K A P I T E L 8

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Heute ist ein guter Tag. Das merke ich vor allem daran, dass ich ohne Probleme aus dem Bett gekommen bin und jetzt ausgeschlafen am Esstisch sitze.
Sogar meine Mutter ist für ihre Verhältnisse ziemlich enthaltsam, was zum Vorteil für mich ist.
„Arbeitest du heute lange?" Die Hand meiner Mutter legt sich auf meine Schulter, während sie sich über mich beugt und den Teller mit dem Schafskäse abstellt. Sie sieht lächelnd zu mir runter und wartet meine Antwort ab.
„Wahrscheinlich länger als sonst aber ich denke zum Abendessen bin ich wieder da. Brauchst du irgendwas soll ich was mitbringen?" sie schüttelt lächelnd den Kopf und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
Ach Anne, warum kann es nicht immer so harmonisch zwischen uns sein? Du bist so eine tolle Mutter und ich liebe dich mehr als alles andere aber unsere Diskussionen machen unser Verhältnis kaputt.
Auch mit meiner Mutter kann ich eigentlich über alles reden aber ich bin leider extrem reizbar und verschließe mich dann.

Ich ziehe mir gerade Mantel und Schuhe an, um mich auf den Weg zur Arbeit zu machen.
Ein mulmiges Gefühl macht sich breit, als ich daran denke, dass ich heute die Präsentation mit Ateş vorbereiten muss und dazu auch auf der Baustelle vorbei schauen möchte.
Dieser eingeengte und strapazierte Zeitplan, führt uns nach meinem Gefühl immer enger und enger zusammen. Und das gefällt mir überhaupt nicht.
Die Türe lasse ich hinter mir ins Schloss fallen und hole mein Handy aus der Manteltasche und befestige es im Auto an den Halter und rufe die Nummer von Sami auf.

„Hallo? Meltem? Gibt es was Neues?" seine Stimme hört sich schon fast weinerlich an „Hey Sami, leider nicht aber ich bin gerade auf dem Weg. Ich könnte dich abholen und wir könnten mal zusammen ins Krankenhaus fahren, vielleicht tut dir das auch ganz gut. Reden hilft, selbst wenn die Person nicht antwortet. Ich bring dich danach auch zur Schule." die Straßen sind Heute Gott seinDank nicht so voll, wie sonst immer.
„Okey ich bin sowieso fertig ich komme in fünf Minuten runter." murmelt er und legt auf.
Der arme Junge weiß nicht wohin mit seinen Gefühlen und ich habe vollstes Verständnis dafür, denn man hat Schuldgefühle obwohl man Nichts gemacht hat.

Sami öffnet die Beifahrertür und ich muss bei seinem Anblick schlucken. Ich wende betrübt meinen Blick ab und verfluche dieses Schicksal, dass es auf diesen unschuldigen Jungen abgesehen hat.
Ich kenne Sami schon eine ganze Weile, schon damals in meinem Praktikum in der Schule hatte ich mit ihm zu tun und ich hab ihn älter werden gesehen.
Sami ist eines der Kinder, die sich ganz besonders in mein Herz geschlichen haben. Aber nicht weil ich sie bevorzuge, sondern eher weil sie etwas an sich haben, dass mein Gedächtnis brandmarkt.

„Sami du weißt das ich dir glaube oder? Und der Junge wird aufwachen und es bestätigen." er schüttelt beschämt den Kopf „Meltem ich weiß das du mir glaubst aber du bist keine Richterin. Eigentlich ist es doch ganz witzig findest du nicht?" humorlos und schon fast krankhaft lacht er.
„Ich versuche mich ein Leben lang von solchen Dingen fern zu halten, da ich und meine Mutter nur uns haben und sie mir wichtiger ist als Drogen und Gewalt aber jeder aus diesem Drecksviertel wird mit der Zeit zu Dreck. Warum dachte ich das es bei mir anders wird?" ich beiße mir wütend auf die Zunge, denn es stimmt leider was er sagt. Egal wie gut er sich benimmt, er wurde schon mehrmals für etwas bestraft weil er einfach er ist und dieses System, dass alle abgeschrieben werden kotzt mich mittlerweile nur noch an.
Politiker haben die Macht etwas zu ändern, wirkliche Veränderung zu erzeugen aber was zu hören ist sind nur unendliche Debatten über zweitrangiges.

„Bis du mit dem Abitur fertig bist musst du durchhalten. Wir haben doch alles geplant oder? Zur Zeit kümmert sich doch deine Tante etwas um deine Mutter und du bist etwas ausgelastet. Du studierst, wirst deine Ruhe haben und dein Leben in die Hand nehmen." er darf nicht vergessen was sein Traum ist. Er darf es einfach nicht! Er will so gerne Architektur studieren aber den Grund hat er mir nie erzählt.

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