K A P I T E L 15

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Heute kann ich nur glücklich sein! Sami war Gestern so unfassbar erleichtert und glücklich, dass ich ihn nur schwer nach Hause gekriegt habe. Der Arme Junge ist endlich aus dem Koma aufgewacht und hat uns wirklich eine Last von den Schultern genommen. Sami und er sind glaube ich sogar auf dem Weg gute Freunde zu werden. Ich meine das ist doch toll oder nicht? Alles hat sich in positive gewendet und ich könnte nicht glücklicher sein.
Voller Glücksgefühle stehe ich nach zehn Minuten, in denen ich nur an die Decke geschaut und vor mich hin gelächelt habe, aus meinem Bett auf und mache mich auf den Weg in das Badezimmer.
Nachdem ich fertig bin gehe ich strahlend runter in die Küche und ich dachte es ist nicht möglich, steigt meine Laune nich mehr als ich sehe und vor allem rieche, dass meine Mutter Sesamringe gemacht hat.
„Du bist aber glücklich. War es Gestern so gut?" Bahar sieht zu mir hoch, was auch die Aufmerksamkeit von meinen Eltern auf mich lenkt
„Es war hervorragend, alles lief genau so wie es sein sollte. Wenn nicht sogar besser." das Dilemma mit Ateş verdränge ich gekonnt, denn obwohl es zwischen uns geklärt ist gibt es da immer noch seine Frau.

Während wir alle gemeinsam frühstücken, fängt mein Handy an zu klingeln. Eylüls Name blinkt auf und lächelnd nehme ich das Telefonat an „Guten Morgen aller liebste Schwägerin." ihr Lachen bringt auch mich zum schmunzeln „Hey. Ich bin gerade in der Stadt und dein Bruder hat einen kurzfristigen Termin bekommen. Willst du kommen und mir beim Baby-shoppen helfen?" ich weiß das Akin keinen Termin hat, er plant gerade den Geburtstag von Eylül. Es wird der letzte sein den sie nur zu zweit feiern und er hängt sich jetzt so richtig rein.
„Klar ich bin in einer Stunde da. Treffen wir uns vor H&M?" Sie stimmt mir zu und ich frühstücke mit noch besserer Laune weiter.
Heute für meine kleine Nichte einkaufen zu gehen lässt mich erfreut aufquietchen. Ich werde bald inshallah Tante! Und mein Bruder hat eine weitere Frau an der Backe kleben, kann doch nur toll werden.
Den Kern meiner Olive spucke ich auf meinen Teller, was mir einen warnenden Blick von meiner Mutter einfängt. Sie hasst es wenn ich das mache und will immer, dass ich den Kern erst in meine Hand lege und dann auf den Teller. Aber wer hat schon die Zeit dafür? Oder die Lust? Mit der anderen Hand kann ich den Schafskäse essen und bin somit schneller fertig.

Meine Haare richte ich gerade zu einem strengen Pferdeschwanz, was ich lange nicht mehr getragen habe, als meine Handy einen Ton von sich gibt und meine Playlist unterbrochen wird.
Mit gerunzelter Stirn sehe ich, dass Ateş mir geschrieben hat.
Wir haben doch Gestern erst darüber gesprochen das das nicht geht und was macht er? Mir erneut schreiben.
‚Wie lief es gestern im Krankenhaus?' ich beschließe mich dazu, dass ich ihm erst ein mal nicht antworte.
Toll, jetzt habe ich einen Hubbel, weil ich mich runtergebeugt habe um die Nachricht zu lesen.
Mit sinkender Laune nehme ich mir meine Bürste erneut in die Hand und streiche über den Hubbel, bis ich ihn nicht mehr sehe.
Es kann doch nicht normal sein, dass ich so viel Aufmerksamkeit von ihm geschenkt bekomme. Wenn er ein lediger Mann wäre, wäre es natürlich was anderes aber ich kann nicht mehr mit diesem Gedanken leben, dass er verheiratet ist.
Erst jetzt ist mir so richtig klar, was ich da so lange zugelassen habe. Am Ende würde mein Herz am meisten weh tun, denn egal wie nah wir uns psychisch sind seiner Frau wird er immer näher sein. Auch wenn er sagt er lässt sich scheiden, ich werde leichter fallen gelassen werden können als sie.
Außerdem will ich das gar nicht. Ich will nicht in seinen Sturm hineingezogen werden. Der Sturm, den er nicht bändigen konnte, in dem ich mich verlieren würde und zerbrechen würde.
Es ist schon schlimm genug, dass ich solche Gedanken überhaupt habe und ich kann nicht oft genug betonen, wie sehr ich mich schäme aber was soll ich tun? Ich bin solches Verhalten von Männern nicht gewohnt und weiß nicht damit umzugehen.

Es wird Zeit, dass ich mich zurückhalte und mich endlich darum bemühe vielleicht Jemand anderen kennenzulernen, denn ich habe gemerkt, dass ich mich so verhalte, weil ich mich einsam fühle und jemanden in meinem Leben haben möchte, der mich bemerkt und mir diese Aufmerksamkeit schenkt.
So als ob meine Wünsche erhört wurden, blinkt mein Handy erneut auf und diesmal ist es eine unbekannte Nummer die mir nicht schreibt sondern anruft.
Verwirrt gehe ich dran „Hallo?" irritiert warte ich, bis Jemand spricht.
„Hallo Meltem, hier ist Aykub." seine Stimme dringt zu mir durch aber mein Verstand will nicht begreifen, warum er mich anruft.
„Hey, was kann ich für dich tun?" meine Stimme bricht am Ende und ich bin gezwungen mich kurz zu räuspern, auch wenn das meine Nervosität unterstreicht „Ich wollte fragen, ob du Lust hast heute mit mir einen Kaffee trinken zu gehen? Ich würde gerne etwas mit dir besprechen." was will er ausgerechnet mit mir besprechen? Ich bin ehrlich gesagt davon ausgegangen ihn erst mal für eine Lange Zeit nicht wieder zu sehen.
„Heute kann ich leider nicht, ich bin gleich schon unterwegs. Was willst du denn mit mir besprechen? Vielleicht klappt es ja auch am Telefon, wenn es wichtig ist." ich schaue während ich auf seine Antwort warte in meinen Schrank und entscheide mich für einen schlichten weißen Rollkragen Pullover und eine schwarze Stoffhose.
„So eilig ist das nicht. Hast du Morgen Zeit?" er klingt schon fast verzweifelt, was mich meine Augenbrauen zusammen ziehen lässt „ich bin Morgen schon familiär eingeplant, weil Sonntag ist. Am Montag hätte ich in meiner Pause Zeit, um 13:30." Ich hätte mir Morgen theoretisch eine Stunde Zeit nehmen können, aber das Ganze kommt mir etwas zu plötzlich und Montag kann ich wenigstens sagen, dass ich wieder zur Arbeit muss, wenn es komisch wird.
„Ja das wäre perfekt. Dann sehen wir uns Montag, bis dann!" Ich verabschiede mich schnell von ihm und lege mein Handy mit gemischten Gefühlen hin. Ich werde es wahrscheinlich bereuen, denn es ist bestimmt nichts geschäftliches worüber er reden will. Aber ich hoffe es.

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