-31- Jessy

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Matt verschwindet zum Duschen und ich bleibe am gedeckten und fast komplett vernaschten Frühstück sitzen. Ich räume ab. Nein. Kann ich ja nicht. Wie soll ich das Geschirr vom Tisch in die Küche bekommen? Ach, es ist doch einfach nur zum Heulen. Also bleibt mir nur mein Handy. Ich lehne mich zurück und öffne den Home-Bildschirm meines Telefons. Ich finde fünfzehn WhatsApp-Nachrichten und drei Anrufe in Abwesenheit. Ich höre das Wasser rauschen im Obergeschoss. Also erst einmal die Nachrichten. Zehn davon sind von Dina. Sie stellt die Fragen, die nur eine beste Freundin stellen kann:

Es ist dunkel bei dir. Wo bist du?

Lebst du noch?

Wo muss ich hinkommen?

Wen muss ich schlagen?

Ich rufe dich gleich an...

Jessy, melde dich.

Die restlichen Nachrichten sind von Kollegen und von meiner Mom. Sie fragt nun doch endlich, wie ich mir Weihnachten vorstelle. Ja wie wohl? Ich liege auf der Couch rum und lasse mich bedienen. Das erste Mal seit vielen Jahren. Nur leider kann ich es dieses Jahr nicht ändern und genau so wird es werden.

Und noch eine Nachricht: Ben. 

Hey meine Schöne, wie geht es dir? Wollte mich mal wieder melden und habe gehört, du hattest einen Unfall. Wenn du Hilfe brauchst, sag einfach Bescheid. Ich schau, was ich tun kann.

Ernsthaft? Was denkt er sich? Und woher zum Henker weiß er von meiner Verletzung? Mein Körper gefriert zu Eis. Mein Herz fängt an zu pumpen und ich fange an zu zittern. All diese Gefühle der Verletzung wallen wieder in mir auf. Die Scham und die Trauer nach einer Beziehung, die am Ende gar keine war. Tränen rinnen über meine Wangen und ich fange bitterlich an zu weinen. Ich spüre warme Hände an meinen Wangen und öffne die Augen. Matt.

„Hey Jessy. Was ist los? Was ist passiert?"

Ich kann nicht antworten. Ich schluchze vor mich hin. Matt nimmt mich unter seine Arme und trägt mich zur Couch. Schneller als ich gucken kann. Er setzt mich auf seinen Schoß und hält mich einfach nur fest. Mein Kopf liegt an seinem Hals und ich fange langsam an mich zu beruhigen.

„Hol tief Luft, Jessy. Es wird gleich besser."

Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen. Es wirdtatsächlich besser und im nächsten Moment schäme ich mich für diesen, sagen wirmal Anfall. Mir fällt der Auslöser wieder ein. Ich nehme mein Handy und zeigeMatt die Nachricht. Warum auch nicht? Er soll schließlich wissen, warum ich sodrauf bin. Und warum ich hier in seinem Haus sitze und vor mich hin zittere undwimmere. Ben hat mich so verletzt und hintergangen. Ich habe später herausgefunden,dass es schon mehrere Monate ging mit seiner Sekretärin. Ich habe erfahren, wassie alles zusammen unternommen und erlebt haben. Mit ihr. Nicht mit mir wollteer das erleben. Las Vegas, Karibik, Kuba, angeblich waren es Dienstreisen. Ermusste den Kunden, die in die Versicherung investieren ja schließlich wasbieten. Das war immer seine Ausrede. Ich spüre eine Hand über meinen Rücken streichen. Es tut gut. Anscheinend weiß Matt immer was genau das Richtige ist. Ich lege meine Wange an seine. Ich brauche jetzt das Gefühl gewollt und geliebt zu werden. Matt liebt mich, das hat er heute Morgen zu mir gesagt und ich glaube ihm. Er ist nicht der Typ, der etwas leicht daher sagt. Ich schmiege meine Wange an seine und rieche an seinem gewaschenen Haaren. Es riecht herrlich nach einem bestimmten Duschbad. Ich erinnere mich an den Duft, jedoch nicht an die Marke.

Ich nehme sein Gesicht in meine Hände. Sein wunderhübsches Notfallchirurg-Gesicht, was mich auch mit Maske fasziniert hat. Unsere Lippen treffen sich. Ich brauche seine Wärme, seine Lippen, seine Zunge. Er macht mit. Wir küssen uns und spielen mit den Zungen. Er hält meinen Hinterkopf zu seinem Gesicht gepresst und ich habe meine Arme um seinen Hals geschlungen. Ich fange an in seinen Locken zu spielen und packe seine starken Schultern. Er passt so gut zu mir und in meine Arme. Wir passen so gut zueinander.

Seine freie Hand wandert zu meinen Brüsten. Ich habe nichts dagegen. Nein, im Gegenteil. Ich will es. Ich will, dass er mich berührt, das er mich packt, das er mich begehrt. Matt wirft mich rückwärts auf die Couch und ist im nächsten Moment über mir. Die Decke, die noch beim Frühstück über meinen Beinen lag, ist schon lange verschwunden. Ich bin in Matts T-Shirt und meinen Hotpants gekleidet und Matts Körper liegt auf mir. Sein Gewicht gibt mir das Gefühl sicher zu sein. Seine Hände an meinem Oberkörper, auf meinen Brüsten und an meinem Bauch, geben mir das Gefühl gewollt zu werden. Seine Küsse geben mir das Gefühl lebendig zu sein. Bitte hör nicht auf, Matt.

„Jessy, was tun wir hier?", flüstert Matt in mein Ohr und knabbert kurz daran.

„Wir begehren uns.", sage ich einfach heraus.

„Bitte hör nicht auf, Matt."

„Aber ich muss.", sagt er gequält in meine Halsbeuge.

„Nein, musst du bitte nicht."

„Jessy, bitte, wir müssen aufhören."

Dr. Cute, bitte in den OP.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt