Auch ein paar Wochen später, als die Vier in Italien unterwegs waren zog Steff sich täglich ihre Sportklamotten über, um eine Runde zu laufen. Dafür stand sie bereits relativ früh auf, da es morgens noch angenehm kühl war und somit die ideale Bedingung für einen 7km Lauf schaffte. Mittlerweile ging es ihr nicht nur um ihre Figur, sondern es half ihr auch den Kopf frei zu bekommen. Die andere Umgebung und ein Urlaub ließen in ihr den Wunsch, das alles einmal mit ihrem Kind erleben zu können, viel lauter werden, als zu der Zeit, als sie von Massen an Arbeit umgeben im Proberaum saßen. Jetzt schien die Zeit plötzlich wieder genug zu sein, um sich um ein kleines Wesen kümmern zu können, ihm oder ihr den Strand zu zeigen, es davon abhalten Sand zu essen und als Familie das erste mal gemeinsam ins Meer gehen zu können. In Berlin hatte sie sich so gut mit ihren schwachsinnigen Argumenten überzeugen können, dass ein Kind gerade alles andere als in den Kram passte. Da war das noch nicht fertige Album, das ehrenamtliche Konzert und die langen Abende im Proberaum etwas, was man so mit Kind nicht so leicht absolvieren konnte, wie es jetzt der Fall war. Aber dieser Urlaub war für sie wie ein Zeichen, dass man durchaus auch private Angelegenheiten gut mit der Arbeit verknüpfen kann. Wenn alles um sie ruhig war, Abends, als sie auf der Terrasse des kleinen Ferienhauses saß, was sie für zwei Wochen angemietet hatten, dann kamen auch die Erinnerungen auf, wie Thomas und sie trotz allem oft auch mal eher gingen, für einen Kinobesuch oder eine Art Date. Dass es nie ein Problem war die anderen von einem freien Tag zu überzeugen, oder einen freien Nachmittag, den man in Zukunft mit einem Kind verbringen könnte. Ein Kind was sich niemals auf den Weg zu ihnen machen würde, dachte sie dann immer und war den Tränen nahe.
Das morgendliche Joggen schien ihre Probleme wenigstens für eine halbe Stunde in Luft aufzulösen. Sie konnte sich auspowern und kurz alles vergessen, sich mehr davon überzeugen einen Bikini tragen zu können, auch wenn sie vielleicht nicht ganz so schlank war wie die ganzen Models auf den Zeitschriften in all den Supermärkten, Kiosks und Tankstellen. Dafür hatte sie etwas, was alle anderen nicht hatten und das war Thomas. Auch als sie bereits wieder zurück war und die Außentemperatur langsam stieg lag er noch genauso im Bett, wie als sie losgegangen war. Schnell sprang sie unter die Dusche, wo die Gedanken sie langsam wieder einholten. Wäre sie mit Kind hier, würde sie vielleicht erst das kleine Wesen in den Arm nehmen, es knuddeln und knutschen bis es kicherte und genug von seiner Mama hatte, sodass sie dann duschen gehen konnte. Wie viel Glück es ihr bescheren würde die Liebe ihres Lebens als Vater zu sehen konnte sie garnicht in Worte fassen. Mit jedem weiteren Gedanken an ein perfektes Leben, das Leben mit einem Kind, fiel ihre Laune Stück für Stück. Nicht nur das Wasser aus dem Duschkopf rannte über ihr Gesicht, mittlerweile hatte sich auch ihre eigene Körperflüssigkeit im Form von Tränen den Weg über ihre Wangen gebahnt. Wie sehr sie sich wünschte sich in seine schützenden Arme legen und von ihrem Kummer berichten zu können, doch seitdem sie das Thema vorübergehend auf Eis gelegt hatten konnte sie das nicht mehr. Das Schicksal sollte entscheiden, entweder es funktionierte, oder eben nicht, auch wenn sich beide nicht mit zweiter Option zufriedenstellen wollten. Beide wollten noch jemanden als Teil der Familie betiteln können, aber konnten es einfach nicht riskieren sich selbst dabei zu verlieren. Denn was noch schlimmer wäre als ein Leben ohne Kind war es, den restlichen Weg ohne den anderen bestreiten zu müssen, das hatten sie in dem Urlaub an der See deutlich zu spüren bekommen. Sie waren erst einmal alles was sie brauchten, gemeinsam schien eigentlich alles möglich und trotzdem verfluchte sie ihn und auch sich selbst, es einfach ohne weitere Gespräche beiseite geschoben zu haben. Da war so viel, was in ihr war und rauswollte, was sie jemandem erzählen musste um ihre Gedanken vielleicht nochmal neu zu sortieren und nicht nur schwarz zu sehen. Der Urlaub, der eigentlich ein Ausweg sein und Ablenkung schaffen sollte verursachte gerade das genaue Gegenteil, weswegen sie sich nach der Dusche nicht noch einmal zu Thomas ins Bett kuschelte, sondern gleich in die Küche ging um sich einen Kaffee zu machen.
Verwundert sah sie auf die Kaffeemaschine die tatsächlich noch eingestöpselt war, oder vielleicht auch schon wieder. Sie schnappte sich eine Tasse, zog sich einen Kaffee und ging dann durch die offene Terassentür zum Schlagzeuger der Band, der es sich bereits in der Sonne bequem gemacht hatte. "Und ich wunder mich, warum die Kaffeemaschine schon eingesteckt ist" sie lacht leicht, als sich auch auf Nowis Lippen ein Lächeln legte. "Keine Sorge, das entgeht mir selbst im Urlaub nicht, aber ich war schon wach und wollte etwas die Ruhe genießen" "Von der kannst du dich jetzt definitiv verabschieden" grinste die Sängerin und ließ sich neben dem Lockenschopf auf die Couch auf der Terrasse fallen. "Hast du uns schon was nettes für heute rausgesucht?" "Wir könnten in die kleine Nachbarstadt fahren, schöner Stadtkern und viele historische Gebäude und so gut gelegen, dass wir am Nachmittag sogar nochmal eine Runde an den Strand gehen könnten. Also für alle was dabei" "Klingt super" flötete Steff erfreut und versuchte mit der Vorfreude was mit ihren drei liebsten Chaoten unternehmen zu können die Sorgen und Bedenken wieder hintenan zu stellen, doch auch wenn sie das in der letzten Zeit perfektioniert hatte, kannten die beiden Freunde sich einfach viel zu gut. Stumm griff er nach der Hand der schwarzhaarigen und erlaubte ihr damit auch ihren Kopf auf seiner Schulter abzulegen. Die beiden waren einfach mal wieder dankbar für ihre Freundschaft, dass sie über die Jahre nur stärker geworden ist und sie sich auch ganz ohne Worte verstanden und sich gegenseitig Halt spenden konnten. Wie oft zerbrachen Freundschaften über die Jahre und trotzdem hatten ausgerechnet die Vier es geschafft alle Hürden irgendwie zu überwinden, das war etwas, was sie immer behalten wollten. Auch noch in 10 Jahren an Weihnachten an der Feuerschale sitzen, ganz egal was sonst auch passierte. Aber die Leidenschaft für die Musik und das was ihre Freundschaft ausmachte würde unverändert bleiben. Und auch die Liebe die Thomas und Steff zusammengebracht hat konnte niemals verloren gehen, das schwor sie sich in dem Moment.
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unfulfilled dreams (a Thoffi story)
FanfictionStefanie und Thomas haben nur einen einzigen Traum, für den sie alles opfern wollen, dabei steht aktuell aber als oberstes Opfer ihre Beziehung, was sie gerade erst erkennen...