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Schneller als sie gucken konnten sind die zwei Wochen an ihnen vorbeigeflogen, in denen Stefanie es immer mehr geschafft hatte sich Thomas zu öffnen. Zwar waren sie sich nicht mehr so nah gekommen wie kurz vor Weihnachten, doch die Nähe die sie zueinander verspürten war wieder viel lockerer und strahlte mehr Sicherheit und Geborgenheit aus. Mittlerweile war Stefanies Schwangerschaft aber auch so weit vorangeschritten, dass sie gar keine Lust mehr verspürte, sondern es viel mehr die Müdigkeit war die wieder dominierte. Ihr Bauch machte ihr zu schaffen und zudem war Oskar ein sehr aktives Baby, schaffte sich Platz wo es keinen gab und tat seiner Mutter immer häufiger weh, was sie zischend die Luft einatmen ließ, wie auch in diesem Moment. "Kleiner Mann, es wäre lieb, wenn ich die paar Treppen runtergehen könnte ohne, dass du lernst Fußball zu spielen" ermahnte sie ihren kleinen, was Thomas schmunzeln ließ. Er folgte ihr, schwer bepackt mit zwei Koffern und einer Reisetasche. Endlich stand nämlich ihr Skiurlaub an, den sie bereits angefangen hatten zu planen, bevor Oskar sich eingenistet hatte. "Er wird bestimmt nen super Fußballspieler, da kommt er mal nach mir und nicht nach dir" grinste ihr Freund sie an, wobei sie nur die Augen verdrehen konnte. "Schon klar, immer müsst ihr gegen mich hetzen, du musst ja auch nicht die ganze Arbeit leisten, dir würde auch das Lachen vergehen, wenn dich ständig jemand in unangenehme Stellen tritt, dich müde und vor allem hungrig macht. Apropos hungrig, hast du den Rucksack mit den Snacks? Ich glaube ich bräuchte gleich im Auto direkt etwas." "Shit, steig schonmal ein, ich pack die Koffer in den Kofferraum und flitz nochmal hoch" "ich bin doch die die schwanger ist, normalerweise vergesse ich Sachen" lachte sie nur und ließ sich in den Beifahrersitz plumpsen und atmete erschöpft erstmal durch. Nur noch knapp eineinhalb Monate, dann würde er endlich bei ihnen sein und sie könnte endlich wieder ihre eigenen Füße sehen und ohne die Hilfe anderer ihre Schuhe binden.

Nach knapp 6 Stunden Fahrt, endlos leeren Tüten und Brotdosen und einigen Toilettenpausen hatten sie endlich ihren Zwischenstopp erreicht. Früher sind sie die Strecke auch mal durchgefahren, aber da Steff sich aktuell nur ungern ans Steuer setzte hatten die vier vereinbart, sich auf halber Strecke ein Hotel für eine Nacht zu nehmen und den Rest am nächsten Tag zu überbrücken. Und aufgrund des ganzen Gepäcks waren sie ausnahmsweise mal auf zwei Autos aufgeteilt und doch kamen Stefanie und Thomas nur wenige Minuten nach Johannes und Andreas an, die gerade eincheckten. Das Hotel hatte eine schöne Lage, in der Nähe eines Sees und direkt an den Einkaufsstraßen mit vielen kleinen Restaurants und Bars. Nachdem sie ihre Zimmer bezogen und etwas geschlafen hatten, rafften sich alle in ihren delegates Räumen auf und machten sich frisch. Steff hatte zwar etwas Probleme bei ihrer Hose, doch sie wollte auch einfach nicht einsehen, dass ihre Lieblings Schwangerschaftshose mittlerweile auch einfach zu klein war. „Schatz, du näherst dich dem Ende, da ist es doch normal, nochmal etwas zuzulegen. Und soll ich dir was sagen? Du siehst trotzdem noch wunderschön aus, auch wenn du die nächste Größe erreicht hast." lächelte ihr Freund liebevoll, was ihr aber auch nicht wirklich darüber hinweghalf. Schweren Herzens griff sie zu einer dunkelblauen, statt schwarzen Hose und warf sich eine Bluse über, die perfekt ihren Bauch umspielte. „Wenn wir uns nicht schon vor 10 Minuten mit den anderen treffen wollten würde ich dich jetzt an mich ziehen und nie wieder loslassen" „Nen schnellen Kuss würde ich trotzdem nehmen" grinste sie und spürte kurz danach seine Lippen auf ihrem Mund. „Okay, lass uns los, die anderen warten bestimmt schon auf uns. Aber wir können ja alles auf Oscar schieben"
