu viel gewesen. Der Augenblick sprach für sich.

unfulfilled dreams (a Thoffi story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt