Angeline
Ich sah meine Mutter mit offenem Mund an. Sie hatte gerade ein Frage geäußert, die nicht bei mir ankommen wollte, so sehr ich mich auch anstrengte. In ihren Augen erkannte ich, dass sie es zu einhundert Prozent ernst meinte. Nur wieso? Wieso sollte sie das wollen? Wieso sollte sie Nolan Warren kennen lernen wollen?
Sie kannte Nolan bereits. Wir hatten Weihnachten zusammen gefeiert, wir waren enge Geschäftspartner seit Jahren. Es war nicht so, als ob er sich über die letzten Jahren stark verändert hätte - glaubte ich jedenfalls. Nolan war immer noch Nolan. Derselbe arrogante, überhebliche, kalte Mann. Mit dem Unterschied, dass seine Stimme eindeutig tiefer, seine Gesichtszüge eindeutig schärfer und seine Schultern eindeutig breiter geworden waren. Lediglich sein Aussehen hatte sich etwas verändert, aber tief im inneren war er gleich geblieben.
Wenn ich allerdings in das Gesicht meiner Mutter sah, dann konnte ich mir sicher sein, dass ihre Frage eindeutig final war. Sie würde Nolan kennen lernen, ob ich wollte oder nicht.
"Wie bitte?", überkam es meine Lippen schwach. Ich tat so als hätte ich ihre Frage nicht gehört und beschäftigte mich lieber damit, an meinem kochend heißen Tee zu nippen, der mir gerade meine Zunge verbrannte. Das war allerdings besser, als dieses Gespräch mit ihr zu führen.
"Ach, Angel", meine Mutter verdrehte die Augen seufzend und machte eine abwinkende Handbewegung. "Bitte tu' nicht so, als ob du mich nicht verstanden hättest. Ich weiß genau, wenn du einem Thema ausweichen willst, und genau das tust du gerade. Nicht nur das, du weichst diesem Thema schon einige Wochen aus."
"Das liegt vielleicht daran, dass wir uns in den letzten Wochen nicht gesehen haben", warf ich ein und stellte mein Tasse zurück auf den dazugehörigen Teller, der winzig wirkte.
"Und wessen Schuld ist das?", fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen - zumindest denke ich das. Durch das Botox konnte sie ihre Stirn nicht mehr richtig bewegen.
Ich zuckte leicht mit den Schultern. "Ich hatte viel zu tun wie du weißt. Thorne Industries leitet sich nicht von alleine."
Sie verdrehte ihre strahlend blauen Augen. "Gregor leitet das Unternehmen, Angel. Du hast alle Hände voll zu tun gehabt mit deinem neuen Freund." Bei dem letzten Wort verzog ich meinen Mund. Es war immer noch ziemlich schwer für mich, Nolan als meinen Partner zu sehen, auch wenn wir bereits irgendwie miteinander warm geworden sind. Nicht zuletzt, weil ich ihn bereits das ein oder andere mal oberkörperfrei, nass oder verschwitzt gesehen hatte. Alleine der Gedanke daran ließ mein Schenkel ungewollt zusammen zucken. Dämliche Hormone.
"Und genau deswegen brauche ich auch mal eine Pause von meiner Beziehung. Eine Pause, die ich liebend gerne mit meiner Mom verbringe. Und zwar alleine", warf ich ein, doch sie verdrehte nur die Augen. Ich versuchte, Nolan weitestgehend aus dem Weg zu gehen, allerdings war das schwerer als gedacht. Er war praktisch überall. In der Wohnung, auf der Arbeit und neuerdings auch in meinen Gedanken oder Träumen. Das ging mir tierisch auf die Nerven.
"Wir verbringen bereits 26 Jahre zusammen", schnitt sie mir das Wort ab. "Du könntest einen Tag wohl opfern, um deinen Freund mitzubringen."
Ich schnappte nach Luft und griff mir überdramatisch an die Brust, genau wie sie es machen würde, wenn ich ihr so einen Vorwurf machen würde. Sie seufzte und nippte anschließend von ihrem Earl Grey, den sie mit einem Schuss Rum versetzt hatte.
"Im Ernst, Mom", murmelte ich und sah sie eindringlich an. "Du brauchst Nolan nicht kennen zu lernen. Glaub mir, wenn ich sage, dass es nichts gibt, was du wissen müsstest."
Meine Mutter schien nicht im geringsten einverstanden zu sein. Sie verschränkte leicht die Hände vor ihrer Brust. "Angeline, das ist keine Bitte."
Ich seufzte auf und ließ mich tiefer in meinem Sessel sinken. "Ich weiß", murmelte ich leise, was mir allerdings nur einen scharfen Blick von ihr einbrachte.
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The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)
Romance𝑵𝒐𝒍𝒂𝒏 Eine Entscheidung meines Bruders brachte die Multimillardenfirma meiner Familie wirtschaftlich ins Wanken. Um das Unternehmen zu retten, bin ich gezwungen, härtere Maßnahmen zu ergreifen. Maßnahmen wie die Tochter unseres größten Partners...