-36- Matt

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Die Zeit mit Jessy ist einfach perfekt. Wir verbringen fast jeden Tag zusammen. Eigentlich schlafen wir nur getrennt, wenn ich Nachtschicht habe. Meine Nachtschichten sind sehr reduziert in den letzten Tagen. Ich wurde fast nur für Tagschichten eingeteilt und konnte es mir sogar aussuchen, ob ich überhaupt gehe. Aber sind wir mal ehrlich. Ich habe genügend Überstunden. An einem Abend in der Notaufnahme klingelte mein Handy. Es war eine unbekannte Nummer. Ich war mir nicht sicher, ob Jessy ein Festnetztelefon hat und eventuell Hilfe braucht, also ging ich ran. Es war Angela. Am Anfang war ich wie versteinert und konnte nicht viel sagen. Angela dagegen redete wie ein Wasserfall. Herausgehört habe ich, dass ihr Neuer sie verlassen hat und sie nun in einer kleinen Absteige wohnt, da sie gleich auch noch ihren Job verloren hat. Es klang so als wolle sie zu mir zurück. Das steht nicht mehr zur Debatte. Angela ist Geschichte und ich habe auch keinerlei Bedürfnis ihr zu helfen. Wer hat mir denn damals geholfen? Ich habe mir brav ihre Probleme angehört und sie freundlich abgewiesen. Jessy habe ich von diesem Anruf nichts erzählt. So wichtig finde ich es nicht. Auch wenn sie mir die Nachricht von Ben, ihrem Ex, gezeigt hat. Dieses Gespräch ist keiner Auswertung wert und auch keiner weiteren Erwähnung.

Es ist fast Weihnachten und wir stecken voll in den Vorbereitungen. Es ist so einfach und herrlich, mit ihr Zeit zu verbringen. Wir sind einfach wir und ich bin dankbar für diesen Moment in der Notaufnahme. Ich bin dankbar, dass sie sich den Fuß gebrochen hat, auch wenn es unangenehm ist. Klingt komisch, aber so ist es. Sie ist jung und das wird wieder. Sie kann den Fuß fast wieder nutzen, wie vor dem Bruch. Ich bin für sie da und fahre sie regelmäßig zur Physiotherapie. Beim Fäden ziehen war sie mehr als tapfer. Es wird von Tag zu Tag besser und sie nimmt auch kaum noch Schmerztabletten. Ich bin stolz auf sie, wie sie die Situation meistert und alles durchsteht.

Heute ist Weihnachten und unsere beiden Eltern kommen zu uns zum Essen. Jessys Eltern waren eine halbe Stunde zu früh. Jessy meinte, dass ist immer so. Meine eine halbe Stunde zu spät. Typisch.

Ich versorge alle mit Getränken und verschwinde in der Küche. Vieles muss ich nur noch warm machen. Wir sind mehr als vorbereitet. Es ist anstrengend Gespräche mit meinen Eltern zu führen. Sie kommen nie beide zu mir, sondern fragen unabhängig voneinander die gleichen Fragen. Also erzähle ich alles doppelt. Wenn ich dann nur mit „Ja" oder „Nein" antworte, verschwinden sie im Wohnzimmer. Jessy unterhält alle super und ich kann mich um das Festessen kümmern.

Dr. Cute, bitte in den OP.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt