Kapitel 18

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Kapitel 18

Malia

Ich sprang quasi von Justins Schoß und schon war Luke im Raum. Er sah uns ein wenig geschockt an und war kurz wie angewurzelt.

„Luke... Was tust du hier?", fragte ich ihn und ging langsam auf ihn zu.
„Ich hab dich gesucht.. Tut mir Leid, dachte das wäre dein Zimmer.", sagte er entschuldigend, während ich mit ihm aus dem Zimmer lief. Dann liefen wir gemeinsam die Treppen runter, mit einer komischen Spannung zwischen uns.

„Luke, ich.. Es ist ziemlich unangenehm. Kannst du es bitte für dich behalten?", fragte ich ihn leise, während ich nervös mit den Fingern spielte.
„Ja klar.", sagte er und räusperte sich kurz. „Ich wollte eigentlich nur Bescheid sagen, dass ich los muss. Meine Mom hat angerufen und es geht ihr nicht gut."
„Was hat sie?", fragte ich ihn und blickte ihm in die Augen, als wir in der Bibliothek standen.
„Sie hat Krebs... Sie hat nicht mehr lange und heute ist wieder so ein Tag wo es ihr anscheinend nicht gut geht.", sagte er etwas zerbrechlich und traurig. Geschockt blickte ich ihn an und legte meine Hand auf seinen Oberarm.
„Das tut mir Leid...", flüsterte ich und streichelte ihm über sein Arm. „Soll ich irgendwie mitkommen?", fragte ich ihn vorsichtig, da ich nicht wusste, wie ich mich nun verhalten sollte. Er dachte kutz nach, ehe er nickte.

Ohne zu zögern fuhr ich dann mit ihm zum Hospiz, wo ich ihm dann beistand. Seine Mutter auf diese Art wiederzusehen zerbrach mir mein Herz, denn ich hatte sie verdammt fröhlich in Erinnerung. Sie war ein so guter Mensch.

Der Arzt sagte, sie hätte nicht länger als ein Monat. Luke war fertig, auch wenn er es nicht direkt zeigte. Ich wollte ihm als Freundin beistehen, so gut es ging. Er fuhr mich nach Hause und plötzlich vibrierte mein Handy. Es war eine Nachricht von Justin.

-Wo bist du?-

„Was ist das eigentlich mit dir und..." Ihm fiel der Name nicht ein.
„Justin.", fügte ich hin. Luke nickte flüchtig.
„Genau. Justin. Seid ihr heimlich ein Paar oder..." Ich schüttelte lachend meinen Kopf.
„Dann hätte ich dich ja auf der Party nicht halb geküsst...", sagte ich, was mir kurzzeitig ein wenig unangenehm war, weshalb ich ein wenig grinste. „Es ist kompliziert. Aber ein Paar sind wir nicht.", sagte ich. Luke nickte verständlich.
„Ich halte mein Mund.", sagte er und daraufhin blickte ich ihm in die Augen.
„Danke.", sagte ich und lächelte ihn leicht an.
„Wobei es sehr schade ist, dass du da jemanden hast.", sagte er plötzlich. Ich musste aufpassen nicht rot zu werden und wusste außerdem nicht was ich sagen sollte, also blickte ich bloß stumm aus dem Fenster.

Als ich dann zuhause war, lief ich den Flur entlang, um dann die Treppen hochzulaufen.

„Malia.", hörte ich hinter mir eine Stimme und daraufhin drehte ich mich zu Justin um. Er ging die paar Stufen hoch, bis er hinter mir stand, und drückte mich am Rücken hoch, sodass ich weiterlief, bis wir dann in meinem Zimmer standen.

„Wo warst du?", fragte er mich sofort.
„Mit Luke im Krankenhaus.", sagte ich und strich meine Haare zurück.
„Aha.", sagte er und nickte verständlich mit dem Kopf, war aber ziemlich genervt, das konnte ich erkennen. „Und? Weißt du ob er die Klappe hält?"
„Ja, er sagt nichts. Keine Sorge, Justin. Niemand wird je was davon erfahren.", murmelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Es war ihm also immer noch wichtig, dass niemand davon wusste.
„Gut.", sagte er zufrieden.
„Gut, kannst jetzt gehen.", sagte ich und nickte mit dem Kopf zur Türe. Er blickte mir erst lange in die Augen, ehe er dann tatsächlich mein Zimmer verließ.

Ich fiel seufzend auf mein Bett als er weg war und dachte wieder über die aktuelle Situation nach. Es nahm einfach kein Ende. Es war alles nur Unentschlossenheit und ein großes Rätsel. Dass ich diesen Typen so gerne mochte, das machte alles so verdammt schwer. Doch ich konnte ihm anscheinend nicht sonderlich viel bedeuten, wenn er seinen Job bevorzugte. Deswegen musste ich versuchen nicht viel über ihn nachzudenken. Wenn es bloß so einfach wäre. Ich wusste, wir würden uns sowieso wieder die Klamotten vom Leib reißen.

Ich verbrachte später ein wenig Zeit mit meinem Vater, denn er wollte es so. Schließlich war ich irgendwo noch ein wenig sauer auf ihn. Nein, ich war enttäuscht.

„Wie läuft die Schule?", fragte er mich. Wir waren auf dem Boot eines Kumpels von Dad.
„Gut.", sagte ich bloß und schob mir kurz darauf eine Traube in den Mund. Mein Dad schnaubte kurz, weil ich ihm wahrscheinlich nur eine knappe Aussage gegeben hatte.
„Malia."
„Was Dad?", fragte ich ihn. „Was willst du noch von mir hören? Sollen wir über das Thema sprechen?"
„Wenn es dir danach besser geht, ja. Bitte so, dass es keiner mitbekommt.", sagte er und lehnte sich zurück.
„Na gut.", fing ich an. „Ich möchte dir eins sagen Dad oder nein.. Ich möchte dich um etwas bitten. Ich möchte, dass du nie wieder die Typen anfässt, die mir wehgetan haben. Ich kann selber damit umgehen und mich verteidigen. Das was du getan hast ist das letzte. Denkst du Mom würde es zulassen?"
„Mom würde es nicht zulassen aber Mom ist nicht hier und so gehe ich damit um, wenn jemand meiner Tochter versucht zu schaden. Nein, wenn jemand meiner Tochter geschadet hat."
„Ich möchte deine Hilfe aber nicht. Ich bin jetzt erwachsen und kein kleines Kind mehr. Wenn ein Mann meine Gefühle verletzt dann ist es halt so."
„So wie Justin?", fragte er mich plötzlich. Ich hielt kurz inne, versuchte aber nicht so auffällig zu sein.

„Justin hat mich nie verletzt. Ich mag ihn gerne, doch er will nichts von mir. Ihm ist sein Job wichtig.", murmelte ich und blickte über das Wasser. „Aber wenn du ihm irgendwann was tust Dad, würde ich es die nie verzeihen. Justin ist ein unfassbar guter Mensch, der leider den falschen Job erwischt hat." Mein Dad verarbeitete meine Worte erst, ehe er was sagte.

„Du weißt, dass ich meinen Mitarbeitern es nicht erlaube dich anzufassen oder zu daten."
„Warum?", fragte ich ihn sofort.
„Das gibt nur Komplikationen. Ich kann mit dieser Person dann nicht arbeiten und gerade mit Justin ist die Zusammenarbeit super wichtig. Ich würde dich einfach bitten die Finger von ihm zu lassen.", sagte mein Vater ernst. „Er ist aktuell mein wichtigster Mann, der seinen Job einwandfrei macht."
„Ist okay, Dad.", sagte ich, ehe ich mich auf dem Boot umschaute. „Hast du nicht mal Lust auf eigenes Boot?", fragte ich ihn und fing zu schmunzeln an. Mit diesem Thema war nun alles etwas lockerer, doch ich würde nicht vergessen können, was mein Dad getan hatte oder vielleicht noch tun würde.

Am nächsten Tag in der Schule, Justin saß hinter mir, was mich wahnsinnig machte, klingelte es zur Pause, so lief ich aus dem Raum. Justin fing mich ab, bevor Lana und Stella mich erreichten. Er lief neben mir her und verwundert blickte ich ihn an.

„Du kannst dich auch im Hintergrund aufhalten um mich im Augen zu behalten.", sagte ich unbeeindruckt und lief den Gang entlang.
„Ich wollte in deiner Nähe sein.", raunte er. „Bevor ich am Wochenende weg bin." Ich blickte ihn sofort an.
„Wo bist du?"
„Ich hab frei. Ich werde mich mit meinen Jungs in Kanada treffen.", sagte er. Ich nickte bloß.
„Dann wünsche ich dir viel Spaß.", sagte ich bloß.
„Malia.", raunte er. „Komm mit." Ich zog meine Augenbrauen zusammen und blickte ihm in die Augen.
„Weißt du eigentlich was du willst?"
„Ja, dass du mitkommst. Warum nicht?"
„Wegen meinem Vater?", sagte ich und schüttelte den Kopf, weil dieser Mann mich verwirrte.
„Weißt du... Ich weiß, dass eine Schulklasse in Kanada wegen eines Projektes hinfährt." Dabei hielt er mir eine Broschüre entgegen, die er sich aus der Jacke zog. „Sag ihm, dass du dort mitfahren willst. Er wird es schon nicht raffen und selbst wenn er es rafft... Es ist mir egal." Ich presste meine Lippen aufeinander und blieb stehen. Auch Justin blieb stehen und drehte sich so, dass er zu mir runterblicken konnte. Ich nahm die Broschüre in die Hand und atmete kurz durch.
„Na gut.", gab ich mich letztendlich geschlagen und so versuchte ich meinen Dad zu überreden.

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