„Meltem bekle." die aufgebrachte Stimme meiner Schwägerin bittet mich zu warten und am liebsten würde ich laufen. Weg laufen und dieses andauernde Auf und ab, dieses komische hin und her zwischen uns einfach hinter mir lassen und nie wieder durch machen müssen.
„Was ist da drinnen denn passiert?" sie versucht meinem Schritt Stand zu halten, doch ich bin so aufgebracht, dass ich selbst ihr nicht richtig zuhören oder antworten kann.
„Meltem, warte!" sie packt meinen Arm und bringt mich damit dazu, dass ich stehen bleibe und anfange Tränen zu verlieren. Ich weine. Und das innerhalb von vierundzwanzig Stunden zum zweiten mal. Wie erbärmlich.
„Gott nicht weinen, da machen meine Hormone nicht mit." verzweifelt nimmt sie mich in den Arm und schein ebenso mit der Situation überfordert zu sein. Was soll ich denn bloß sagen?
„Eylül, ich weiß nicht wie ich mit ihm umgehen soll. Er ist so ein komischer Mann, dessen selbstverliebte und überzeugte Art mich nich in den Wahnsinn treiben wird. Außerdem ist er verheiratet und hat eine Tochter. Wieso also sträubt sich alle sin mir dagegen, mich von ihm fernzuhalten obwohl ich das als einzig richtig empfinde? Ich darf mich in seiner Nähe nicht so geborgen fühlen." Die Tränen hörne langsam aber sicher auf zu fließen und Eylül sieht mitleidig zu mir „Du weißt, ich würde dich nie verurteilen. Ich weiß nur, dass du es bitter bereuen würdest, wenn du der Grund dafür bist, dass Menschen in ihrer Ehe Probleme kriegen. Außerdem weiß ich, dass du dich niemals vor Gott rechtfertigen könntest und dein Gewissen dich von innen zerfressen würde." ihr liebevoller und verständnisvoller Ton, dämpfen ihre harten Worte leider nur minimal ab, sodass erneute Schuldgefühle in mir hochkommen.
„Ich habe schon schreckliche Schuldgefühle und bitte in meinen Gebeten immer um Verzeihung, dass ich mich so verleiten lasse und so unangebrachte Gedanken und Gefühle habe. Ich fühle mich aber wie eine Heuchlerin, da ich die selben Fehler immer und immer wieder tue. Früher war ich die unscheinbare, Ich weiß nicht was sich verändert hat. Ich hatte nie so eine harte Probe auf mich nehmen müssen." verzweifelt laufen wir über die Straße und Eylül scheint wohl auch mit der Situation überfordert zu sein. Was mehr als verständlich ist.
„Das ist deine Prüfung, die du meistern musst. Du bereust es jedesmal und versuchst alles in deiner Macht stehende. Du weißt das Gott barmherzig ist, jedoch weiß ich auch, dass du das nicht als Ausrede für all deine begangenen Sünden nehmen wirst. Es ist eine Sache zwischen dir und Gott und nur er und du wissen, wie du zu einer Sache stehst, wie sehr du bereust und wie sehr du deine Prüfung überstehen willst. Deswegen hör nie auf um Verzeihung zu bitten, wir Menschen wurden mit Fehlern geschaffen." Ihre Worte beruhigen mich ungemein und bringen mich dazu, über meine Jetzige Situation nachzudenken.
All die unangebrachten Gefühle und Gedanken, sind im Grunde nichts verwerfliches ich muss mich nur zügeln können und meine Aufmerksamkeit wieder dem relevanten widmen.
Irgendwann wird der Mann kommen, mit dem ich näher kommen soll und das zu seiner Zeit. Ich würde mir niemals verzeihen wenn ich Dinge tun würde, die gegen meine Moralvorstellung sind.„Ich wusste nicht, dass ich die Einsamkeit so hasse. Es ist mir nie so vorgekommen, da ich mich nie wirklich für einen Mann interessiert habe oder andersherum. Das war mein kleines Schutzschild, keine dummen Sachen anzustellen. Ich war immer nur die Kumpeline in der Schule und danach war ich es die kein Interesse mehr hatte, weil mich niemand im Herzen berührt hat. Und jetzt überschlägt sich alles und ich spüre diese Einsamkeit das erste mal in meinem Leben. Diese Sehnsucht, mein Leben mit jemand anderem zu teilen." müde lasse ich mich auf die Bank neben uns fallen und gucke die Leute an, die an uns vorbeirauschen. Jugendliche die durch die Stadt schlendern, Mütter mit Kinderwägen und ältere Pärchen die Hand in Hand an den Schaufenstern vorbeilaufen.
All diese Menschen haben ihr eigenes Leid, ihre eigenen Probleme und dennoch fühl ich mich so als ob ich unter ihrer Ahnungslosigkeit und guter Laune zerbrechen würde.Mit hängenden Schultern laufe ich mit Eylül ins Haus hinein und begrüßen meine Familie. Auch Akin ist nach der Arbeit wohl nach hier gekommen.
„Schwesterherz wir fliegen nächste Woche in die Türkei. Ich und Eylül wollten uns ein par Möbel ansehen und die nach hier liefern lassen. Wir haben gedacht du willst mit?" Akin sieht mit leuchtenden Augen zu mir, denn immer wenn er die Gelegenheit hat in die Türkei zu fliegen nutzt er sie. Die Luft ist auch ganz anders, wie ein Opiat.
„Ich müsste gucken ob ich mir frei nehmen kann, dass sollte aber klappen. Den Papierkram kann ich auch da erledigen und meine Praktikantin kann mich auf dem Laufenden halten. Ich rufe gleich mal an." er nickt und sieht aus wie der kleine Junge der er einst war und geht auf seine schwangere Frau zu, die er zärtlich in die Arme nimmt und sie an seine Brust lehnt.
Wie es sich wohl anfühlt, wenn man den Herzschlag des geliebten Menschen spüren und hören kann? Dieser lästige Piekser, der mich seid ein paar Tagen überrollt, macht sich wieder bemerkbar und ich bin gar nicht erfreut über diesen Abschnitt in meinem Leben. Der Abschnitt in dem mir meine Einsamkeit wirklich bewusst wird.
Ich entschuldige mich bei meiner Familie und gehe hoch in mein Zimmer. Wütend raufe ich meine Haare und ziehe meine Klamotten aus um mir etwas bequemes anzuziehen. Außerdem wasche ich meine Hände und nehme meine Gebetswaschung, damit ich das gleich nicht mehr tun muss.
Erschöpft von meinen Empfindungen lasse ich mich vor mein Bett auf den Teppich fallen und schweife in meine Gedanken ab. Das passiert mir in letzter Zeit auch viel zu oft und genervt über diese Erkenntnis lasse ich meinen Kopf nach Hinten fallen.
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Intensiv
Romance-Ich hätte mir nie ausmalen können, mich in den Blick eines Mannes zu verlieben. Dort steckt die Intensität seiner Liebe, dort erkenne ich ihn und mich.- Meltem hat sich geschworen nicht aus gesellschaftlichen Druck zu heiraten. Selbst als fünfundzw...