Fifty

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Angeline

Mit einem Lächeln bedankte ich mich bei einer der Angestellten, die mir gerade meinen Mantel abnahm. Eine zweite Dame führte mich dann schließlich in den Esssaal, der bereit gutgefüllt war. Die meisten Tische waren besetzt, so wie eigentlich immer, aber meine Familie war im Kingsley's bereits Stammkunde. Wir führten unsere Kunden, Investoren oder Partner immer hier her aus, was vermutlich daran lag, um ihnen wortwörtlich Honig um's Maul zu schmieren, damit sie nach unserer Pfeife tanzten.

Ich würde gerne glauben, dass der heutige Abend genauso verlaufen könnte, wie bei einem Geschäftsessen. Da wusste ich zumindest, was auf mich zu kam. Aber das heute war privat und damit unvorhersehbar. Ich war etwas überrascht, als mein Vater mich gestern kontaktiert hatte, um mir sagen, - wohl eher, um mich zu zwingen - zu einem privaten Essen zu kommen. Zwischen uns herrschte Funkstille, und zwar seit dem, was vor fünf Tagen auf der Jubiläumsfeier passiert war.

Abgesehen davon, dass ich es eh nicht mehr ändern konnte, bereute ich es nicht, keinen Rückzug gemacht zu haben. Nein, ich empfand nach dem Gespräch zwischen dem Vorstand und mir einfach eine gewisse Genugtuung wie auch Stolz. Klar, es war nicht die beste Art, mich gegenüber dem Vorstand zu beweisen, aber es war einfach notwendig. Meine Worte bekam die angemessene Kraft durch den öffentlichen Druck.

Die Dame deutete auf einen Tisch ganz hinten am Fenster. Ich nickte ihr freundlich zu und lief auf den Tisch zu, nur um für einen Moment stehenzubleiben. Ich sah, wie mein Dad sich von seinem Stuhl erhob, um mich zu begrüßen. In seinem Gesicht konnte ich nicht herauslesen, was ihm durch den Kopf ging, aber das war auch nicht das, was mich so interessierte. Nein, es war die Person neben ihm. Meine Mutter.

Ihre blauen Augen streiften für einen Moment meinen Blick, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Hände in ihrem Schoß richtete. Sie wirkte verhalten, aber das war auch nur zu erwarten, denn immerhin hatten wir seit dem Vorfall in Nolans Penthaus kein einziges Wort miteinander gewechselt. Vielleicht waren wir beide zu stur, um den ersten Schritt zu machen, doch ich war auch nicht wirklich bereit, jetzt schon Frieden mit ihr zu schließen, nach allem, was sie getan hatte.

Und dennoch war sie hier, obwohl ich keinen blassen Schimmer hatte, wieso. Mit Sicherheit würde ich das gleich herausfinden.

„Daddy", hauchte ich zur Begrüßung und legte meine Hand auf seinen Oberarm. Seine Lipppen streiften meine Schläfe nur flüchtig. Alleine an dieser einzigen Geste konnte ich seine Wut gegenüber mir wahrnehmen. Dieser Abend würde noch ziemlich unangenehm werden, so viel stand fest.

Er setzt sich, und meine Mutter stand von ihrem Stuhl auf. Sie zwang sich zu einem Lächeln, was ihr nicht gelang. Ich blickte mit neutraler Miene auf sie nieder, gab mir aber schließlich ein Ruck, um sie steif zu umarmen. Ich konnte mich an keine Situation erinnern, in der unser aller Verhältnis so angespannt war. Und das obwohl es schon so einige Krisen in unserer Familie gab.

Wir warfen uns einen weiteren undurchdringbaren Blick zu, dann setzten wir uns. Meine Eltern auf der einen und ich auf der anderen Seite. Während meine Mutter ihre Augen immer wieder in meine Richtung lenkte, vermied es mein Vater, mich anzusehen. Unwohlsein kroch mir den Rücken hoch.

Ein Kellner trat zu uns an den Tisch und nahm unsere Bestellung auf. Sobald er fortging, herrschte wieder diese unangenehme Stille, die mich unruhig machte. Was zum Teufel war hier nur los? Ich wusste, dass der Abend nicht entspannt ablaufen würde, aber das hier? In dem Moment wirkte es so, als ob wir keinerlei Beziehung zueinander hatten.

Meine Mutter räusperte sich leise. Sie richtete die Serviette auf ihrem Schoß und zwang ihre Mundwinkel nach oben. „Angel, Liebes", murmelte sie, woraufhin sich meine Schultern schmerzvoll verkrampften. „Wie geht es dir? Wir haben uns schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen."

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt