K A P I T E L 39

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Seit gefühlt zehn Minuten liege ich in meinem Bett, das Handy an meine Brust gedrückt und überlege was ich, und ob ich Ateş jetzt schreiben soll.
Verdammt! Er ist mein Ehemann also werde ich ihn einfach anrufen wenn es mir passt, was solls.
Ich will gerade auf die Anruftaste drücken, da klingelt mein Handy und Ateş Name blinkt mir entgegen und mein Herz fängt an zu flattern. So einen Zufall kann es einfach nicht geben „Hallo?" trällere ich ins Telefon nachdem ich abgenommen habe und höre sein kehliges Lachen am anderen Ende der Leitung „Guten Morgen Frau Akyüz, haben sie nach dem ereignisreichen Tag Gestern gut geschlafen?" fragt er ironisch und ich verkneife mir ein Lachen, damit ich monoton sprechen kann „Also um deinen Nachnamen zu kriegen, müssen wir erst ein mal auf das Standesamt warten, findest du nicht auch?" er schnalzt mit der Zunge „Du warst schon seit dem ersten Tag Frau Akyüz nur wussten wir es noch nicht." grinsend schüttle ich den Kopf und setze mich in meinem Bett auf.

„Also was gibts Ehemann?" herausfordernd warte ich auf seine Antwort „Es gefällt mir viel zu gut dein Ehemann zu sein. Aber zurück zum eigentlichen Thema, weswegen ich dich überhaupt angerufen habe. Sei in fünfzehn Minuten unten. Wir schauen uns gemeinsam Immobilien an und müssen alles raussuchen um die Termine sicher zu stellen. Außerdem will ich jeden Morgen mit dir Frühstücken, so gesehen als Ausgleich dafür, dass wir noch nicht zusammen wohnen." Wohnungen! Das hab ich ja komplett verdrängt „Du hast recht, wir haben sogar viel mehr zu planen als nur die Wohnungen." murmle ich und schnappe mir eine Jogginghose und ein T-shirt „Wir sind aber nur Zuhause oder?" frage ich, um die Bestätigung zu bekommen, dass mein Outfit passend ist „Ja sehr wahrscheinlich." sagt er und ich höre den Verkehr im Hintergrund, obwohl heute Sonntag ist, scheint viel los zu sein.

„Gut ich bin in fünfzehn Minuten unten. Du kannst ja jetzt auch rein kommen und Hallo sagen, meine Eltern freuen sich bestimmt." deute ich an und bin schon fast traurig, dass er nicht mehr an der Bäckerei halten muss „Hätte ich fast verdrängt." lacht er und scheint meine Gedanken gehört zu haben „Gut bis gleich." ich verabschiede mich, schmeiße mein Handy auf mein Bett und beginne mich fertig zu machen. Das heißt Deo, Jogginghose, Tshirt und eine gute Ladung Parfüm. Gammelklamotten sind die eine Sache aber stinken würde ich nicht mal in einem Schutzanzug, das habe ich mir geschworen.
Es fühlt sich so komisch an, jetzt verheiratet zu sein. Ich meine, wir leben noch nicht zusammen, wie sollen wir uns wie ein Ehepaar verhalten? Wie soll ich ihm auf die Nerven gehen und seine Grenzen testen, wenn wir nicht ein mal zusammen leben?

Wenn es nach mir ginge müssten wir uns keine neue Wohnung suchen, denn sie ist Groß genug für uns drei. Der einzige Grund weswegen ich umziehen wollen würde ist, dass es die Wohnung ist in der auch Selin mit ihm gelebt hat...
Ich möchte wirklich keine hohen Ansprüche stellen, vielleicht können wir einfach alles renovieren und umgestalten? Vielleicht fühle ich mich dann auch wohler.
Oder wir investieren in ein Haus, denn ob wir Miete zahlen oder einen Kredit abbezahlen, es kommt fast aufs gleiche hinaus. Das Thema Wohnung wird dann heute wohl, das wichtigste auf der Tagesordnung.

Als es unten an der Tür klingelt beeile ich mich und streife mir noch schnell ein paar Socken über, nehme meine Tasche zur Hand und laufe direkt runter. Sofort werde ich von einem Stimmengewirr empfangen und freue mich über die zwei neuen Familienmitglieder. Mein Vater hat gerade Assiya an der Hand und sie laufen gerade raus in den Garten und Assiya scheint gerade aufgeregt etwas zu erzählen „Hallo krieg ich denn kein Hallo?" rufe ich ihr zu und mit großen Augen sieht sie zu mir und winkt mir lächelnd zu „Hallo Meltem Abla aber ich will unbedingt die Erdbeeren sehen." schmunzelnd nicke ich und sie läuft meinem Vater hinter her. Wie leicht Kinder doch zu beeindrucken sind.
„Hallo Frau Akyüz." höre ich die Stimme von Ateş und schneller als ich ‚guck' sagen kann, steht er schon neben mir und gibt mir einen Kuss auf die Wange und ich erröte. Doch nicht vor den anderen! Meine Mutter kichert und macht sich nicht die Mühe wegzugehen. Sie räuspert sich und betrachtet uns mit einem wachsenden Lächeln „bleibt ihr noch? Oder geht ihr? Je nach dem decke ich den Tisch." fragt sie „Wir müssen los, wir wollten uns Mal Wohnungen und Häuser ansehen." Ateş klingt entschuldigend aber meine Mutter winkt nur ab.

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