Ich muss schnell „fliehen". Ihr Duft macht mich ganz verrückt. Als ich ihr ins Ohr geflüstert habe, war sie so warm und diese Energie hat mich ganz wuschig gemacht. Was ist denn bloß los mit mir? Im Fahrstuhl treffe ich auf Bobby, mein einziger Vertrauter im Krankenhaus. Abgesehen von Schwester Agnes, sie ist aber eher wie eine entfernte Tante zu mir. Bobby ist Anästhesist und wir kennen uns schon seit den fünf Jahren, die ich am General bin. Er ist wirklich gut auf seinem Fachgebiet und am liebsten habe ich ihn im OP, wenn ich operiere. Bobby ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die typische Familie eben, nicht so wie in meinem verkorksten Leben.
Diese Patientin Jessy macht etwas in mir. Ich bin aufgewühlt und spüre ständig diese Wärme im Brustkorb. Hinter ihrem Mundschutz konnte ich ihr schüchternes Lächeln nur erahnen, ich habe das Gefühl es ist zauberhaft.
„Hey, was ist los?", sagt Bobby im Aufzug zu mir, als die Türen sich geschlossen haben.
„Hey.", ich seufze, „da ist diese Patientin, Jessy. Sie hat eine Sprunggelenksfraktur Weber A und...".
„Lässt du bitte mal das Chirurg-Geschwafel? Was ist los?"
„Sie macht mich irgendwie warm ums Herz."
Bobby guckt skeptisch: „Warst du gestern trinken?", genau diese Frage habe ich erwartet.
„Ach egal, ich kann es gerade nicht anders erklären. Auf jeden Fall behalte ich sie im Auge. Ich kümmere mich mal um ihre OP.", in dem Moment öffnet sich der Fahrstuhl im OP-Trakt. Ich stürme aus dem Aufzug und Bobby klebt an mir: „Das ist keine gute Idee. Du bist befangen."
„Wer ist befangen?", ausgerechnet jetzt steht Dr. John Hoover, mein Vorgesetzter am Fahrstuhl.
Bobby reibt sich den Nacken und kann mir kaum in die Augen schauen.
„Dr. Franklin ist auf der Suche nach einem OP für eine Patientin mit einer Weber A Fraktur. Das ist alles.".
„Wer ist die Patientin?", will Dr. Hoover von mir wissen.
„Ms. Handerson, sie ist umgeknickt und hat wie gesagt eine Weber A Fraktur. Laut Röntgenbild ist das mit einer Titanplatte zu korrigieren und zwar zeitnah, da die Schwellung mehr und mehr zunimmt.", erkläre ich fachlich.
„Ist das die Patientin, der sie ein Einzelzimmer besorgt haben?"
„Ja, Dr. Hoover."
„Und ist das die Patientin, der sie eben unten im Blumenladen einen riesigen Strauß Blumen aufs Zimmer bestellt haben?"
Ich schlucke.
„Ja, Dr. Hoover. Dieser ist zur Aufmunterung."
„Dr. Franklin. Sie werden diese Patientin nicht operieren. Ich werde das übernehmen."
Oh bitte nicht. Ich koche innerlich.
„Bitte, Dr. Hoover. Ich muss diese Patientin operieren. Das ist sehr wichtig für mich."
„Sie werden diese Patientin maximal im OP mentalunterstützen. Ich übernehme diese OP. Und Ende."
Verdammt, Bobby, warum kannst du nicht den Mund halten. Dr. Hoover dreht sich um und geht ohne ein weiteres Wort.
„Tut mir leid, Alter.", sagt Bobby eingeknickt.
„Ach egal. Nun ist sie in den Händen vom besten Chirurgen des Krankenhauses. Vielleicht ist es besser so."
„Komm, lass uns später einen trinken gehen.", Bobby versucht die Situation zu entschärfen. Normalerweise funktioniert das auch zwischen Männern, aber ich lasse solche Versuchungen, seit Angela weg ist.
„Danke dir, lass mal.", ich drehe mich um und gehe.
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Dr. Cute, bitte in den OP.
RomanceKörper an Körper bleiben wir noch eine Weile liegen. Wir reden nicht. Wir genießen nur die Nähe des anderen und ich für meinen Teil will nie mehr wo anders liegen als neben dieser Frau.