K A P I T E L 38

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Man könnte mich gerade gut mit einem verdammten Flummi vergleichen. Ich laufe von A nach B und versuche irgendwie diese Nervosität von mir abzuschütteln aber ohne Erfolg. Seit gestern Abend wurde ich aus der Küche verband, da meine Mutter anscheinend ohne mich schneller ist und ich sie nur verrückt mache.
Aber was soll ich denn tun? Ich bin fertig angezogen und muss mir meine Zeit vertreiben, bis es an der Tür klingelt. Ich trage zum Empfang und dem sogenannten Hand anhalten ein wunderschönes olivgrünes Kleid, welches sich elegant um meinen Körper schlingt. Es harmoniert perfekt mit meinen braunen Haaren und ich fühle mich mehr als Wohl. Alles Dank Ateş.

Oh man ist es schon dreizehn Uhr? Schwummrig laufe ich die Treppen herunter und wäre am liebsten gesprintet, was in meinen Higheels aber sehe schlecht wäre. Diese wunderschönen beigen Heels habe ich neu gekauft, damit ich das okey von meiner Mutter bekommen, sie Zuhause tragen zu dürfen.
Mit schwitzigen Händen streiche ich mein Kleid glatt und warte bis meine gesamte Familie im Flur steht, damit wir die Leute hinter der Tür freundlich empfangen können. Meine Eltern hat es überhaupt nicht gestört, dass Ateş nur mit seinen Geschwistern kommt, denn mein Vater hat bei dem Gespräch anscheinend wirklich sehr zuvorkommend gewirkt. Warum denn auch nicht? Natürlich spielt es irgendwo eine Rolle, in was für eine Familie man einheiratet, ob man sich dann auch wohl und geborgen fühlt. Aber ich habe meinem Vater bestätigt, dass ich nicht seine Familie heiraten will, sondern ihn. Dann war es für meine Eltern auch schon erledigt.

Mit klopfendem Herzen schenke ich meiner Mutter ein letztes Lächeln, weil sie gerade aus der Küche hergelaufen kommt, ein mal ihr Kleid richtet und mir dann das Zeichen gibt, dass ich jetzt die Tür aufmachen kann.
Meine Familie steht hinter mir in einer Schlange, bereit sie mit ihrem umwerfendsten Lächeln umzuhauen, sogar Akin.
Bum, Bum, Bum. Das ist das Einzige, das ich gerade höre. Ich schmecke meinen Herzschlag gefühlt schon. Tief einatmend lege ich die Hand an den Türgriff und drücke diesen voller Vorfreude runter und blicke in ein gelbes Meer. Ein gelbes Meer an Gerberas, die mein Herz einen Hüpfer machen lassen. Es macht mich emotional, das er sich ausgerechnet gelbe ausgesucht hat. Gelb steht für Positivität und Glück, was hervorragend zum heutigen Tag passt.  Meine Augen suchen die seine, und sein Blick ruht schon mit einem sanften Lächeln auf mir „Die sind für dich." haucht er und reicht mir den Strauß der aus geschätzt fünfzig Blumen besteht und ich erschrocken keusche, als ich das Gewicht bemerke, das dabei her geht. Direkt danach bemerke ich im Augenwinkel auch schon ein Blitzgewitter „Bahar." zische ich aber es scheint sie gar nicht zu kümmern „Wir brauchen viele Fotos, stell dich nicht an. Hoşgeldin Ateş Abi..." wendet sie sich an Ateş und betrachtet mich gar nicht mehr. Wie nett.

Kopfschüttelnd wende ich mich meinen anderen Gästen zu und blicke in das hübsche Gesicht von Senem. Sie lächelt mich breit an und reicht mir ein silbernes und wunderschön verpacktes Tablett, auf dem ich die verschiedensten Sachen ausfindig machen kann. Verdammt das Tablett ist riesig!
Sie lässt gar nicht auf sich warten und zieht mich in eine überwältigende Umarmung, die ich keuchend erwidere und über mich ergehen lasse. Nebenbei versuche ich das Tablet nicht fallen zu lassen, was meine Schwester mir schon Gott sei Dank abnimmt. Man hat Frau eine Kraft!
„Senem, unser Bruder hat endlich eine Frau zum lieben gefunden und du wirst sie ersticken, sodass er alleine und alt sterben wird. Lass sie los." Merts Stimme, die wie immer einen belustigten Unterton hat, zieht seine Schwester von mir „ich freu mich doch nur." trällert sie und kommt rein um auch den Rest zu begrüßen. Jetzt ist es Mert der mir ein anderes Tablet reicht und ich habe nicht mal die Gelegenheit, den Inhalt näher zu betrachten, da zieht er mich auch schon in eine luftabschnürende Umarmung, die ich auch versuche zu erwidern ohne an Atemnot drauf zu gehen. Ich bin wirklich froh, dass sie mich zu mögen scheinen, aber ist das der Preis, mir all meine Rippen brechen zu lassen? Wahrscheinlich die schönste Foltermethode. Tot durch Umarmung der Akyüz Geschwister.

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