-35- Jessy

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Keinen Augenblick dieses wundervollen Moments will ich nicht erlebt haben. Es war perfekt. Es war unglaublich. Matt war so liebevoll und doch fordernd. An Sex mit Ben kann ich mich nicht mal mehr erinnern. Was ich auch nicht schlimm finde. Die Nachricht von ihm ist bereits vergessen. Soll er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. An mich und Matt kommt er niemals ran. Und ich lasse es auch nicht mehr zu, dass dieser Schmerz, den er mir hinterlassen hat, noch einmal so meine Gefühle bestimmt.

Meine anfänglichen Zweifel bezüglich Matt sind verflogen. Ich beschließe diese tolle Zeit, wenn auch eingeschränkt, zu genießen. Irgendwann ist mein Fuß wieder in Ordnung und es wird noch besser werden. Jetzt genieße ich ihn gerade neben mir zu haben, seine starken Arme um mich gelegt, fühle ich mich wohl. Sein sportlicher Oberkörper lädt zum Anfassen ein und so streiche ich zart mit meinen Fingern über seinen Bauch.

„Wenn du so weiter machst, kann ich für nichts garantieren.", höre ich ihn brummen.

„Vielleicht ist das meine Absicht."

Und wir lieben uns noch einmal. Diesmal langsamer, inniger und vertrauter als beim ersten Mal.

Die Idee zum gemeinsamen Weihnachts-Shopping kann nicht meine gewesen sein. Es ist so voll in der Mall, dass ich mit meinen Krücken und meinem Schuh kaum vorwärtskomme. Ständig rempelt mich jemand an.

Aus dem Auto haben wir erst meine und dann MattsEltern angerufen. Sie waren überrascht und hell auf begeistert von unseremVorschlag. Am Weihnachtstag werden alle gegen Mittag bei Matt ankommen und wirverbringen den Nachmittag und Abend zusammen. Es ist noch reichlichvorzubereiten und von daher beiße ich jetzt die Zähne zusammen und kämpfe michdurch das Gewühl an Menschen in der Mall. Immerhin haben wir bereits einenWeihnachtsbaum, eine Lichterkette und weihnachtliche Servietten.


Dienächsten Tage verbringen wir fast ausschließlich gemeinsam. Wir sind bei Mattoder bei mir. Er tut mir so gut. Manchmal, wenn ich vor ihm aufwache, schaueich ihn an und frage mich, warum so etwas Gutes mir passiert. Ich bin dankbardafür, aber ausgerechnet in meinem schwächsten Moment rettet er mich. MeineFäden sind nun mittlerweile raus. Es war unangenehm aber die Schwester bei Dr.Kaufman hat sich wirklich Mühe gegeben. Ich sehe am Fuß weiterhin aus, wie eingenähtes Hähnchen. Matt bringt mich regelmäßig zur Lymphdränasche. Jemandmassiert meinen Fuß von unten bis zum Oberschenkel, damit die Lymphe abfließenkann. Außerdem muss ich Übungen machen, die ich mir meist noch nicht zutraue.Mein Fuß ist wie Gummi. Mein ganzes rechtes Bein ist dünner als das Linke.Sieht etwas komisch aus. Für Weihnachten mit unseren Eltern haben wir uns füreinen traditionellen Braten entschieden. Dazu soll es einen Weihnachtspunchgeben. Ich habe im Internet tolle Rezepte gefunden, die wir so kochen können.Auch wenn Matt meint er kriegt das so hin, will ich lieber auf Nummer sicher gehen.Als Geschenk haben wir unseren Eltern Gutscheine für Nashvilles Restaurantsgekauft. Man kann sie in allen teilnehmenden Restaurants einlösen, und das sindeine ganze Menge. Sie verbringen will zu wenig Zeit außerhalb des Hausesmiteinander. So können sie das endlich ändern. Alles in Allem bin ich rundumglücklich. Auch die Situation mit meinem Fuß lässt mich fast kalt. Ich kann esdoch eh nicht ändern. Ich muss es aussitzen und mich einfach an die Vorgabenvon Dr. Kaufman halten. Im Büro kommenalle erstaunlich gut ohne mich klar. Ganz ehrlich? Wenn ich dann nicht mehrgebraucht werde, finde ich eine Alternative. Vielleicht einen Job der michglücklicher macht. Etwas, wo ich mein eigener Chef bin. Ein Biomarkt, nähen,oder etwas anderes für meine Seele. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Wir werdensehen.

Dr. Cute, bitte in den OP.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt