Kapitel 35

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Ächzend drehte Tae sich im Bett auf die Seite und versuchte mit aller Macht den Schmerz in seinem Körper zu ignorieren. Egal wie oft er sich bisher die Frage gestellt hatte, wie es dazu hatte kommen können, er fand keine Antwort.

Wäre vermutlich eh nichts Sinnvolles...

So was wie „sinnvoll" und „zusammenschlagen" konnte man wohl kaum in einen ordentlichen Satz packen.

Gab ja kaum noch was abwegigeres als Willkür erklären zu wollen...

Mit grausamer Regelmäßigkeit lauerte Suga ihm nach dem Unterricht auf und ließ seinen Unmut an Tae aus. Und egal was auch immer er versucht hatte, nichts davon hatte Erfolg gehabt. Im Gegenteil sogar. Er hatte ihm dann recht schmerzvoll zu verstehen gegeben, was er davon hielt. Und selbst wenn mal jemand etwas mitbekam, so sagte keiner was aus Angst, genauso zu enden wie Tae - und darüber konnte er ihnen noch nicht mal wirklich sauer sein.

Er verstand ihre Angst mehr als deutlich...

Trotzdem war er auch mehr als enttäuscht darüber, dass keiner es zumindest mal probierte. So lange war er schon mit ihnen in einer Klasse, hatte mit ihnen Basketball gespielt, gelacht und Witze gerissen. Und nichts davon schien auch nur ansatzweise einen Wert zu haben. Im Gegenteil hatten sie eine Zeit lang sogar mitgemacht. Zwar nicht mit Fäusten, aber dafür mit Worten. Von kleinen Gehässigkeiten bis hin zu extrem verletzenden Sachen war alles dabei gewesen, die komplette Palette. Das hatte nur deshalb wieder aufgehört, weil die Lehrer hier rigoros durchgegriffen hatten - einige waren so blöd gewesen, die Hänseleien genau vor diesen Lehrern abzuziehen.

Oder sollte Tae hier besser sagen ‚zu meinem Glück?"

Zumindest war es so offensichtlich gewesen, dass dann auch was passiert war.

Zu seiner Erleichterung hatte er das alles vor seinen Eltern hatte geheim halten können - bisher. Sie hatten seitdem mehrmals angerufen und nachgefragt, wie es ihm gehen würde, was die Schule machte und so was - so, wie sie es immer taten. Vor allem, wenn er nach einer Attacke zu Hause angekommen war, war es für ihn extrem schwer gewesen, sich so zu verstellen, dass sie nichts anfangen würden zu ahnen.

Zu seinem Bedauern war er darin inzwischen erschreckend gut...

Aber er wollte mit aller Macht verhindern, dass sie es erfuhren. Sie taten schon so viel für ihn, dass er ihnen auf keinen Fall noch mehr zur Last fallen wollte. Der Einzige, der das ganze Ausmaß mitbekam, war Jimin. Über die Wochen waren sie sich immer näher gekommen - nicht romantisch, aber körperlich. Inzwischen hatten sie auch schon viel probiert und sammelten Erfahrungen. Mehr als einen Abend hatten sie schon rummachend auf der Couch verbracht, den ausgesuchten Film komplett vergessend. Aber egal wie weit sie bisher gegangen waren, miteinander geschlafen hatten sie noch nicht.

Wobei das nicht an Tae lag...

Jimins größte Angst war es, dem Jüngeren noch mehr wehzutun, als es ihm eh schon getan wurde. Und da sie schon besprochen hatten, dass der Ältere bei ihrem ersten Mal Top sein würde, waren dessen Bedenken noch größer geworden. Denn eines war relativ sicher: beim ersten Mal würden sich Schmerzen nicht vermeiden lassen - oder besser gesagt wussten sie nicht, ob es ging oder nicht. Aber genau das war der Grund, warum sie diesen letzten Schritt noch nicht gegangen waren.

Dabei war Tae mehr als bereit dazu...

Realistisch gesehen, würde Suga in den nächsten Wochen und traurigerweise auch Monaten, nicht aufhören mit seinem "Sport". Also lagen die Chancen mehr als schlecht, dass Taes Befinden sich merklich verbessern würde, eher im Gegenteil sogar. Sie hatten nur die Möglichkeit abzupassen, es zu machen, bevor er wieder als Punchingball herhalten musste. Dazwischen lagen immerhin immer ein paar Tage. Auf der einen Seite stimmte Jimin ihm dazu, aber sobald er Taes Oberteil nach oben schob und all die blauen Flecken und Verfärbungen der Prellungen zu sehen waren, hörte er wieder auf. Anfangs war Tae noch froh gewesen, dass der Ältere so auf ihn achtete, aber inzwischen frustrierte ihn das nur noch. Er freute sich darauf diese Erfahrungen mit Jimin zu machen, einfach, weil es sonst so wenig gab, worauf er sich freuen konnte.

Sein erstes Mal mit einem Mann...

Morgen hatten sie wieder beide Dienst im Café und wollten sich danach noch etwas bei Tae auf der Couch bequem machen - eventuell mit Kuchenresten, die sie mitnehmen durften, Namjoon war da meistens sehr spendabel. Und der Jüngere hatte sich fest vorgenommen, es mit ihm da zu versuchen. In Gedanken war er schon den ganzen Tag dieses Gespräch am Durchgehen, in der Hoffnung doch noch einen Geistesblitz zu bekommen, wie er Jimin würde überzeugen können.

Gedankenverloren drehte er eine seiner rausgewachsenen blauen Strähnen um seine Finger. Das war auch was, worum er sich bald mal kümmern müsste. Das Blau hatte echt gut ausgesehen, aber mit dem Ansatz, der schon zu sehen war, sah es inzwischen einfach ziemlich bescheiden aus. Aber da kam es jetzt auf ein zwei Wochen nicht mehr an. Im Moment war er nur froh, dass Suga ihm unbeabsichtigt die Möglichkeit gegeben hatte sich etwas zu erholen. Auch wenn ihm jetzt noch alles weh tat, so lag deren letztes Aufeinandertreffen schon fast eine Woche zurück - für die Verhältnisse des Älteren schon extrem lange. Solange es ging, wollte Tae das genießen. Deshalb wurde alles, was nicht wirklich dringend war einfach ignoriert oder nach hinten geschoben - es war einfach nicht wichtig genug.

Sich ächzend wieder umdrehend, schloss Tae die Augen und versuchte noch etwas zu schlafen.

Alles andere kam noch früh genug...





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Hey, heute nur ein kurzes Update

Save The Bully / TaegiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt