Angeline
"Liebling, du solltest den Rührbesen etwas tiefer halten", riet ich meiner vierjährigen Tochter, die sich die Metallstärbe lieber in den Mund steckte, als den Teig umzurühren. Ich konnte mir mein Schmunzeln einfach nicht verkneifen. Dabei war das alles hier gar nicht meine Idee, Lily hatte beschlossen, einen Schokoladenkuchen zu backen - tja, und wenn sich Lily Warren etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann gab es nicht, aber auch rein gar nichts, was sie davon abhalten konnte. Da kam sie ganz nach ihrem Vater - oder ihrer Mutter.
Sie fuhr mit ihrer Zunge über ihre Lippen, doch der Schokoladenteig befand sich bereits so gut wie auf ihrem kompletten Gesicht. Kopfschüttelnd griff ich ihr den Rührbesen aus der Hand, platzierte ihn auf dem Tresen und versuchte sie etwas sauber zu machen. Zuerst wehrte sie sich, denn sie schien unbedingt noch mehr rohen Teig essen zu wollen, aber irgendwann gab sie den Kampf auf und ließ mich den feuchten, weichen Lappen über ihre Wagen streichen.
"Wenn du so weiter machst, dann wird am Ende kein Kuchen für Conner rauskommen", erinnerte ich sie und sie verdrehte leicht die Augen. Ich stockte in meiner Bewegung. Meine vierjährige Tochter hatte gerade die Augen über mich verdreht. Gott, wieso wird sie nur so schnell erwachsen.
"Tante Raya macht sowieso immer zu viel", warf sie ein, woraufhin ich zustimmend nickte. Rayas Leidenschaft für das Kochen und Backen hielt sich kaum in Grenzen, seit sie vor ein paar Monaten ihr erstes eigenes Restaurant eröffnet hatte. Zwar waren wir nicht bei der Eröffnung, weil wir damals noch irgendwo unterwegs zwischen Frankreich und Spanien waren, aber sie nahm uns das nicht böse. Außerdem wurden wir schon seit Jahren mit ihrem Talent umsorgt, da hatten wir sicherlich nichts verpasst, was sie uns hätte nicht bereits vorkochen können. Dennoch wäre ich sehr gerne an diesem wichtigen Tag dabeigewesen.
"Ich weiß, Liebling", steurete ich ihr zu und sah dann auf die dunkle Schüssel, die einen noch dunkleren Teig beinhaltete. "Aber du hast gesagt, dass du Connor eine Freude machen möchtest, und was man angefangen hat, sollte man zu Ende bringen, nicht wahr?"
Sie zuckte mit ihren dünnen Schultern und beschäftigte sich viel lieber mit einer meiner blonden Haarsträhnen, die dieselbe Farbe wie ihr Haar hatten. Ihre braunen Augen wichen in mein Gesicht, sie verzog die Lippen zu einem Halbgrinsen, was mich zum Lächeln brachte. Diesen Blick, den sie mir zu warf, hatte sie in den letzten Jahren perfektioniert. Immer wenn sie ihre Lider etwas senkte, den Mund leicht zusammenpresste und einen so ansah, konnte man nicht anders, als ihr all ihre kleinen Sünden zu vergeben. In Nolans Anwesenheit war es noch schlimmer. Er verzieh' ihr jede Missetat, selbst das Mal, als sie mit Wachsmalstiften jedes einzelne seiner Hemden vollgekritzelt hatte. Der Mann hatte einfach ein zu weiches Herz für dieses Kind. Ehrlich. Er schmolz förmlich dahin, wie Butter an einem heißen Sommertag.
"Ich bin zuhause!", rief jemand durch das Penthaus und ließ die EIngangstür hinter sich zuknallen. Lily blinzelte zweimal, dann erfüllte ein Strahlen ihr Gesicht. Sie hüpfte von dem kleinen Hocker runter, auf dem sie gestanden hatte, um über den Küchentresen blicken zu können, und rannte auf die Stimme zu.
Seufzend legte ich den Kopf in den Nacken und begann damit, alle Küchenutensilien zusammenzusuchen. Ich hatte sie fast so weit, aber Nolan tauchte immer in genau den unpassendsten Momenten auf, sodass all die mühsam erarbeitete Einsicht einfach aus ihren Augen erlosch. So sehr Nolan seiner Tochter nämlich vergötterte, so sehr vergötterte Lily auch ihren Vater. Vielleicht lag das daran, dass er ihr einfach nie länger als zwei Minuten bösesein konnte.
Schwere Schritte und ein Gekichere drang durch das Wohnzimmer schließlich in die Küche. Ich fühlte Nolans Anwesenheit, obwohl er gerade einmal ein paar Minuten hier war und ich ihn noch nicht einmal zu Gesicht bekommen hatte.
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The Warren-Games | (Broken Billionaires, #2)
Romance𝑵𝒐𝒍𝒂𝒏 Eine Entscheidung meines Bruders brachte die Multimillardenfirma meiner Familie wirtschaftlich ins Wanken. Um das Unternehmen zu retten, bin ich gezwungen, härtere Maßnahmen zu ergreifen. Maßnahmen wie die Tochter unseres größten Partners...