Kurze Zeit später hatten sie sich auch schon für ein Italienisches Restaurant entschieden, dass durch sein Alter viel Charme versprühte. Zwischen alten Weinfässern, auf denen Pflanzen und Kerzen prangten, war tatsächlich noch ein Vierertisch frei gewesen, an dem sie jetzt zusammen saßen und auf ihren gemeinsamen Urlaub anstießen. Während die Jungs sich jeweils einen Wein ausgesucht hatten griff Stefanie zu einer Apfelschorle, doch das schien sie nicht einmal Ansatzweise zu stören. „Ich kann's kaum glauben, dass es der letzte Urlaub ist bevor ich Onkel werde, ich freu mich riesig auf den Rabauken. Das wird bestimmt richtig cool, wenn wir ihn irgendwann mal mitnehmen können auf die Piste." „Dann werde ich ihm als Patenonkel alle Tricks zeigen" „Macht mal halblang Jungs, erstens wird das noch ne Weile dauern und zweitens zeigt hier niemand irgendwelche Tricks. Ich will meinen Sohn nicht in irgendeinem Krankenhaus liegen sehen." „Ach komm schon Steff, wir können das, wir haben Erfahrung und du hast doch selbst gesagt, dass bis dahin noch etwas Zeit ist, wir kriegen das hin" „Mhm" missmutig nahm sie sich ein Stück ihrer Pizza und lies die Jungs einfach weiter träumen, doch in ein paar Jahren würde sie schon noch das letzte Wort haben.
Zwei Stunden später, als alle mit vollem Magen glücklich das Restaurant verließen beschlossen die werdenden Eltern nochmal einen Abstecher zum See zu machen. Dick eingepackt in Winterjacke, Schal und Mütze sah Stefanie doch relativ lustig aus mit der Kugel die sie vor sich herschob. „Mein kleiner süßer Pinguin" grinste Thomas, während er einen Arm um sie legte. „Hey, das ist gemein, ich weiß, dass ich watschel, aber ich kann da doch nichts für. Ich hab nicht hier geschrien als gefragt wurde, ob sich Wasser in meinen Beinen einlagern soll, das ist einfach passiert" „Weiß ich doch. Und ich hoffe du weißt wie dankbar ich dir bin, dass du all das in Kauf nimmst, damit wir bald zu dritt sind. Du machst mir das größte Geschenk auf Erden Steff" „Und du machst mich zur glücklichsten Frau der Welt" hauchte sie in die Nacht. Es war so kalt, dass man ihren Atem sehen konnte, doch als ihre Lippen sich trafen war es, als würde alle Kälte von ihr weichen. Eine wohlige Wärme floss durch ihren Körper, noch nie hatte sie jemanden so geliebt, sich in der Anwesenheit einer anderen Person so Wohlgefühlt. Er hatte ihre Welt als erster auf den Kopf gestellt und demnächst würde es wieder passieren, durch einen anderen Mann. Der Gedanke ließ sie schmunzeln. Sie lehnte sich mit dem Rücken an den Oberkörper ihres Freundes, der seine Arme um sie legte und gemeinsam genossen sie ihren letzten Urlaub den sie ohne Kind verbrachten und freuten sich dennoch extrem auf den Tag, an dem Kinderlachen und Geschrei endlich ihrer Wohnung mehr Leben einhauchen würde.

unfulfilled dreams (a Thoffi story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt