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Bereits auf dem Weg aus dem Bandstudio konnte Stefanie ihre Augen kaum noch offenhalten, es war beinahe so als würde sie immer wieder in einen Sekundenschlaf verfallen, weshalb sie sich bei ihrem Freund unterhakte, da er ihr ein Gefühl von Sicherheit gab. Sie konnte sich schon immer auf ihn verlassen, ihm blind vertrauen, was auch der ausschlaggebende Grund war, weshalb sie sich in ihn verliebt hatte. Denn auch wenn sie seine äußerliche Anziehungskraft nicht leugnen konnte, war es vor allem der Charakter des Gitarristen der sie Schmetterlinge im Bauch hatte spüren lassen. Und dieses endlose Vertrauen hatte sie schlussendlich auch daran glauben lassen, dass er derjenige war, mit dem sie eine Familie wollte, weil er die beiden beschützen würde, komme was wolle. Sein Arm legte sich im Fahrstuhl um die Sängerin, seine Hand kam auf ihrem Bauch zum Ruhen, wo er langsame Kreise zog. Wie dankbar und stolz er auf sie war, dass sie es in Kauf nahm, dass sich ihr Körper veränderte und all diese Nebenwirkung über sich ergehen ließ und das nur um ihre Familie zu vergrößern. In Thomas Kopf kreisten schon wieder etliche Gedanken darüber, wie er ihr eine Freude machen könnte, jetzt wo sie alles für ihn tat und ihm in ein paar Monaten das schönste Geschenk geben würde. Vielleicht eine Kleinigkeit mit emotionalem Wert. Vielleicht aber auch ein Wochenende in einem Welnesshotel, das hatte sie früher schon immer geliebt und jetzt wo ihr Körper einer ihr dauerhaft abverlangenden Leistung unterliegt brauchte sie es eventuell noch mehr, doch aussprechen würde sie es nie. Sie hätte Angst es ihm zu sagen, ihm damit das Gefühl zu geben er würde sie zu etwas zwingen oder ihr eine Last aufgebunden haben, denn so empfand sie keineswegs. Es war nur eben etwas anstrengend und beide sehnten sich die Tage herbei, an denen die Übelkeit nicht mehr so dominant zum Vorschein kam.

Mit jeder verstreichenden Sekunde fiel es Steff nicht gerade leichter wach zu bleiben, ihr Körper wurde schwerer, weil die Muskeln sich anfingen zu entspannen. Thomas war da, gab ihr Halt und half ihr dabei ins Auto zu kommen und nachdem er sie angeschnallt hatte ließ er seine Hand noch einmal über ihren Bauch wandern, um dem kleinen Wunder hallo zu sagen und im Kopf fügte er ein "Schlaf gut" hinzu, denn bereits jetzt fielen ihr immer häufiger die Augen zu, dabei hatte er nicht einmal den Wagen in Bewegung gesetzt. Er warf noch einmal einen Blick auf sie, lächelte und freute sich schon, wenn ihr Bauch demnächst an Umfang gewann. Wie süß es sein musste, wenn seine Freundin mit einer Kugel vor dem Bauch herumlaufen würde, sie die Liebe der beiden nach außen trug und das zeigte, was ihre Gefühle füreinander geschaffen hatten. Und in diesem Augenblick wurde ihm klar, dass nichts, weder das zunehmen an Gewicht, die vermutlich vielen Emotionsausbrüche noch eine ständige Müdigkeit oder das Erbrechen dazu führen könnte, dass seine Gefühle für sie weniger wurden oder gar verschwanden. Er würde bei jedem kleinen Schritt an ihrer Seite bleiben und ihr wie auch heute die Haare halten wenn das Kleine ihr eine derartige Übelkeit bescherte.
Nachdem er sich von dem herzerweichenden Anblick seiner Freundin losreißen konnte schloss er vorsichtig die Autotür und setzte sich hinter das Steuer, fuhr die nur durch Straßenlampen beleuchteten Gassen entlang, bis er vor dem Haus indem ihre Wohnung lag zum stehen kam. Es war sehr ruhig in der Gegend, nur im Haus gegenüber brannte in einem der Apartments noch Licht. So leise und vorsichtig wie möglich stieg er aus, ging um den Wagen herum und nahm seine schlafende Freundin auf den Arm, die schon garnichts mehr mitbekam, da sie tief und fest schlief. In diesem Zustand konnte sie eigentlich so gut wie garnichts mehr aufwecken. Diese Angewohnheit nutzte Thomas zu seinem Vorteil, indem er sie bis ins Schlafzimmer trug, wodurch sie weiterhin Kraft tanken konnte, jede Erholung sollte sie gerade im vollen Maße ausschöpfen, denn so ein kleines wachsendes Wesen benötigte nunmal einiges an Energie. Um es ihr etwas gemütlicher zu machen, öffnete er langsam ihre Jeans um sie gegen eine gemütliche Jogginghose zu wechseln und zog ihr anstatt des Pullis noch ein großes T-shirt an, welches er aber nicht ganz über ihren Bauch zog, um seine Tradition, die er seit dem Ultraschall vollführte aufrecht zu erhalten. Seitdem sie diesen kleinen Punkt gesehen hatten und gelernt hatten, was unendliche Liebe wirklich bedeutet nahm er sich jeden Abend ein paar Minuten Zeit um mit dem oder der Kleinen zu reden. Beiden war es ganz egal, ob sie nun eine Tochter oder einen Sohn bekamen, die Hauptsache war, dass ihr Kind ein glückliches Leben führen würde und dafür würden sie Himmel und Erde in Bewegung setzen. "Hallo Krümel, hier ist Papa" flüsterte der Gitarrist, dabei musste er garnicht so vorsichtig sein. Und obwohl noch nichts zu sehen war, ihr Bauch immer noch so unendlich flach erschien strich er darüber, bevor er sich mit einem zarten Kuss auf die weiche Haut für diesen Abend von seinem Kind verabschiedete und aufgrund seiner nicht vorhandenen Müdigkeit ins Arbeitszimmer ging. So hatten sie es zumindest bislang immer betitelt, das an sich sehr geräumige Zimmer war nur spärlich eingerichtet, mit gerade einmal einem Schreibtisch und einem Bürostuhl. Wie lange dieser Raum schon darauf wartete mit Leben gefüllt zu werden. Thomas ließ sich auf dem Stuhl nieder, nahm sich Zeit, jeden Winkel des Raumes genauestens unter die Lupe zu nehmen und fing an im Kopf eine Skizze von einem möglichen Erscheinungsbild zu kreieren. Vielleicht könnte genau neben dem Fenster ein Sessel hin, indem Stefanie ihr gemeinsames Kind stillen würde und er ihm oder ihr etwas vorlesen würde. Wie sie an der Wand links von ihm am Bettchen stünden und ein Schlaflied sangen. Während er über all das nachdachte legte sich ein Lächeln auf seine Lippen und er freute sich mit jeder Sekunde mehr auf alles was noch kommen würde, selbst auf die schlaflosen Nächte und das gelegentliche Verzweifeln, immerhin gehörte das zum Leben der Eltern und das war etwas was sie sich so lange Zeit verzweifelt gewünscht hatten. Er merkte garnicht wie die Zeit verstrich und ging seinen Gedanken nach, dass er garnicht mitbekam, wie Stefanie den Raum betrat. Dementsprechend reagierte Thomas mit einem heftigen Zucken, als sich ihre kleine Hand auf seine Schulter legte. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken" "Alles gut, ich hatte nur nicht damit gerechnet dass du wach bist. Ich dachte du bist müde und willst schlafen." Sie ließ sich auf seinem Schoß nieder, verschränkte die Arme in seinem Nacken und sah ihm in die Augen. Natürlich entging ihm dieses besondere Glitzern darin nicht, was er nur viel zu gut kannte. Ohne darüber nachzudenken benetzte er seine Lippen, während Steff sich zu seinem Ohr vorbeugte "ich sehne mich gerade eher nach etwas Anderem als Schlaf."

unfulfilled dreams (a Thoffi story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt