Fifty-One

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Nolan

„Wir haben ein Problem", war das erste, was ich von meinem Vater an diesem Tag zu hören bekam. Wenn er damit unsere verkorkste Vater-Sohn-Beziehung meinte, dann war er damit ein paar Jahre zu spät. Ich glaube nämlich kaum, dass wir das noch irgendwie hinbekommen könnten.

Mein Blick glitt von seinen dunklen Augen zu meinem Schreibtisch, wo er mir einen zweiseitigen Bericht hingeknallt hatte. Wenn das die Art war, mir weiß machen zu wollen, dass ich diese verdammten Berichte erneut durcharbeiten und absegnen musste, dann würde ich ihn höchst persönlich aus dem 34. Stockwerk schubsen. Ich hatte genügend Zeit damit verbracht, seine abgeschobenen Aufgaben durchzuarbeiten. Mir war egal, ob er damit zufrieden war oder nicht.

„Dir auch einen guten Morgen", warf ich mit einem provozierenden Lächeln ein, das ihn nervte. Genugtuung durchströmte meine Adern. Graham so unzufrieden zu sehen, und das noch vor meiner Mittagspause, machte den Tag zu einem Guten.

„Ich meine es ernst, Nolan", seufzte er auf und fuhr sich leicht über seinen Mund. Es schien so als würde er es bereut haben, überhaupt in mein Büro gekommen zu sein, doch diese Entscheidung hatte er allein getroffen. Mir wäre es ja auch lieber, wenn er sich von mir fernhalten würde, damit ich meinen Job machen konnte.

„Hast du die Unterlagen durchgearbeitet, die ich dir gegeben habe?", fragte er schließlich und ich verzog das Gesicht leicht.

„Du meinst den Berg an Berichten, der aus jeder einzelnen Abteilung kam?" Das war wirklich eine Menge zum durcharbeiten, wenn man bedenkt, dass ich auch noch andere hundert Aufgaben zu erledigen hatte. Mein Vater hatte diesem Fall allerdings die oberste Prioritätsstufe verliehen, aber es war einfach zu viel, um wirklich alle Informationen aufnehmen zu können. Besonders nach gestern Abend.

Angeline kam von dem Essen mit ihren Eltern zurück und wirkte völlig aufgebracht. Ich konnte sie nur zu gut verstehen, immerhin war de Position als CEO von Throne Industries das, wonach sie ihr Leben lang gestrebt hatte. Und dieser Traum sollte jetzt nach allem, was passiert war, einfach aufhören zu existieren. Wir beide waren einfach Arbeitstiere, die sich immer weiter entwickeln wollten und nach Herausforderungen suchten. Wenn ich mir allerdings ihre momentane Lage so ansah, dann glich es eher einem Gefängnis statt eines Paradieses. Ich hätte Gregor niemals zugetraut, dass er tatsächlich so reagieren würde. Klar, was Angeline getan hatte, war wirtschaftlich gesehen vielleicht nicht die sinnvollste Idee, doch deswegen musste er seine Tochter nicht direkt so angreifen. Besonders weil sie das ansprach, was eigentlich glasklar sein sollte. Nur eben nicht für Gregor.

Ich hätte keine Ahnung, was ich an ihrer Stelle machen würde, ich wüsste nur, dass ich definitiv nicht so ruhig geblieben wäre. Meine Prioritäten verschoben sich an dem gestrigen Abend einfach etwas. Es ging mir darum, Angeline wieder aufzumuntern, nicht irgendwelche Unterlagen durchzuarbeiten.

„Tut mir leid, aber ich habe auch noch so etwas wie ein Leben." Ich schüttelte den Kopf und Graham sah mich mit ernster Miene an.

„Wenn du immer noch Geschäftsführer dieser Firma werden willst, dann nicht", warf er ein, was ich mit einem Augenverdrehen kommentierte.

Graham stützte beide Hände auf seinen Hüften ab, er verwies mit einer Kopfbewegung auf den Bericht. „Weil ich mir denken konnte, dass du nicht die Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben finden würdest, habe ich deine Arbeit übernommen." Ich hob die Augenbraue und unterdrückte den Drang, ihm wegen seiner Aussage auszulachen. „Lies' das."

Meine Augen hüpften zurück zu dem Dokument, das einen ewig langen Text und eine Graphik beinhaltete. „Was ist das?", fragte ich nach und Grahams Augenbrauen schoben sich angesäuert zusammen.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt