Kapitel 21

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Adara

Nachdem ich Sascha noch ein wenig weiter darum anbetteln musste, knickte er schließlich ein. 

Ich durfte mitkommen.

Nun auf seinem Motorrad sitzend und mich an ihn klammernd, spürte ich wie immer dieses herrliche Gefühl von Freiheit.

Wenn ich Jahre lang im Gefängnis sitzen würde und dann frei käme, wäre das Erste was ich tun würde, Motorradfahren. 

Nichts gab einem ein besseres Gefühl frei zu sein. Ich konnte es gar nicht erwarten, irgendwann einmal alleine zu fahren. 

Sascha hielt ruckartig vor einem Laden, in den ich selbst wahrscheinlich nie freiwillig hineingegangen wäre. 

Er sah etwas heruntergekommen aus, aber ich vertraute Sascha, dass er wusste was er tat. 

«Es sieht von außen schlimmer aus, als von innen.» Versicherte er mir, als könnte er meine Gedanken lesen.

Vielleicht hatte er es aber auch an meinem misstrauischen Blick gemerkt. 

Als wir durch die Tür traten, läutete die Klingel über uns. Tatsächlich sah es im Inneren wirklich viel sauberer und besser aus. Sofort trat ein mittelgroßer, bulliger Typ hinter dem Tresen hervor. 

«Ahh. Mr. Makrow. Ich habe Sie schon erwartet.» Begrüßte der Mann Sascha mit einem freundlichen Handschlag. 

Das musste der Tätowierer sein. Auch gut daran zu erkennen, dass er von Kopf bis Fuß tätowiert war. Selbst sein kahlrasierter Schädel war mit Tinte verziert. 

Seine Augenbrauen und seine Lippe waren außerdem gepierct. 

Wenn ich ihm auf der Straße begegnet wäre, hätte ich einen großen Bogen um ihn gemacht. Ich weiß, das war ein ätzendes Vorurteil gegenüber solchen Leuten, aber er sah wirklich gruselig aus. 

Und als würde das alles nicht schon ausreichen, hatte er weiße Kontaktlinsen in den Augen. Vielleicht weil bald Halloween war, aber vielleicht auch weil das sein Ding war.

«Und wer ist diese reizende Dame?» Seine Stimme passte so gar nicht zu seinem Auftreten. Wenn ich mich nicht irrte, hörte ich sogar einen leichten britischen Akzent heraus. 

Jedenfalls klang er sehr höflich und er ignorierte nicht einfach meine Anwesenheit, wie es vielleicht die meisten Männer tun würden. 

«Das ist Adara. Nikolaj's Freundin und eine sehr gute Freundin von mir.» Übernahm Sascha ganz einfach meine Vorstellung.

Ich streckte dem Mann meine Hand entgegen.

«Schön, Sie kennenzulernen.» Er nahm meine Hand in seine und hauchte einen leichten Kuss auf meinen Handrücken.

«Es freut mich auch sehr, junge Dame. Ich bin Lord Andre Thomas der Erste.» Dabei sprach er mit einer albernen, vornehmen britischen Stimme.

Sofort musste ich lächeln. 

«Sind sie wirklich ein Lord?» Wenn ja, war das sehr aufregend. Ich war noch nie einem echten Adeligen begegnet. 

Auch wenn man Nikolaj gerne als den König von Chicago bezeichnete. 

Aber auch Andre musste mich enttäuschen.

«Meine Frau hat mir den Titel vor zwei Jahren zu unserem Hochzeitstag geschenkt. Er ist also nur gekauft und deswegen brauchst du mich weder Siezen noch musst du vor mir einen Knicks machen.»

Das erleichterte mich ungemein. Nicht das ich bereits gegen irgendeine Etikette verstoße hatte und man mich womöglich noch in den Tower of London warf.

The one woman (Mafia) Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt