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Nachdem die frisch gebackene Familie noch zwei Tage im Krankenhaus verbracht hatte war es endlich an der Zeit nach Hause zu kehren. Das allererste Mal würden sie nicht zu zweit dort sein in ihrer Wohnung, die sie damals schon mit dem Hintergedanken gekauft hatten, dass irgendwann ein Kinderlachen an den Wänden widerhallen würde. Zwar würde es noch etwas dauern bis es dieses bestimmte Geräusch war was sie zu Ohren bekamen, denn aktuell würde es zwischen Stille und Geschrei variieren. Doch auch damit stellten die neuen Eltern sich nur allzu gerne zufrieden. Wie lange hatten sie auf diesen Tag gewartet, dass Thomas den Maxi Cosi über die Türschwelle trug und ihn im Wohnzimmer absetzte. Oskar schlummerte friedlich vor sich hin, bekam nichts von alldem mit, was um ihn herum geschah. Überflutet von Glücksgefühlen, sahen die beiden zu ihrem kleinen Wunder. Sein Kinn nahm bereits jetzt schon Thomas Züge an, in welches Stefanie sich schockverliebt hatte und am liebsten niemals aufhören wollte darüber zu fahren und es zu küssen, über diese weiche Haut, die nur Babys hatten. Und der Duft erst, der ihren kleinen Engel umhüllte, mal wieder erwischte sie sich dabei, wie sie einfach all das nehmen und für immer einfrieren würde. Ihr Sohn sollte sich ruhig Zeit lassen mit dem groß werden, auch wenn die jetzt schon das Gefühl hatte, dass er gewachsen war. „Wir haben versprochen uns bei den Jungs zu melden, sobald wir zuhause sind" erinnerte Thomas sie an ihre Abmachung mit den anderen Chaoten aus der Band. Die letzten beiden Tage hatten sie ganz allein zu dritt verbracht, wollten erst einmal Ruhe und sich an das Gefühl gewöhnen nun auch für einen kleinen Menschen zu sorgen, der allem schutzlos ausgeliefert war. Bislang hatten sie auch den Namen des kleinen Rackers nicht preisgegeben, doch das sollte sich bald ändern. Nachdem der Gitarrist einen liebevollen, sanften Kuss auf Stefanies Hinterkopf gedrückt hatte zückte sie ihr Handy und schrieb in ihre Bandgruppe.
>>wir drei sind gut zuhause angekommen. Wir würden uns freuen wenn ihr heute Nachmittag noch vorbeischauen wollt🙈<<
Innerhalb weniger Sekunden hatte sie sowohl von Nowi, als auch von Johannes eine Zusage, die es garnicht erwarten konnten ihren Neffen nun auch endlich mal richtig kennenzulernen und nicht nur über einen Bildschirm zu begutachten.
Da die letzten Stunden sehr kräftezehrend waren, sowohl für die Mutter, als auch den frisch gebackenen Vater, hatten sie sich darauf geeinigt sich noch eine Runde schlafen zu legen. Denn auch wenn sie das Grinsen garnicht mehr aus dem Gesicht bekamen, seitdem Oskar vor knapp 65 Stunden das Licht der Welt erblickt hatte, so waren ihre Gesichter auch von tiefen, schwarzen Augenringen geprägt. Gerade als die Sängerin ihre Augenlider sinken ließ meldete sich ihr kleiner, der es anscheinend alles andere als amüsant fand allein und hungrig in seinem neuen Bett zu schlafen. Seufzend rappelte sie sich auf und machte sich oben rum schonmal soweit frei, dass sie ihren Sohn stillen konnte, während ihr Freund ihr das kleine Bündel Leben behutsam in die Arme legte. Und auch wenn sie einfach nur total erschöpft war und nichts lieber wollte als die Augen einfach zu schließen und im Land der Träume zu verschwinden, so genoss sie die Nähe zu ihrem kleinen gerade so unfassbar dolle. Diese Bindung war einzigartig und erst jetzt konnte sie tatsächlich begreifen, was die Liebe ihres Lebens für sie bedeutete. Oskar war ihr ein und alles und sie schwor sich, dass sie für den Rest ihres Lebens alles für ihn tun würde, was in ihrer Macht steht. Sie wird ihn beschützen, lieben und bei jedem seiner Schritte beiseite stehen. Ihm eine stützende Hand sein, egal was kommen möge.

Tatsächlich schafften sie es trotzdem, vor dem Besuch noch etwas ihre Augen auszuruhen und etwas ansehnlicher als noch zuvor die Tür für die beiden Onkels zu öffnen, die bis über beide Ohren strahlten und jeweils Geschenke in der Hand hielten. "Jungs, das wär doch nicht nötig gewesen, ihr habt doch schon so viel für uns gemacht" "Ist ja auch nicht für dich, sondern für unseren Neffen" "Oh was das angeht-" die beiden sagen alarmiert von Steff zu Thomas, doch aus beiden wurden sie nicht schlau. War was passiert? Hatten sie irgendein Detail nicht mitbekommen? Musste der Kleine etwa noch länger im Krankenhaus bleiben. Johannes hatte beinahe das Gefühl durchzudrehen. "Was denn?!" "Tut mir echt leid, wenn ihr eure Geschenke so ausgelegt habt, dass sie zu eurem Neffen passen, aber es ist ein Mädchen" "WAS?!" Schoß es sogleich synchron aus den Mündern der beiden, was Steff sofort zum Lachen brachte und ihre Lüge zum Platzen brachte. "Man mach doch sowas nicht mit uns!" "Sorry, aber eure Gesichter waren es mir mehr als Wert" lachte nun auch Thomas, dessen Idee der kleine Spaß war. "Er schläft gerade, aber ihr könnt ihn trotzdem auf den Arm nehmen, er liegt im Wohnzimmer" beinahe ehrfürchtig blickten der Schlagzeuger und der Bassist auf das kleine Wesen, was zusammengerollt in der Wiege lag. Noch nie hatten sie so etwas zerbrechliches und vollendetes gesehen. "Er kann seine Eltern definitiv nicht leugnen" lächelte Johannes und fragte stumm, ob er seinen Neffen mal halten darf. Die beiden nickten und so nahm er den Kleinen ganz vorsichtig auf seinen Arm, wobei er seine Beine an seinen Körper zog, was dem ältesten Tränen in die Augen jagte. "Er ist so niedlich" "Ja" grinste Steff stolz "Johannes, das ist Oskar, Oskar, das ist dein Onkel Hans" er wiegte das Bündel Leben ganz vorsichtig in seinem Arm hin und her, drückte einen vorsichtigen Kuss auf seine Stirn und genoss einige Momente die Zeit mit ihm, bevor es an der Zeit war, dass auch Andreas den Kleinen endlich mal in die Arme nehmen durfte. Wieder stellte die Sängerin die beiden einander vor und selbst Nowi bekam feuchte Augen. "Oskar passt wirklich perfekt zu ihm"

An dem Nachmittag, der sich langsam zum Abend verwandelte redeten die Vier etwas weniger als sonst. Sie bestaunten nur das neue Bandmitglied, was ihrer aller Herzen regierte und von nun an Priorität Nummer eins hatte. Sie alle schworen sich, ganz unabhängig voneinander ihn zu beschützen, ganz besonders von der Außenwelt, er sollte eine ganz normale Kindheit haben, auch wenn seine Familie in der Öffentlichkeit stand. Nowi nahm sich fest vor, dem Kleinen schon früh zu zeigen wie ein Schlagzeug funktionierte und dass es toll sein konnte Krach zu machen, wenn man ihn denn richtig inszenierte. Hannes dachte eher an Fußball, überlegte schon, in welchem Alter es sich anbot ihm sein erstes Trikot zu besorgen. Und die frisch gebackenen Eltern konnten nur an ihr großes Glück denken, was sie nicht nur mit Oskar, sondern auch der Band, ihrer kleinen Familie hatten, die sie nie wieder hergeben würden, für rein garnichts auf der Welt.

unfulfilled dreams (a Thoffi story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt