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Der Tag war endlich gekommen. Es war Mitte Juli, Konzerttag und gleichzeitig Wochenwechsel für Stefanie, die nun endlich die 12. Woche überwunden und somit aus der gefährlichsten Phase raus war. Natürlich hatte sie immer fleißig ihre Frauenarzttermine wahrgenommen und sich 1000 Mal versichert, dass dieses Konzert auch wirklich keinerlei Gefahr für ihr ungeborenes Kind darstellen würde.

Vorerst geschafft kamen die 4 vom Soundcheck wieder und verabschiedeten sich in ihre Garderoben. Stefanie knallte die Tür hinter sich zu und steuerte zielsicher die Couch an, auf der bereits Thomas saß und den Arm nach ihr ausstreckte. Seufzend ließ sie sich in seine Arme fallen und kuschelte sich an seine Brust. Thomas zog sanfte Kreise auf ihrem Rücken, während er merkte, wie sie begann sich fallen zu lassen und zu entspannen. „Gehts dir besser?", erkundigte sich Thomas. Stefanie hatte sich am Morgen mal wieder übergeben müssen. Zwar dachte sie, dass diese Phase der Schwangerschaft überwunden war, allerdings stresste sie der Gedanken an die bevorstehenden Stunden auf der Bühne vor all den kranken Kindern so sehr, dass sie die Übelkeit kurzerhand wieder im Griff hatte. „Mir ist immer noch schlecht. Am liebsten würde ich mir gerade diesen Mülleimer nehmen und ihn zu meinem persönlichen Kotzeimer umfunktionieren.", brummte sie und deutete auf den Behälter neben der Tür. „Kann ich dir irgendwas Gutes tun?", fragte Thomas, was Stefanie augenblicklich ein Grinsen entlockte und zu ihm aufschauen ließ. „Mir würde da so einiges einfallen.", schmunzelte sie und setzte sich auf, um kurz darauf auf seinen Schoß zu klettern. Gefühlvoll legte sie ihre Lippen auf seine und intensivierte den Kuss augenblicklich, damit er merkt wohin die Reise gehen würde. „War dir nicht gerade noch schlecht?", nuschelte Thomas an ihre Lippen. „So schnell kann meine Gefühlslage umschlagen. Langsam sollten Sie über meine Stimmungsschwankungen bescheid wissen Herr Stolle.", grinste sie und wollte sich erneut runter zu ihrem Freund beugen, der sie jedoch kurzerhand aufhielt und etwas Abstand zwischen sie brachte. „Warte, Steff hör auf." Er wurde plötzlich ernst und musterte sie skeptisch. „Ich merke doch wie dich das alles hier belastet. Nicht dass ich etwas gegen deine viel zu guten Küsse habe...im Gegenteil, aber du versteckst schon wieder deine Gefühle vor mir. Hör auf mich zu verführen und vom Thema abzulenken.", belehrte er sie besorgt, woraufhin sie ihren Blick nachdenklich senkte. Sie saß immer noch auf ihm, jedoch war in ihrem Gesicht keine Spur mehr von Lust zu erkennen. Dort war nur noch Trauer. Angst. Und vielleicht auch ein bisschen Unsicherheit. „Dieses Konzert...Thomas es macht mich fertig. Es macht mich schon immer fertig. Seit der ersten Sekunde, obwohl wir damals, als es uns Hannes erzählt hatte, nichtmal von unserem Kind wussten. Ich weiß nicht wie ich mit den kranken Kindern umgehen soll. Mir hängt die ganze Zeit der Gedanke im Kopf, wie es wäre wenn unser Baby solch eine Krankheit erleiden würde und es deshalb sozusagen im Krankenhaus aufwächst. Durch dieses Konzert wird das alles hier so greifbar und viel zu real.", offenbarte Stefanie ihre Gedanken, während sich bereits einige Tränen aus ihrem Augenwinkel verabschiedeten und über ihr Gesicht liefen. Thomas zog sie wortlos an sich und hielt sie, ließ sie weinen. „Das hab ich mir alles schon gedacht Kleine. Ich kenn dich viel zu gut dafür, du machst mir nichts mehr vor. Versuch dich an dem Gedanken festzuhalten, dass dieses Baby gesund sein wird. Und selbst wenn nicht...würde dass denn einen Unterschied für dich machen? Ich bin mir sicher, dass du es genauso lieben würdest. Wir schaffen das schon alles irgendwie. Mach dir nicht zu viele Gedanken über ein „vielleicht" oder ein „eventuell".", beruhigte er sie. Schluchzend klammerte sie sich an ihn und er ließ sie zu Ende weinen. Stefanie hatte sich gerade wieder gefangen, als sich die Garderobentür einen Spalt weit öffnete und sich der Kopf von Nowi und Johannes durch die Tür schob. „Sorry falls wir stören, aber wir haben im Vorbeigehen Stefanie schluchzen gehört. Ist alles in Ordnung bei euch?", fragte Hannes besorgt. Stefanie wollte gerade antworten, als sie die Übelkeit überkam und sie nichts anderes mehr tun konnte, als zum Mülleimer zu rennen und sich mehrfach zu übergeben. Geschockt und verwirrt starrten Nowi und Johannes auf sie und warfen Thomas einen hilflosen Blick zu, der aufgesprungen war, um ihr die Haare zurückzuhalten.
Nachdem sich Stefanie ein paar Minuten später gesammelte hatte, setzte sie sich wieder aufs Sofa und ließ sich von Johannes ein Wasser geben, der sich zusammen mit Thomas und Nowi neben sie setzte. „Ich dachte deine Magenverstimmung ist schon längst wieder vorüber. Vielleicht solltest du mal zum Arzt gehen und das abklären lassen.", riet er ihr besorgt. Thomas und Steff warfen sich einen unsicheren Blick zu, jedoch nickten sich beide zu. Anscheinend war nun der Zeitpunkt gekommen die beiden Anderen einzuweihen. Für beide sprach nichts mehr dagegen.
„Wir waren schon beim Arzt...schon vor Wochen.", begann Thomas. Verwirrt sahen sich Nowi und Hannes an. „Das kommt jetzt vielleicht überraschend, aber ich bin in der 13. Woche schwanger.", fuhr Stefanie fort und augenblicklich legte sich ein Schmunzeln auf ihre Lippen. Sie fiel buchstäblich mit der Tür ins Haus und erschlug die beiden Anderen damit. Sie mussten sich erstmal kurz sammeln, bevor sich auf Johannes Gesicht ein breites Grinsen legte. „Ihr habt es also wirklich geschafft? Ich werde Onkel?", strahlte er, woraufhin beide nickten. „Ich werde doch wohl hoffentlich Patenonkel von dem Würmchen.", warf Nowi ein und zog erst Stefanie und danach Thomas in eine Umarmung, was ihm Johannes gleich tat. „Aber natürlich wirst du das.", grinste Thomas Nowi an. „Eigentlich wollten wir einen passenderen Moment auswählen, aber es hat sich gerade spontan ergeben.", fügte Stefanie hinzu. „Wer weiß es denn schon?", wollte Johannes wissen. „Ihr und wir. Wir brauchten erstmal etwas Zeit, um unser Glück zu verarbeiten und das alles hier zu realisieren.", schmunzelte Stefanie und legte ihre Hand auf die von Thomas, welche sich um ihre Taille auf ihren Bauch geschlichen hatte. Zaghaft schmiegte sie sich an ihn und blickte in die freudestrahlenden Gesichter ihrer besten Freunde und Bandkollegen. Man konnte den Stolz der Beiden förmlich sehen.
In der nächsten Stunde saßen sie alle gemeinsam im Backstage, während das Paar die anderen Beiden über jedes noch so kleine Detail aufklärte. Vom positiven Schwangerschaftstest bis zum ersten Mal übergeben wurde wirklich fast alles erzählt. Vorsichtshalber ließen sie jedoch Stefanies gestiegene Lust aus, da sie wussten, dass Johannes und Nowi sowieso nicht so sehr an Einzelheiten über ihr Liebesleben interessiert waren.
Die 4 wurden jedoch von Lutz, dem Tourmanager, unterbrochen, der sie für ihren Auftritt abholen wollte, da sie schon in wenigen Minuten auf der Bühne stehen sollten.

unfulfilled dreams (a Thoffi story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt