K A P I T E L 6

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Wie er da sitzt und das Baklava isst, das ich mitgenommen habe. Hoffentlich bleibt ihm das Stück das er sich an seine rosigen Lippen führt im Hals stecken und er erstickt.
Scheiß Idiot, egoistischer Scheißkerl.
Wegen ihm ist meine Mutter gar nicht mehr aufzuhalten.
Wütend esse ich das Lokum was hier ist und bin zu wütend um es genießen zu können. Es sind sogar meine Lieblings Lokums, mit rosengeschmack.
„Du siehst diesen Mann so an, als ob er die Pest höchstpersönlich ist." Akin beugt sich etwas zu mir, damit uns nicht jeder hört.
„Abi soll ich dir was sagen? Er ist schlimmer als die Pest. Er ist Intimausschlag der dir erst während einer Präsentation auffällt." die Salzstange die ich in meiner Hand halte zerbreche ich, ohne es zu wollen. Wütend stopfe ich mir die zerbrochene Salzstange in den Mund und mein wütender Blick ist immer noch auf Ateş gerichtet.
„Ich gehe beten." murmle  ich und erhebe mich um zu Sükran Teyze zu gehen.
„Sükran Teyze kannst du mir etwas zum beten geben?" sie sieht lächelnd zu mir und erhebt sich „natürlich komm mit."
In ihrem Schlafzimmer reicht sie mir ein Gebetskleid und einen Gebetsteppich.
Ich nehme ihr beide Sachen dankend ab und lege sie erst ein mal auf das Bett, damit ich meine Gebetswaschung nehmen kann.
Ich gehe in das Badezimmer, an dem Ateş und ich noch eben gestritten haben. Blöder Mistkerl.
Ich verwerfe meine Gedanken und versuche zur Ruhe zu kommen, da es nicht gut ist mit solchen Gedanken zu beten.

„Allahu akbar." verlässt es leise meine Lippen bevor ich meine Stirn auf den Teppich lege.
Es ist wie immer ein unglaubliches Gefühl, was ein Gebet mit einem anstellen kann.
Deine innere Ruhe kehrt zurück und du konzentrierst dich nur noch auf die wesentlichen Dinge.
Gerade als ich den Gebetsteppich zusammenfalte klopft es an der Tür.
„Ja?" frage ich und lege den Gebetsteppich ordentlich auf das Bett.
Nur leider habe ich nicht erwartet, dass Ateş an der Tür klopft und jetzt vor mir steht. Der Mann überrascht mich heute viel zu oft.
„Bist du fertig?" fragt er mich und ich nicke, während ich das Gebetskleid ausziehe und mein Hemd richte.
„Ja du kannst rein." er nickt und nimmt den Gebetsteppich, den ich zuvor benutzt habe.
Er will gerade anfangen zu beten und ich will deswegen das Zimmer verlassen, aber er hält mich noch ein mal zurück.
„Du musst verstehen das ist eine komplizierte Geschichte. Es ist nicht so einfach." er hört sich versöhnlich an und auch wenn ich immer noch angefressen bin nicke ich „schon gut." sage ich nur „deine tödlichen Blicke haben zwar für sich gesprochen aber na gut. Außerdem warst du heute so nett zu meiner Tochter da dürfte ich dich nicht so anfahren." ich nicke „ja aber ich war nicht nett zu ihr, damit ich was gut bei dir hab oder du gezwungen nett zu mir bist." er scheint zu verstehen und hat wohl nichts mehr zu sagen.
Bevor ich raus gehe höre ich noch ein leises ‚Allahu akbar' und schließe dann die Tür.
Mit meinen Gedanken überfordert, lehne ich mich noch eine Minute gegen die Tür, bevor ich nach unten gehe.

„Kizim wie findest du Ateş denn?" meine Mutter nimmt einen Schluck von ihrem Tee und sieht mich fragend an. Sie wird es wirklich nie verstehen.
„Anne er ist verheiratet, es spielt also keine Rolle wie ich ihn finde." ich fahre Bahar ein mal über ihre Haare. Sie sieht müde aus, was an der Uhrzeit liegen muss. Auch ich werde langsam müde.
„wie er ist verheiratet? Das kann nicht stimmen. Aber du findest ihn gut?" sie sieht hoffnungsvoll aus.
„Anne hörst du mir denn überhaupt zu? Er ist verheiratet. Und nein ich habe kein Interesse an ihm, was nach einem mal sehen auch nicht verwerflich ist." murre ich und drehe mich von ihr weg. Sie scheint wirklich getroffen von der Neuigkeit zu sein, dass er vergeben ist.
„kann ich deinen Autoschlüssel haben? Ich fahre Bahar nach Hause sie schläft fast." Akin hebt ihren Kopf langsam von seiner Schulter „kein Wunder, bei dem Essen das sie zu sich genommen hat. Ich glaube sie hält Winterschlaf." er lacht und nimmt meinen Schlüssel in die Hand.
„Kommst du gleich mit anne?" ich schüttle den Kopf. „Wahrscheinlich bleibt sie noch, ich helfe noch schnell Kader in der Küche und gehe dann langsam los. Ist ja nicht weit." nickend steht er mit Bahar im Arm auf „ich kann dich auch wieder abholen kommen, ruf mich an." lächelnd winke ich ihm zu und er tritt mit Bahar raus.

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