K A P I T E L. 11

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„Viel Spaß Süße." Assiya winkt mir lächelnd, als sie aus dem Auto steigt und auf das Tor zu läuft.
Als ich sicher bin, dass sie drinnen ist, fahre ich langsam den Weg nach Hause.
Die ganze Zeit schwirren mir Ates Worte in den Gedanken auch wenn ich dich ficken würde.
Dieser arrogante Mistkerl ist nicht nur respektlos und unverschämt nein dazu ist er auch zum wiederholten male so sehr von sich selbst überzeugt. Er hat das mit so einer Leichtigkeit gesagt, als ob ich sofort mitmachen würde wenn er schnipsen würde. Als ob ich meine Selbstachtung und meine Religion wegwerfe und mich ficken lasse.
Er kann von Glück reden, dass Assiya nur ein paar Meter von uns weg stand sonst hätte er mehr als eine Backpfeife und zwei Sätze an den Kopf geschmissen bekommen.
Murrend öffne ich die Tür zum Haus und seufze erleichtert, als ich merke das Niemand mehr zuhause ist. Die denken wohl, dass ich früher los musste denn die einzige Nachricht die ich bekommen habe ist guten Morgen und das ich einen schönen Tag haben soll. Dabei habe ich heute sogar später und kann mich noch in Ruhe umziehen und noch einen Kaffee trinken.

Während ich meine Haare kämme überlege ich, ob ich nach der Arbeit irgendwas vorbereiten sollte und den Geschwistern etwas vorbeibringen sollte.
Ich meine das gehört sich doch oder? Ich habe schließlich mitbekommen, dass sie einen Unfall hatten und etwas zum Essen vorzubereiten würde Niemanden umbringen.
Seufzend ziehe ich mir eine schwarze Jeans und einen braunen Rollkragenpullover an und darüber einen schwarzen Pullunder.
Ich werde nach der Arbeit etwas kleines vorbereiten, es vorbeibringen und dann sofort gehen. Ich habe eine gute Tat vollbracht, und muss mich nicht mit Ates herumschlagen.

‚Warum gehst du nicht dran?Ich will mich entschuldigen' steht neben fünf verpassten Anrufen auf meinem Display. Seufzend drehe ich mein Handy um und widme mich wieder dem Protokoll der Projektplanung vor mir.
Er soll sich nicht entschuldigen und mich einfach in Ruhe lassen, was versteht man an meiner non-verbalen Kommunikation nicht?
Ich möchte Konflikten einfach aus dem Weg gehen und ich habe seine Tochter nicht zur Vorschule gefahren damit er mich nervt sondern damit er noch ein paar Stunden schlafen kann. Dann soll er auch gefälligst schlafen!
Nach ein paar Minuten haben die Nachrichten aufgehört und ich kann mich ungestört meiner Arbeit widmen.
Was denkt er denn? Das es mir so nah geht, dass er sich entschuldigen muss? Ich bin eher genervt, dass er es sich traut so schamlos mit mir zu reden.
Ein Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken „komm rein Celine." rufe ich und die Tür wird aufgemacht „du kannst heute ruhig früher-." will ich meine Werkstudentin früher nach Hause schicken doch an dem Duft, der den Raum füllt, wird mir klar dass es nicht Celine ist. Nein es riecht nicht nach süßem Parfüm, es riecht nach herben Moschus Parfüm was mir schwer nach Armani riecht.
Mein Blick hebt sich sofort und ich sehe Ates. Leibhaftig in meinem Büro, in einem marine blauem Hemd und schwarzer Hose.
„Was machst du hier?" meine Stimme hört sich viel kühler an, obwohl ich nur neutral klingen wollte.
„Du reagierst ja sonst nicht." schnaubt er und setzt sich hin „ich kann mich nicht erinnern dir den Platz angeboten zu haben." provokant hebe ich meine Augenbraue. Genau so provokant lehnt er sich zurück und verschränkt seine Arme vor der Brust. Er macht das doch extra! Denn auch wenn ich nicht hingucken will, fällt mein Blick für zwei Millisekunden auf seine Oberarme und ich hasse mich dafür.
„Entweder du hörst mir zu oder ich gehe nicht." denkt er, so kann er mich einschüchtern? „Fein von mir aus. Bleib da sitzen und zerfall zu staub." schnaubend nehme ich mir meinen Kulli zur Hand und schreibe weiter an meinem Protokoll.
Ein paar Minuten klappt es auch, bis er meinen Stuhl rückartig zu sich zieht. Diese Position, tritt mittlerweile viel zu oft vor und das gefällt mir nicht.
„Was ist dein scheiß Problem?" schreie ich schon fast und will aufstehen aber er drückt mich an meiner Schulter zurück. Wütend schaue ich ihm in seine dunklen Augen und er schaut genau so wütend zurück „Mein Problem ist, dass du dich aufführst wie ein Kind." zischt er. Ungläubig betrachte ich ihn, ohne zu wissen ob er es wirklich ernst meint „Ich benehme mich wie ein Kind? Dann ist das so, du benimmst dich wie das größte Arschloch. Ich möchte nicht in dein Beziehungsproblem mit reingezogen werden okey? Dafür habe ich keine Nerven und auch keine Lust!" am Ende werde ich immer lauter und lauter und schaue ihn wütend an.
„Ich verstehe dich nicht! Erst sagst du das es dir egal ist was andere denken und jetzt?" als ob er es wirklich nicht versteht, betrachtet er mich „ja genau es ist mir egal was andere denken. Aber es ist mir nicht egal, was deine Tochter denkt und durchmachen wird wenn es so aussieht als ob sein Vater eine neue Frau kennenlernt obwohl er verheiratet ist. Und das meine ich nicht nur auf mich bezogen, das ist bezogen auf deine Worte das du es deiner Frau ja heimzahlen könntest. Verstehst du? Das ist mein Problem. Du bist mein Problem. Du und deine verdammt ignorante Art." wütend schubse ich ihn nach hinten. Seine Hände ballen sich zu Fäusten und er betrachtet mich mit solch lodernden Augen, dass ich kurz nervös schlucken muss, mich aber schnell wieder fange.
„Ignorant? Du kannst mich alles nennen aber nicht ignorant. Du kennst mich nicht und solltest keine Töne spucken! Ich bin mit dieser Frau nur noch zusammen, damit Assiya nicht traumatisiert wird. Ich sehe über alles hinweg, und fühle mich nach einer Zeit auch in meinem Stolz gekränkt." zischt er und ich fasse mir berührt an mein Herz „Dein verdammter Stolz ist gekränkt? Dein verdammter Stolz sollte dein geringstes Problem sein, verstehst du es nicht? Du solltest entweder Manns genug sein, dich von ihr trennen zu können, wenn du es ja so wenig mit ihr aushältst aber deine Tochter als Ausrede zu benutzen ist mehr als nur schwach." Er kommt die letzten paar Zentimeter auf mich zu und drückt mich gegen meinen Schreibtisch. Spürt er meinen beschleunigten Puls? Hört er meinem Herzschlag? Denn ich könnte schwören, dass er ihn hört, so nah wie er mir ist.
„Denkst du das weiß ich nicht? Denkst du dessen bin ich mir nicht bewusst? Ich weiß wie ich mich verhalte." haucht er schon fast und das ist ein enormer Kontrast zu seinem vorherigen Schreien.
So als ob er sich an mir verbrannt hat, entfernt er sich von mir und mit einem letzten intensiven Blick, in meine Augen verschwindet er durch die Tür als ob in den letzten zehn Minuten nichts passiert ist und wir uns über etwas banales wie das Wetter unterhalten hätten.

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