Meine Mom rutscht plötzlich auf der Couch seltsam nah an mich heran und fängt an zu flüstern: „Wusstest du, dass Ben sich von seiner Sekretärin getrennt hat? Oder andersherum. Ich weiß es nicht genau. Er stand neulich vor unserer Tür und...".
„Mom, ich möchte das nicht wissen und auch nicht darüber reden.", sage ich lauter als beabsichtigt. Matt schaut mich fragend an und ich winke nur ab.
„Wenn du meinst?", höre ich meine Mom wieder. „Er war wirklich sehr traurig darüber, wie es mit euch beiden auseinander ging, hat er gesagt.".
„Ok, ich habe es zur Kenntnis genommen. Ich denke reicht auch, oder?", ich will mich nicht mit ihr streiten, nicht an Weihnachten und wo der Nachmittag und Abend bis jetzt so gut lief. Warum erzählt sie mir das? Und warum haben sie überhaupt ins Haus gelassen und ihn reden lassen? Da kann nicht viel Gutes herausgekommen sein. Nun wird mich das den ganzen Abend nicht loslassen.
Ich sitze die meiste Zeit auf der Couch, einfach um mein Bein hochzulegen, da ja noch genug Wundflüssigkeit vorhanden ist laut Physiotherapie. Matt ist so fleißig. Ich werde mich später bei ihm bedanken, wenn unsere Eltern gegangen sind.
Matt und ich hatten beschlossen uns nichts zu Weihnachten zu schenken, da wir uns ja noch nicht so lange kennen. Ich halte mich dran, ich hoffe er auch. Den Weihnachtsbraten und alle Beilagen haben wir gemeinsam vorbereitet. Auch den Tisch haben wir gemeinsam gedeckt. Wo ich helfen kann, trotz meiner Krücken, helfe ich. Und wenn es nur Servietten falten ist. Wir haben uns viel Zeit gelassen beim Vorbereiten und Dekorieren. Ich habe es geschafft eine richtige weihnachtliche Atmosphäre in sein Haus zu bringen. Wir räuchern Duftkerzen, haben viele Kerzen im Haus verteilt, den Weihnachtsbaum einheitlich in weiß und blau geschmückt und auch den Tisch in diesen Farben gehalten. In den Augen von Matts Mom konnte ich sehen, dass sie das nicht erwartet hätte. Sondern sicher von einem einfachen Essen ausgegangen ist. Aber Weihnachten ist mein Lieblingsfest und dann muss alles perfekt sein. Wie abgesprochen, lässt Matt das kleine Glöckchen zum Abendessen klingeln.
„Da meine bezaubernde Jessy noch nicht so gut zu Fuß ist um mir als Gastgeberin zu helfen, freue ich mich, wenn jeder etwas aus der Küche zum Tisch trägt. So bleibt es noch warm. Ich bitte euch dann alle gern zu Tisch.". „So machen wir es.", höre ich meine Mom laut ausrufen. Ich glaube sie hat schon einige Weihnachtspunch getrunken. Kurze Zeit später sitzen wir am Esstisch. Es duftet herrlich, Deko und Essen geben ein hervorragendes Bild und es ist perfekt für Weihnachten. Das Besteck klimpert auf den Tellern und geredet wird nicht viel. Also schmeckt es. Matt und ich sitzen uns an den kurzen Enden gegenüber. Jeweils an den Seiten unsere Eltern.
„Du solltest Ben wirklich mal anrufen.", sagt meine Mom plötzlich am Tisch und schaut mich an. Matt verschluckt sich an seinem Wasser und Bens Mom fragt: „Wer ist Ben?".
„Niemand.", antworte ich zu barsch. Aber es ärgert mich so dermaßen, dass meine Mom das jetzt anspricht.
„Mom, nicht jetzt und eigentlich überhaupt nicht dieses Thema."
„Aber warum nicht? Matt und du habt euch doch nur zufällig getroffen.", sagt sie fast beiläufig und isst weiter.
Ernsthaft? Was ist nur los mit ihr?
Ich hole Luft, um zu kontern, in dem Moment klingelt es an der Tür. Matt schaut mich versteinert an. Was hat das zu bedeuten?
Matts Dad schaut seinen Sohn entgeistert an: „Willst du nicht aufmachen?".
„Ja, ich gehe.", und schon ist Matt aufgestanden.
Ich höre undeutliches Gebrummel an der Tür. Dann schließt sie, High Heels klappern über den Laminatboden und plötzlich steht eine aufgestylte blonde Frau im Esszimmer. Sie strahlt bis über beide Ohren und Matt steht wie ein Häufchen Elend daneben.
„Angela, was für eine Überraschung.", Matts Mom springt auf und umarmt Angela sofort. Auch Matts Dad schließt sich an und ich kann nur schlucken und mich räuspern.
„Angela, dass ist Jessy. Meine Freundin.", höre ich Matt sagen.
Angela trällert und kommt auf mich zu: „Na das ging ja schnell, mein Lieber.".
Sie reicht mir die Hand, widerwillig reiche ich sie ihr. Sagen kann ich nichts. Ich habe das Gefühl ich bin im Film. Angela begrüßt meine Eltern freundlich, auch als sie erfährt, wer sie sind.
Plötzlich steht ein Stuhl mehr am Tisch, genau neben Matts Eltern an Matts Seite.
„Angela, setz dich.", höre ich Matts Mom.
Meine Ohren summen und ich würde gern flüchten. Aber das gestaltet sich noch schwierig. Außerdem sind meine Eltern hier und ich kann mir diese Blöße jetzt wirklich nicht geben. Angela hat Matt verletzt. Genau wie Ben mich. Und nun sitzt sie hier?
„Jessy, was ist mit deinem Bein?", spricht Angela mich an. Alle anderen essen weiter. Ich kann keinen Bissen mehr zu mir nehmen.
„Es war gebrochen.", mehr bringe ich nicht heraus.
„Sie hatte eine Weber A Fraktur. Aber wir sind auf einem aufsteigenden Ast.", sagt Matt.
„Wir?", sagt Angela plötzlich.
„Bist du ihr Pfleger?"
„Nein, bin ich nicht.", sagt Matt, aber mehr sagt er nicht. Was ist los mit ihm? Er scheint eingeschüchtert. Von dieser Barbiepuppe? Habe ich mich in ihm getäuscht?
Das Essen geht schleppend vorbei und ich will das auch jetzt beenden. Ich lüge müde zu sein und meine Eltern verstehen sofort. Sie verabschieden sich von allen und wir verabreden uns für Silvester. Mit oder ohne Matt. Egal. Der Rest bleibt wie angewurzelt im Wohnzimmer bei Wein und Scotch sitzen. Ich glaube ich sitze inmitten eines schlechten Filmes und weiß nicht was ich tun soll.
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Dr. Cute, bitte in den OP.
RomanceKörper an Körper bleiben wir noch eine Weile liegen. Wir reden nicht. Wir genießen nur die Nähe des anderen und ich für meinen Teil will nie mehr wo anders liegen als neben dieser Frau.