K A P I T E L 37

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Weiß. Alles vor meinen Augen ist in einem wunderschönen weiß.
Meine Mutter, Bahar, Eylül und ich sind gerade schon in dem vierten Laden und ich glaube hier werde ich mein Wunschkleid finden, denn alles was ich sehe, spricht mich sofort an. Jetzt liegt es nur noch an mir das Kleid zu finden.
„Was für eins möchtest du?" Bahar sieht sich träumerisch die Kleider an und schwärmt über jedes Kleid.
„Ich hätte gerne ein gerade geschnittenes und kein weit fallendes und es wäre schön wenn es breite Ärmel und einen Bindegürtel hätte." schwärme ich und habe das perfekte Kleid vor Augen, jetzt muss ich es nur noch finden. Bitte lieber Gott, lass mich dieses Kleid finden!
Und als ob meine Gebete erhört worden sind, spricht mich eine Verkäuferin an „Entschuldigen sie, aber ich habe gerade gehört wie sie sich ihr Kleid vorstellen. Für welche Festlichkeit brauchen sie es?" fragt sie liebt und ich fühle mich sofort wohl mit ihr. Sie strahlt eine Freundlichkeit aus, die ich jetzt in diesen Stresssituationen einfach brauche.
„Ich suche ein Kleid für meine islamische Trauung, deshalb sollte es geschlossen sein und weiß. Ich würde mir ein gerade fallendes Kleid mit weiten Armen wünschen." erzähle ich ihr von meinem Wunsch und sie geht wohl im Kopf alle Kleider durch, bis sie wohl einen Einfall hat „gehen sie doch schon mal Richtung Umkleidekabinen und ich bringe ihnen all die Kleider, die etwas Ähnlichkeit mit ihrem Wunsch haben." wow. Sie ist wirklich umwerfend und am liebsten würde ich sie als Mitarbeiterin des Monats krönen, so toll ist sie.
„Vielen vielen Dank!" bedanke ich mich aufrichtig und laufe Richtung Umkleidekabinen „Die Kleider sind so wunderschön." schwärmt meine Schwester „Gözünde kalmasin. Sonst bist du bald die nächste." zwinkere ich ihr zu und lache, als ich sehe das sich ihre Wangen verfärben. Bei uns sagt man wenn man etwas zu lange betrachtet oder sich Gedanken macht, dass es einem wiederfahren wird. Was man als Segen und Fluch gleichzeitig betrachten kann, meiner Meinung nach.

„Baba und Akin sind doch alles einkaufen, was wir brauchen oder?" nervös spiele ich mit dem Saum meines Oberteils und schaue zu meiner Mutter, die glücklicher nicht sein könnte „Natürlich. Ich habe sie zum türkischen Laden geschickt, zum Kaufland und zu dem einen Laden wo die diese runden Kugeln machen." lachend stehe ich auf und lege einem Arm um meine Mutter „Cake Pops nennt man die Anne." verbessere ich sie lachend, was sie nach mir schlagen lässt und mich zischen lässt „Du verstehst mich doch oder?" schimpft sie mit mir und Gott sei Dank kommt die Verkäuferin mit insgesamt vier Kleidern zu mir.
„Das wären die, bei denen ich mir sicher bin, dass sie ihnen gefallen könnten." sie hängt die Kleider in die Umkleidekabine und lässt mich höflich vor „Wenn sie Hilfe brauchen, rufen sie sofort nach mir." ich nicke dankend und mache die Tür hinter mir zu.
Ich blicke wunderschönen Kleidern entgegen und nehme mir sofort eins in die Hand und ziehe es mir über. Sofort als ich es anhabe, weiß ich, dass es nicht das Kleid ist. Es ist viel zu pompös um als Nikkah Kleid taugen zu können, das hier ist ein halbes Hochzeitskleid. Sofort ziehe ich es aus und ziehe das andere Kleid an, was schon viel schöner ist aber mir vom Stoff her einfach nicht gefällt, es wirkt sehr billig verarbeitet.
Und als ich das dritte sehe, weiß ich, dass ich mir das vierte nicht ein mal anschauen muss. Vorsichtig nehme ich das Kleid vom Haken und betrachte es noch ein mal in meiner Hand.
Es besteht aus einem glänzenden weißen Stoff und hat ein wunderschönes Oberteil, welches ein Muster hat, dass wie sanfte Wellen aussieht. Es hat wunderschöne breite Ärmel, als ob ich fliegen könnte.
Sofort öffne ich den Reißverschluss an der Seite und steige in dieses wunderschöne schlichte Kleid.
Als ich den Reißverschluss zuziehe und ich meinen Blick auf den Spiegel richte bin ich hin und weg. Wie kann es sein das ich schon bei diesem Kleid so sentimental werde? Ist es weil ich die islamische Trauung am bedeutendsten finde und sie mir am wichtigsten ist? Sehr gut möglich.
Aber das ich mir die Tränen wegwischen müsste hätte ich nicht gedacht.
Das ist nicht nur das Kleid. Das hier ist verdammt noch mal mein Kleid und ich kann mir nichts schöneres vorstellen als Ateş in diesem Kleid, vor Gott meine Liebe anzuvertrauen. Dieses Kleid wird das Kleid meines besondersten Tages und ich bin mehr als nur bereit es zu tragen.

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