K A P I T E L 5

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Das erste was mir in den Sinn kommt, als ich aufstehe ist, dass ich Heute extrem wenig Motivation habe und mich nur schwer aus dem Bett kriege.
Wahrscheinlich kriege ich die Tage meine Periode und muss mich wieder mit unerträglichen Schmerzen herumschlagen.
Müde rappel ich mich aus meinem Bett und lauf ein das Badezimmer, in welchem es eikalt ist, da wir das Fenster immer offen halten.
Nach dem Morgen Gebet hätte ich noch etwas schlafen können aber ich war so unruhig, dass ich nur die ganze zeit im Halbschlaf war.
Ich wasche mein Gesicht und putze meine Zähne. Meine Haare kämme ich und versuche sie in Rekordzeit zu glätten.
Auch wenn wir zwei kleine Badezimmer haben, wobei das eine ein kleines Gäste Wc ist muss ich mich beeilen, da alle früh raus müssen.
„Günaydin." wünsche ich meinem Bruder einen guten Morgen, als er an mir vorbei ins Badezimmer läuft.
In meinem Zimmer angekommen, ziehe ich mir meine Sachen an die ich mir Gestern herausgelegt habe und lege mir meinen Schmuck an.
Ich tusche meine Wimpern, benutze Concealer, highlighter und Blush und nehme mir zum Schluss noch einen nudefarbenen Lippenstift.

Unten ziehe ich mir meine wadenhohen Stiefel an, welche es letztes Jahr in der Kollektion gab.
Meinend schwarzen Mantel ziehe ich mir auch über und verlasse als letzte die Wohnung.
Der Weg zur Arbeit erscheint mir heute noch länger als sonst und ich habe mehr rote Ampeln als normal ist.

Mein Arbeitstag verstreicht langsam aber dafür auch ohne große Ereignisse.
Ich musste mit zwei Kindern eine Angelegenheit klären, da sie sich in der Schule daneben benommen haben aber ich durfte auch Zeugin eines stolzen Augenblickes werden.
Ein Junge hat heute den Preis im Buchstabierwettbewerb gewonnen und die Trophäe wurde direkt in die Vitrine gestellt.
Jetzt haben wir 15:30 Uhr und ich packe meine Sachen zusammen, damit ich pünktlich bei Ateş ankomme.
Immer wenn ich seit dem ich ihn kenne an die Gedanken abdrifte, wie attraktiv er ist rufe ich mir streng ins Gedächtnis, dass dieser Mann ein verheirateter Mann mit einem oder mehr Kindern ist.
Solche Gedanken gehören sich nicht und sind deswegen unangebracht, auch weil er zur Zeit ein Kollege ist.
Vor seinem Büro angekommen, betrachte ich erst ein paar Sekunden die Eingangstür, bevor ich mich komplett gesammelt habe und eintrete.
„Entschuldigung? Ich habe einen Termin bei Herr Akyüz, wo finde ich ihn?" richte ich meine Frage an einen jungen Mann, der gerade an einem Ordner hantiert.
„sie müssen zu den Aufzügen links und dann in den siebten Stock." ich bedanke mich und folge der Wegweisung.
Gerade als ich an der Tür klopfen will, kommt mir eine verzweifelte Stimme entgegen.
„Assiya bitte, du musst dich beruhigen und mir dein Problem erklären."
Ates ist der der sich verzweifelt anhört.
zaghaft, mit sanften Klopfen an der Tür mache ich mich bemerkbar und nach ein paar Sekunden macht mir Ates die Tür auf. Ich sehe auf Anhieb, dass er frustriert ist, was zu seinen sonst harten Zügen mal eine Abwechslung ist.
„Guten Tag, kommen Sie rein. Entschuldigen sie bitte für die Unannehmlichkeit aber ich habe gerade Pause gehabt und sie wird jeden Augenblick von meiner Schwester abgeholt. Ich gehe kurz runter und hole ein paar Ordner die ich brauche. Assiya muss sich nur beruhigen, sie muss erst mal für sich sein." ich nicke verblüfft und lasse mich vorsichtig auf einen der Sessel fallen.

Mein Herz blutet als ich das angestrengte Weinen von ihr wahrnehme. Ich will sofort eingreifen aber ich weiß nicht ob das ein Eingriff in die Erziehung wäre aber andererseits kann ich mir das bitterliche Weinen nicht noch länger anhören ohne selber zu weinen.
Ich stehe langsam auf und habe sogar das Gefühl das die Kleine mich nicht bemerkt hat.
Vorsichtig setze ich mich mit etwas Abstand zu ihr und warte eine Minute bis sie ihren Kopf den sie auf ihren Knien abgestützt hat hebt und mich erblickt.
Ihre nassen und großen Augen schauen mit solch einem Schmerz zu mir, dass ich am liebsten mit weinen und sie zeitgleich in den arm nehmen will.
Sie schluchzt immer noch fürchterlich, während sie mich weiter mustert „ich heiße Meltem." setze ich sanft an, da meine Absicht nicht ist, sie zu erschrecken.
„Immer wenn ich traurig bin, bringt mein Bruder mir etwas zum Naschen, da er findet das ich zur Hälfte nur so traurig bin weil ich Hunger habe." setze ich weiter an und greife in meine Tasche um einen Lutscher und einen Mars rauszuholen.
„guck mal ob dir eins davon schmeckt." biete ich ihr an und sie rutsch immer noch schluchzend zu mir aber lässt noch Abstand zwischen uns.
„Ich mag Lollis." murmelt sie und reibt ihre Augen „sehr gute Wahl die esse ich auch am liebsten." erwidere ich und reiche ihr den Lolli.
„Ich habe leider keine Geschwister." murmelt sie, während sie die Folie abreißt.
„vielleicht bekommst du ja noch welche." versuche ich sie aufzuheitern und sie zuckt die Schultern und der Lolli landet in ihrem Mund.
„Willst du gar nicht fragen warum ich so laut schreie und weine?" fragt sie und sieht prüfend zu mir „nein warum?" natürlich will ich fragend aber das könnte das Kind noch aggressiver machen oder ihr gegenüber nicht fair sein. Auch Kinder dürfen ihre Privatsphäre haben.

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