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Als der Urlaub sich langsam dem Ende neigte empfanden die Vier zwar einen kleinen Anflug von Trauer, aber dennoch überwiegt noch das Glücksgefühl, was sich über die zwei Wochen in ihnen ausgebreitet hatte. Diesen Urlaub hatten die vier definitiv nötig und nach all der Zeit im Proberaum auch verdient. Denn so etwas wie die zuletzt überwundene Krise, die sie fast entzweit hätte wollten sich nicht noch einmal erleben müssen. Es tat gut sich eine Auszeit zu nehmen und das würde definitiv nicht die letzte in diesem Jahr gewesen sein. An ihrem letzten Tag in Italien, als sie mal wieder alle am Strand saßen und die Sonne noch einmal auf ihre mittlerweile etwas brauneren Körper prallen ließen, beschlossen sie im Dezember alle gemeinsam in den Skiurlaub zu fahren, bevor es dann über die Festtage nach Bautzen zur Familie ging. Bereits jetzt freuten sich alle auf den wohlmöglich unvergesslichsten Winter den sie seit langem zusammen verbringen würden. Zwar schien es jetzt noch so weit weg, aber wie schnell die Zeit vergehen konnte, darüber waren sich alle im klaren, ganz besonders Steff, die seit dem Tod ihres Vaters keinen Tag und nicht eine einzige Sekunde, einen Moment, eine Umarmung oder einen Kuss als selbstverständlich nahm. Deshalb konnte sie es sich auch nicht nehmen lassen noch einmal ihr Handy rauszuholen und ein Selfie von ihnen vier zu machen, wie sie hier im Sand lagen, hinter ihnen das Meer, was leise Wellen schlug und sie mit einem angenehmen rauschen umgab. Nichts schenkte ihr so viel Freude wie diese drei Chaoten, die so zufällig in ihr Leben gestolpert waren und die sie von nun an nie wieder loslassen wollte. Sie hatten so viel gemeinsam erlebt und ganz besonders mit Thomas teilte sie so viele intime Momente, ohne die sie sich ein Leben nicht mehr vorstellen wollte.

Vor allem in diesem Urlaub hatten sie sich verdeutlicht wie sehr sie sich liebten, manchmal zum Leidwesen ihrer Bandkollegen, die so viel mehr mitbekommen hatten als sie dachten und wünschten, aber so war das nun mal mit der Liebe. Es gab keine Regeln und jeder Augenblick war ein Geschenk. Fast jeden Tag hatten sie sich anhören müssen sich ein Zimmer suchen zu sollen, oder dass sie die anderen beiden mit ihrer Verliebtheit nervten, weil sie es ihnen so vehement unter die Nase gerieben hatten, dabei waren Johannes und Nowi mindestens genauso froh darüber, dass sie es mit ihrem kleinen Trip an die See wieder hinbekommen hatten zueinander zu finden, wie das Paar selber.

Gemeinsam spielten sie also noch etwas Fußball im Sand, um die letzten Stunden in vollen Zügen genießen zu können, wobei Steffs Fuß deutlich öfter die Luft als den Ball trat. Die Jungs lachten immer wieder, wenn sie sich dann nicht mehr halten konnte, der andere Fuß im weichen Untergrund versank und sich ihr Körper der Schwerkraft geschlagen geben musste. "Ich weiß schon, warum du die Fußballturniere irgendwann nicht mehr wolltest" prustete Thomas los, als seine Freundin ihn bittend ansah ihr wieder auf die Beine zu helfen, was er aber gekonnt ignorierte. Ihr wütendes schnauben ließ ihn nur noch lauter lachen und auch die anderen Jungs gaben sich geschlagen und konnten ihrer ernsten Miene nicht weiter stand halten.  "Ihr seid doch blöd! Ihr könnt das halt besser als ich und unter solchen Bedingungen ist das ja auch ganz sicher nicht das gleiche wie auf nem Rasen! Und ganz nebenbei bemerkt seid ihr daran selber Schuld, dass wir diese Turniere nicht mehr spielen, muss ich euch allen ernstes an die gebrochene Nase erinnern?" Schlagartig wurde es ruhiger und für einen Moment war es nur das Rauschen des Meeres, was die beteiligten hörten. "Hey Steff, das war doch nur ein Spaß" versuchte der älteste der Runde die Situation wieder etwas aufzulockern. "Natürlich ist es hier schwerer, uns anderen ist das doch auch schon passiert, nur halt zusammengerechnet nicht einmal so viel wie dir" fuhr Thomas fort und erntete damit den nächsten tödlichen Blick der Sängerin "Tut uns Leid Steff. Wir können auch aufhören und lieber-" Nowi stoppte, als er sah, wie ihre Mundwinkel langsam nach oben wanderten. Sie hatte die drei doch nicht etwa- oder doch? "Immer wieder schön wie schnell ich euch drei verunsichern und um meinen Finger wickeln kann." sie lacht laut, während sie sich langsam wieder aufrappelte und etwas Sand von ihrem Körper klopfte. "Na los, das lass ich nicht auf mir sitzen. Noch eine Runde, diesmal spiel ich mit Hannes und danach gehen wir was Essen" grinst sie, was die drei Musiker sich natürlich nicht zweimal sagen ließen und schon rollte der Ball wieder durch den Sand. Entgegen ihrer Absprache sprangen die Vier nach dem Fußball spielen aber alle noch einmal ins kühle Nass, da es doch ziemlich heiß geworden war, ganz besonders wenn man über den Sand einem Ball hinterherrannte. Die Vier hätten von weitem auch aussehen können wie Teenager, so viel Blödsinn wie sie veranstalteten, ging man definitiv nicht von Erwachsenen Anfang bis Mitte dreißig aus. Immer wieder ärgerte sie sich gegenseitig, drückten sich unter Wasser, oder spritzten jemanden Wasser ins Gesicht, bevor Steff zu kalt wurde und Thomas und Steff schonmal wieder zurück zu den Handtüchern gingen. "Der Bikini ist übrigens mein liebster an dir" sagte er, als sie sich gerade hinsetzten. "Das merke ich mir" Die beiden kamen sich näher, versanken in einem Kuss, der noch einmal alles besiegelte, was sie sich in letzter Zeit gesagt und versprochen hatten. Sofort war da dieses Gefühl von Geborgenheit und Verständnis was wie der Klebstoff ihrer Beziehung war. Und wäre es nur nach den beiden gegangen, dann hätten sie noch eine Ewigkeit einfach so dagelegen und ihre Lippen miteinander verschmelzen, ihre Zungen miteinander tanzen lassen, aber da die anderen beiden gerade aus dem Wasser kamen wurden sie unsanft aus dem Moment gerissen. "Wir sollten langsam los, ich bekomme Hunger und wie ich euch kenne braucht ihr gleich beim duschen wieder etwas länger" Zwinkerte der Bassist ihnen zu, woraufhin sie mit einem synchronen Augenrollen antworteten, aber dann ihre Sachen zusammenpackten.

Zwei Stunden später saßen die vier auf der Terrasse eines Restaurants in der Altstadt, jeweils mit einem alkoholischen Getränk in der Hand. Die Sonne war bereits dabei unterzugehen, viele Stunden hatten sie hier nicht mehr, um sieben in der früh würde das Taxi schon wieder zurück Richtung Flughafen gehen, von wo aus sie wieder in den Alltag zurück nach Berlin kehren mussten. "Ich bin euch Jungs echt so unendlich dankbar für alles und vor allem diesen Urlaub. Das war echt besonders." Ihre Stimme wurde leiser und brüchiger, als sich bereits jetzt Tränen in ihren Augen sammelten. "Egal was passiert ich hab euch und das werde ich auf Ewig schätzen. Ihr drei seid meine Familie. Darauf, dass das in 10 Jahren noch genauso ist" Alle hoben ihre Gläser, stießen ein letztes mal auf diesen Urlaub an. Ihren Worten war nichts weiter hinzuzufügen, alle wussten, was die anderen dachten.

unfulfilled dreams (a Thoffi story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt