Twelve

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Angeline

"In der letzten Vorstandssitzung kam auf, dass wir unsere PR hinsichtlich der neuen App weiter vorantreiben sollen", erzählte ich und blickte dabei kurz auf meine Liste, die ich mir zur Sicherheit angefertigt hatte, um ja nichts zu vergessen. Es gab eine Menge, die ich mit meinem Team zu besprechen hatte, nicht zuletzt, weil der Vorstand mir in unserer Sitzung vor zwei Tagen fast die Hölle heiß gemacht hatte.

Ich war bereits vieles von ihnen gewohnt, immerhin waren sie erbarmungslos, wenn es um meine Stelle als Vorstandsmitglied ging. Sie nahmen sich kein bisschen ernst, belächelt nur meine Vorschläge und winkte all meine Einwände mit einem einfachen Schulterzucken ab. Dabei war ich die Einzige, die diese Firma am Laufen hielt. Wenn sie ihren Job schon ni hat ernst nahmen, dann musste ich das eben tun. Wenn ich Geschäftsführerin werden wollte, dann musste ich Durchhaltevermögen beweisen. Und das schaffte ich nur, wenn ich die Zähne zusammenbiss und jeden Kommentar ohne Einwände annahm.

So kam es also, dass sie mir Aufgaben auftrugen, die ich neben meinen eignen zu erledigen hatte. Zwar würde ich das allesnauch alleine irgendwie hinbekommen, doch wenn ich schon ein Team kompetenter Leute hinter mir hatte, dann konnte ich umindest ein bisschen Arbeit abgeben.

Doch wenn ich mich so umsah, dann war ich mir ehrlich gesagt nicht so sicher, ob ich mir vom heute so viel Unterstützung rhoffen konnte. Meine Leute waren sonst wirklich engagiert, doch ausgerechnet heute schienen sie selbst mit irgendetwas anderem beschäftigt zu sein. Irgendetwas, das viel wichtiger war als unsere Sitzung.

Genervt biss ich die Zähne zusammen. Vom Vorstand war ich nichts anderes gewohnt als von Ihnen ignoriert zu werden, doch wenn selbst mein Team sich nicht auf mich konzentrieren konnte, dann nagte das an meiner Selbstüberzeugung. Ich war immerhin ihre Vorgesetzte, doch gerade schien sie das nicht so sehr zu interessieren wie ihre mobilen Geräte.

Ich versuchte meine innere Wut zu unterdrücken, doch das brodelnde Gefühl in meinem Magen war nur schwer zu ignorieren, wenn es meinen ganzen Körper beinahe in Brand setzte. Trotzdem zwang ich mich, die Ruhe zu bewahren. Tief atmete ich dafür durch meine Nase ein und durch meinen Mund wieder aus.

"Es wäre möglich, bei dem nächst größeren Tec-Event sowohl unsere Firma als auch die neue App zu vertreten. Sicherlich würde das hilfreich sein", schlug ich vor und wartete auf eine Reaktion. Irgendeine, doch alle Augen klebten sturr auf den Bildschirmen ihrer Tablets, Laptops oder Smartphones. Es war als würde ich gegen eine Wand reden, und es fühlte sich ziemlich beschissen an.

"Andere Vorschläge?" Meine Frage hallte durch den Raum, doch niemand fühlte sich vom ihr angesprochen. Sie verlor sich in den Wänden, so als hätte es sie niemals gegeben. Augenblicklich kochte mein Inneres auf. Ich ertrug vieles, aber sicherlich nicht diese Ignoranz von meinem eigenen Team. Mit einem Ruck stand ich von meinem Stuhl auf, was zum ersten Mal in diesem Meeting die Aufmerksamkeit meiner Leute erregte. Sie blickten überrascht, fast schon erschrocken auf. Fast so als hätten sie etwas unangemessene getan.

"Okay, was zum Teufel ist hier los?", wollte ich wissen und blickte jedem einzelnen in die Augen, weil ich dringend eine Antwort brauchte. Beide meiner Handflächen lagen auf der Tischplatte, meine Finger trommelten ungeduldig auf dem kalten Glas. Es war so leise, dass sich diese kleine Bewegung ziemlich laut anhörte.

Unsicher blickten sich alle gegenseitig an, und obwohl ich gerade lauter geworden bin, was nicht sonderlich typisch für mich war, traute sich kein einziger etwas zu sagen. War das ein schlechter Scherz? Denn wenn ja, dann war das alles andere als komisch.

Mein Geduldsfaden war kurz vor dem Reißen. "Ich höre."

Stille folgte, die meine Wut weiter aufschäumen ließ. Gerade als ich den Mund öffnete, um alle zu feuern, räusperte sich jemand von hinten. Ich folgte diesem kleinen Geräusch und blickte dafür über meine Schulter zu Rose. Sie hatte ihr Tablet fest an ihre Brust gedrückt und sah mich mit leicht angespannter Haltung an. Sie war nicht wirklich Teil dieses Teams, doch ab und zu brauchte ich ihre Anwesenheit. Nicht zuletzt, weil sie mir einiges am Arbeit abnahm, wenn sie diese Meetings protokollierte.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt