Fifty-Seven

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Angeline

Mein Blick ging zum pazifischen Ozean, den man von Brees Balkon gut erkennen konnte. Ich konnte Wellen sehen, die an Felsen brachen. Ich sah Menschen, wie sie die Sonne genossen. Ich sah, wie ausgelassen die Stimmung hier war. Man konnte nicht anders, als sich hier gut zu fühlen.

Auch ich begann, mich daran zu gewöhnen. Irgendwie. Zwar war ich noch meilenweit davon entfernt, Teil von dieser Ausgelassenheit zu werden, aber zumindest lernte ich, es zuzulassen. Bree hatte dabei erheblichen Anteil. Die letzten Tage, die ich bei ihr war, waren genau das, was ich nach all dem ganzen Chaos in meinem Leben gebraucht hatte. Es war, als könne ich meinen Leben zumindest für einen Moment entfliehen.

Wir hatten Sachen unternommen, die ich schon lange erleben wollte, doch meine Arbeit bei Thorne Industries hatte mich immer einfach zu sehr eingeschränkt. Jetzt hatte ich diese Fesseln allerdings nicht mehr und konnte tun und lassen, was ich wollte. Und es tat wirklich gut, denn ich schaffte es meine tausenden Gedanken zu vergessen.

Zumindest für eine gewisse Zeit, denn wenn die Nacht kam und ich mich alleine in Brees Gästezimmer zurückzog, brach all das, was ich den Tag über aus meinem Kopf verbannt hatte, wieder auf mich ein. Es war nicht einfach, mich davon nicht runterziehen zu lassen, denn immerhin erdrückten mich diese ganze Situation namen Leben immer noch sehr. Momentan war das Einzige, was mich noch aufbauen konnte, Bree, doch ich würde sie nicht noch länger belästigen wollen. Sie hatte sicherlich ihre eigenen Probleme, und obwohl sie so eine fantastische Freundin ist, konnte ich ihr meine Sorgen und Zweifel nicht länger aufbinden.

Heute war unser letzter gemeinsamer Tag gewesen. Den hatten wir damit verbracht, Sydney ein bisschen weiter zu erkunden, während wir pausenlos quatschten. Nichts allzu wichtiges, aber diese lockere Atmosphäre war genau das, was ich brauchte. Es erinnerte mich an die Zeit, in der noch alles vollkommen in Ordnung in meinem Leben war.

Mittlerweile war es Abends und die Sonne verabschiede sich langsam. Das alles läutete irgendwie das Ende von meinem Besuch ein, was es tatsächlich auch war. Innerlich empfand ich bereits so etwas wie Nervosität, denn ich konnte die Tatsache, bald wieder in meinen gewohnten Umfeld zu sein, nicht mehr länger ignorieren. Dort würde ich vor all meinen Problemen nicht mehr wegrennen können, was mir zusetzte. Aber ich versuchte es, nicht zu sehr an mich heranzulassen, denn im Moment war ich noch hier in Sydney, bei Bree, wo mich nichts und niemand finden würde.

Ein leises Klingeln drang durch die Wohnung bis nach draußen zum Balkon, wo Bree und ich uns stumm den Sonnenuntergang ansahen. Den Tag über hatten wir nichts als geredet, was gut war, denn so richtete sich meine Aufmerksamkeit auf etwas anderes als meine Gedanken. Jetzt genossen wir einfach nur noch die letzten gemeinsamen Stunden. Und zwar mit einer riesigen Pizza.

Bree erhob sich bereits, aber ich kam ihr zuvor. Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter und schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Ich geh' schon."

Ihr linker Mundwinkel zuckte in die Höhe, sie nickte schließlich und lehnte sich auf dem kleinen Sofa zurück, um die Abendsonne zu genießen. In dem Licht wirkte sie wie eine wahr gewordene Göttin. Sie sah atemberaubend aus.

Ich zwang mich auf meine wackeligen Beine und lief zurück in die Wohnung. Auf der Kommode fand ich direkt mein Portemonnaie, das ich zur Hand nahm, mit der andern öffnete ich die Tür, doch wen ich dort vorfand, war kein Pizzabote, nein, es war die letzte Person auf Erden, die ich hier erwarten würde.

Nolans braue Augen wanderten von meinem Gesicht entlang meines Körpers und dann zurück in meine Augen. Er wirkte etwas überrascht, fast so als hätte er nicht damit gerechnet, mich hier anzutreffen, obwohl er derjenige war, der vor der Tür stand und mich aufgesucht hatte.

The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt