Twenty-Nine

773 25 4
                                    

Angeline

Ich starte auf meinen Laptop. Die Datei, die ich gerade geöffnet hatte, strahlte mich an. Der Mauszeiger blinkte dabei auf und ab. Auf und ab. So als würde er auf ungeduldige Weise darauf warten, dass ich endlich ein paar Worte zu Papier brachte. Ich holte tief Luft durch die Nase und streckte meine Finger über meiner Tastatur aus, um einen Krampf zu lösen, der mich von meiner Schreibblockade erlösen könnte. Dabei waren es nicht meine Hände, die mich vom Arbeiten abhielten. Nein, es war mein Verstand und die Gedanken, die mir jegliche Konzentration raubten.

Das ging jetzt schon drei ganze Tage so. Ich kam ins Büro uns setzte mich sofort an den Schreibtisch, um irgendwelche Meetings zu planen, Kundengespräche zu führen oder Vorstandsentscheidungen zu treffen. Normalerweise machten mir meine Pflichten auch keinerlei Probleme, immerhin war ich bereits so vertraut mit allem, dass es einfach zur Routine geworden ist. Außerdem liebte ich meinen Job. Ich brauchte diese Verantwortung, um mich innerlich anzuspornen. Nur so erbrachte ich die Leistungen, die die Firma – und mein Vater – von mir gewohnt waren.

Doch so sehr ich mich auch darum bemühe, mein gewohntes Niveau konstant zu halten, so schwer tat ich mich in den letzten Tagen damit. Nicht, weil mir die Lust an meiner Arbeit vergehen könnte. Nein, viel eher war ich mit meinen Gedanken einzig und allein bei der Person, an die ich am liebsten nicht denken würde. Nolan.

Mir ging unser Gespräch nicht mehr aus dem Kopf. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich mit diesem Ausgang gerechnet hatte, so wie ich immer mit allem rechnen konnte, aber das wäre gelogen. Ich war einfach viel zu sehr in der Vorstellung gefangen, dass Nolan genau dasselbe gespürt hatte, was ich empfand, als wir uns geküsst hatten.

Ich hatte versucht, bei unserem Gespräch die Wahrung zu fassen, denn ich wollte einfach nicht, dass er mir ansah, wie sehr mich seine Entscheidung und Worte verletzt hatten. Anstatt mich jedoch mit meiner Niedergeschlagenheit auseinanderzusetzen, konzentrierte ich mich viel eher auf meine innere Wut. Damit konnte ich immerhin besser umgehen.

Ich drängte Nolan von mir weg, weil es das einzig vernünftige in diesem Moment für mich war. Seine Nähe, seine Blicke, das alles war einfach zu viel für mich. Ich hatte ihn schon einmal falsch eingeschätzt und wollte mich einfach davor schützen, dass er nur noch einmal seine Spielchen mit mir trieb.

Seitdem ging ich ihm aus dem Weg. Ich vermied jeglichen Kontakt, weil ich selbst erst einmal damit klarkommen musste, dass Nolan unseren ersten Kuss für die Publicity ausgenutzt hatte. Zwar beteuerte, dass der Kuss im Schlafzimmer hingegen rein gar nichts mit dem Versuch, die Unternehmen zu retten, zu tun hatte, doch was wusste ich schon? Er hatte mich verarscht und würde sicherlich nicht zögern, es noch einmal zu tun.

Die meiste Zeit versteckte ich mich also hier in meinem Büro und tat rein gar nichts außer nachdenken. Ich hatte geglaubt, dass meine Zweifel und Sorgen zumindest hier abstellen könnte, doch vollkommen alleine zu sein, führte nur dazu, dass diese Gedanken in meinem Kopf unglaublich laut wurden.

Und so passiert es, dass mein Job zu einer Herausforderung wurde. Meine Aufgaben stapelten sich, ich kam kaum hinterher. Sobald ich eine Sache mühsam und nur unter größtem Zwang erledigen konnte, musste ich mich um die nächsten zwei Aufgaben gleichzeitig kümmern, um auch nur irgendwie den Anschluss zu finden.

Das setzte mir psychisch ziemlich zu, aber ich blieb ruhig. Wenn jemandem in dieser Firma auffallen würde, dass ich schwächelte, dann war ich geliefert. Man erwartete konstante Leistungen, und die würde ich auch erbringen. Der Zwischenfall mit Nolan und unserem Kuss würde mich sicherlich nicht daran hindern, dass ich deswegen meinen Job vernachlässigen. Ich quälte mich durch, auch wenn ich mich damit innerlich vielleicht ein bisschen kaputt machte.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt