Kapitel 32

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Kapitel 32
Justin

Das Wochenende

Ich komme in Kanada bei Christian an, nichtsahnend, was auf mich zukommen wird.
Nichtsahnend, dass es mein Kopf noch mehr durcheinanderbringen wird.
Nichtsahnend, dass ich jemand Besonderen aus meinem Leben vertreiben werde.

„Was ist los?", fragt Christian, der wohl bemerkt, dass ich nachdenklich war. Meine Haltung am Esstisch sagt auch nichts anderes.

Ich zucke mit den Schultern. Wusste selber nicht so recht was mit mir los ist. Wusste nicht, wie ich in Worten fassen soll, was in meinem Kopf los ist.

„Emily.", flüstere ich ihren Namen, weil es mir schwer fällt, ihn auszusprechen. „Ich habe Malia von Emily erzählt."
„Na und?", fragt Christian. Blake, der ebenfalls da war, setzt sich mit seiner Müslischüssel vor mich. Christian direkt neben ihm.
„Seit dem hat Emily wieder mein scheiß Kopf gefickt und erobert.", raune ich, fast wütend, weil es mich ärgert, an sie denken zu müssen.
„Der Scheiss ist doch schon zwei Jahre her.", sagt Christian und runzelt seine Stirn.
„Zwei Jahre sind nichts, Chris.", sagte Blake, und schob sich anschließend einen Löffel mit Müsli in den Mund. „Sie ist wieder in der Stadt und single hab ich gehört. Würde mich nicht wundern, wenn sie wegen dir hier ist.", fügt Blake hinzu.
Sie ist wieder zurück...
Emily ist in der Stadt.
Mein Herz klopft unwillkürlich.

„Ich verstehe gar nicht wie du an Emily denken kannst. Sie hat sich für jemand anderen entschieden und du hast eine andere Frau in deinem Kopf. Malia?"
Malia. Ein Engel auf Erden.
Liebevoll und aufmerksam.
Selbstbewusst und wunderschön.
Ihre Küsse, ihre Berührungen...

Diese Frau hatte mein Herz erobert und trotzdem ist da Emily. Emily, die vor zwei Jahren mein Herz erobert hat, und es anscheinend immer noch tut.

„Keine Ahnung, ich hab keine Erklärung dafür, Chris."
„Ich aber.", sagt Blake, und gespannt sehe ich ihn an, während ich meine Augenbrauen in die Höhe ziehe. „Du hast die Gefühle zu ihr bloß verdrängt, heißt nicht, dass sie weg sind. Jetzt wo du wieder über sie gesprochen hast, sind die Gefühle wieder da. Vielleicht solltest du mit ihr sprechen." Ich schüttel sofort den Kopf. „Das kann ich Malia nicht antun.", sage ich sofort.
„Seid ihr zusammen?", fragt Chris. „Nein, aber da läuft halt was. Mittlerweile weiß es auch ihr Dad."
„Rede nur mit Emily. Ich denke, Malia wird es verstehen.", sagt Blake. Ich denke darüber nach, ob sie es wirklich verstehen würde, wenn ich sofort ehrlich zu ihr bin, wenn ich ihr sage, dass ich mit ihr gesprochen habe. Sie würde es verstehen.

„Nein, ich werde nicht mit ihr reden. Das ist so verdammt dumm. Sie hat sich damals für einen anderen entschieden.", sage ich entschlossen.
„Sie bereut diese Entscheidung mit Sicherheit.", sagt Blake. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen, denn Blake weiß mehr, so viel, wie er über Emily spricht.
„Hast du mit ihr gesprochen, Blake?" Ertappt blickt er mich plötzlich an, ehe er dann langsam nickt.
„Ich habe sie in der Mall getroffen. Sie hat auch nach dir gefragt. Eigentlich nur nach dir." Mein Herz schlägt wieder wie verrückt. Jetzt will ich sie sehen. Ich muss sie sehen. Ich muss mit ihr reden.
Nein.
Nein.
Nein.

„Mir egal, ich will sie nicht sehen.", sage ich entschlossen und rutsche von dem Stuhl. „Ich will auch kein einziges Wort mehr von ihr hören.", sage ich warnend zu den beiden, doch insbesondere zu Blake. Keine Ahnung, ob er nun ein schlechtes Gewissen hat, weil er sie in der Mall getroffen hat, oder was auch immer ihn geritten hat.

Der Nachmittag bei Chris ist eigentlich ziemlich entspannt gewesen. Wir haben gezockt, gechillt, und so gut wie nichts anderes getan. Doch genau das brauche ich gerade. Nichts tun.

Crave youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt