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Es war bereits eine halbe Stunde vergangen, seitdem Thomas die gemeinsame Wohnung der beiden verlassen hatte um ihnen etwas Abstand zu gewähren und trotzdem hatte die Sängerin es nicht geschafft sich von der Stelle wegzubewegen, an der sie bei seinem verschwinden weinend zusammengebrochen war. Zwar wusste auch sie, dass es zu dem besten der beiden war, aber trotzdem schmerzte es unheimlich ihn gehen zu lassen und nicht in seine grau blauen Augen blicken zu können, wenn sie vom Klingelton ihres Handys geweckt wurden. Dennoch verstand sie nicht, warum sie es erst jetzt vermisste, denn das ehrliche Strahlen seiner Augen hatte sie schon seit Wochen vergebens gesucht, hatte sich Stunden darüber den Kopf zerbrochen woran es wohl liegen könnte, obwohl beiden bewusst war, dass es an dem Druck lag dem sie sich gegenseitig aussetzten. Wieso wollte es mit einem Kind auch einfach nicht klappen, obwohl es sich beide so sehnlichst wünschten, oder eher gewünscht hatten, denn jetzt einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand zu halten jagte Stefanie eine eiskalte Gänsehaut über den Rücken. Würde das denn endlich was ändern, oder hatten die beiden sich so weit voneinander entfernt, dass selbst ein Baby sie nicht mehr in dem Maße zusammenbringen könnte, wie sie es vom Anfang ihrer Beziehung kannten? Es schien als würde eine Krise die nächste jagen, sie hatten es doch gerade geschafft ihre Probleme innerhalb der Band und im Team beiseite zu legen, sie ein für alle mal aus der Welt zu schaffen, reisten von nun an seit einem Jahr mit leichterem Gepäck durch die Gegend, planten eine Tour, durch die sie die neue Zeit auch mit ihren Fans persönlich feiern konnten, doch gerade fühlte es sich für die schwarzhaarige alles andere als richtig an. Es hatte sich so richtig angefühlt die Familienplanung anzugehen, nachdem sie das Album fertiggestellt und veröffentlicht hatten, die Rückmeldungen der Fans hatten sie nur darin bestärkt, dass sich die schmerzhafte Zeit, die sie durchleben mussten auch für etwas gut war und das neue Album von allen geliebt wurde. Unzählige Nachrichten erreichten sie jeden Tag, selbst nach einem Jahr hatte sich das nicht geändert, so viele konnten sich mit den Songs identifizieren, was sie gefreut hatte, doch als Steff merkte, welchem Song sie sich in diesem Augenblick am ehesten verbunden fühlte wurde ihr schlecht. Ihr ganzer Körper zitterte auf dem kühlen fliesenboden der Küche, ihr Rücken lehnte an der Wand, während immer mehr Tränen rote Striemen auf ihrer Wange hinterließen und das T-shirt durchnässten, wenn sie von ihrem Kinn hinab tropften. Sich vorstellen zu müssen, dass der Wunsch und die Versuche ein Kind zu bekommen die beiden dermaßen entzweit hatte, dass sie nicht länger zusammen leben würden, das war gerade das schwerste der Welt für sie, wie sollte sie noch schlafen, ohne irgendwas zu nehmen, wenn er nicht neben ihr lag und schützend seine Arme um sie schlingen konnte, wenn ein Zweifel oder Albtraum sie überrollte, ihr kalt war oder sie einfach etwas Zuneigung benötigte. Bei ihm hatte sie sich immer sicher, geborgen und ganz besonders geliebt gefühlt, aber jetzt wurde ihr bei dem Gedanken an Thomas innerlich ganz kalt, während immer mehr Tränen den Weg auf ihr Schlafoberteil fanden.

Zwei weitere Stunden hatte es gedauert, bis Stefanie ihrer Erschöpfung unterlag und einigermaßen zur Ruhe fand, auch wenn man nicht wirklich von einem erholsamen Schlaf sprechen konnte, wie auch, wenn ihr Freund nicht bei ihr war und das für unbestimmte Zeit, zudem anstatt in ihrem weichen Bett auf hartem Untergrund schlief, denn ihre Kräfte hatten nicht mehr gereicht, dass sie hätte aufstehen können. Selbst die Couch schien unmöglichen erreichen, die sie sogar bevorzugt hätte, spendete sie doch mehr Geborgenheit, als dieses riesige Bett, wenn es leer war und sie in einem Meer aus Decke und Matratze zu verschwinden schien. Gerade einmal bis kurz nach fünf hatte sie es geschafft ihre Augen geschlossen zu halten, bis der stechende Schmerz an der Hüfte und im Rücken so groß wurden, dass sie gezwungen war aufzustehen und als erstes das Badezimmer ansteuerte, denn als sie sich erinnerte, warum sie dort lag wurde ihr so schlecht wie selten zuvor. In letzter Sekunde klappte sie den Deckel der Toilette nach oben und übergab sich, genau wie bei ihrem letzten Streit mit dem Gitarristen, der allerdings viel harmloser schien im Vergleich zur aktuellen Lage. Kein Wunder also, dass sie sich gleich zweimal hintereinander übergeben musste und danach erstmal kräftig ihren Mund ausspülte und die Zähne putzte, um diesen ekligen Geschmack loszuwerden. Sie verbrachte damit gefühlte Stunden, als könnte sie nicht nur Essensreste, sondern auch die Erinnerungen beseitigen, damit es ihr endlich besser ging und nicht schon wieder unzählige an Tränen über ihr Gesicht rinnen. Sie vermisste seine Anwesenheit wie nie zuvor, selbst wenn er sie anschreien würde wäre ihr das lieber, als dass sie hier alleine ist, sie eine Stille umgab die ihr unlieb war. Langsam trottete sie in Richtung Küche, stöpselte die Kaffeemaschine ein und sah dabei zu, wie das schwarze Getränk in ihre Tasse tröpfelte, vielleicht würde ihr wenigstens das etwas auf die Beine helfen. Ansonsten hieß es den Fernseher anzuschalten und unsinnige Serien schauen um sich auf andere Gedanken zu bringen, auf andere Gedanken als Thomas und ein Baby, welches einfach nicht entstehen wollte. Schon wieder schossen ihr Tausende an Fragen durch den Kopf. Lag es vielleicht an ihr? Konnte sie einfach nicht schwanger werden? Ernährte sie sich falsch, sodass es deshalb einfach nicht klappte? Über ein Jahr und nicht ein einziger positiver Schwangerschaftstest, dafür Maßen an Tränen und schlaflose Nächte und das nicht unbedingt wegen dem Sex.

Bis Mittags quälte sie sich alleine in der Wohnung, das einzige was sie bis dahin zu sich genommen hatte war ein Glas Wasser und die Tasse Kaffee, die sie immer noch in der Hand hielt und sich an sie klammerte, als würde sie sie vor dem Ertrinken im Selbstmitleid retten. Erst gegen halb zwei wagte sie es, nach ihrem Handy zu greifen, wie erwartet ohne jegliche Nachricht von Thomas. Mit zitternder Hand ging sie auf ihr Telefonbuch zu und suchte die Nummer ihrer besten Freundin raus, die ihr vielleicht endlich helfen konnte sie auf andere Gedanken zu bringen, das schaffte sie doch sonst auch immer. Wenn Stefanie etwas brauchte dann Simmi, die die Sängerin vermeintlich besser kannte als die Schwarzhaarige sich selber.

unfulfilled dreams (a Thoffi story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt