Kapitel 27

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Nikolaj

Noch nie hatte ich in meinen neunundzwanzig Jahren so viel Angst gehabt, wie in diesem Moment. 

Den Anblick von Adara mit einer Pistole an ihrer Schläfe, würde ich nicht so schnell vergessen können. Aber noch weniger die Angst in ihren Augen, als sie mich hilfesuchend und panisch ansah. 

Ich würde ihr so gerne sagen, dass ich sie retten könnte, aber das war nicht zu hundert Prozent sicher. Zwar spürte ich meine Glock schwer an meiner Hüfte tragend, die ich Gott sei dank sofort an mich nahm, als wir das Auto erreichten. 

Aber ich hatte kein freies Schussfeld. Wenn ich auf Marcello schießen würde, könnte er im selben Moment auch abdrücken und Adara erschießen.

Dieses Risiko konnte ich keinesfalls eingehen. 

«Es wird so aussehen-» Begann der Wichser arrogant mit seiner Ansprache. «Ich werde sie mitnehmen und nicht erschießen. Aber dafür darfst du mich auch nicht erschießen. Weder jetzt, noch irgendwann in der Zukunft.» 

Das konnte er gleich vergessen. Selbst wenn er es schaffen würde Adara mitzunehmen, würde ich ihn bis ans Ende der Welt jagen. 

Meine Hand zuckte nur kurz zur der Pistole an meiner Seite, aber Marcello registrierte sogar diese kleine Bewegung. 

«Leg sie zu Boden oder deine kleine Prinzessin hier, wird zukünftig mit einem Loch im Schädel herumlaufen.» Forderte er mich psychopatisch lachend auf.

Die Drohung war klar, aber wenn ich dem nachgab, hatte ich automatisch verloren. Dann würde er Adara mitnehmen.

Und selbst wenn ich sie irgendwann gefunden hätte, wäre sie durch seine Misshandlung schon gebrochen.

Manchmal war der Tod besser als Misshandlung und Vergewaltigung. Zu sterben ging meistens wenigstens schnell.

Trotzdem wollte ich mir nicht mal vorstellen, wie ich Adara's Leiche zu Grabe tragen müsste. Und das würde auch nicht passieren. Nicht solange ich atmete. 

Adara begann unkontrollierbar zu zittern und zu schluchzen. Ihr Anblick überrumpelte mich vollkommen. 

Noch nie hatte ich sie so aufgelöst gesehen, wie in diesem Moment.  

Wie Sturzbäche, liefen ihr Tränen über das Gesicht und sie sackte leicht zusammen, als würde sie jeden Augenblick in Ohnmacht fallen. 

Das zu sehen, zerriss mir beinahe mein eiskaltes Herz. Nie wollte ich dafür verantwortlich sein, dass sich Adara so fühlen musste. Und trotzdem war ich es jetzt.

Ich hatte sie gebeten mit mir hier her zu kommen. Also würde auch ich allein daran Schuld sein, wenn ihr etwas passierte. 

«Ich sag es nur noch einmal. Leg die Waffe auf den Boden, Makrow.» Brüllte Marcello etwas lauter. 

Ich hatte es vorhin schon bemerkt und jetzt durch seine schnell aufbrausende Art, wurde es mir nur noch bestätigt. 

Der Mann war auf Drogen. Ich war mir nicht ganz sicher, Welche. Aber ich tippte stark auf Kokain. 

Die gebräuchlichste Droge in unserer Szene. Und auch die Gefährlichste. Sowohl für einen selbst, als auch für Andere.

Als ich Anfang Zwanzig war und gerade der neue Bratwa-Boss wurde, kam ich eine Zeit lang nicht mit meinem Leben klar. Damals war ich selbst leicht abhängig von dem Teufelszeug. 

Und ich wusste auch ganz genau, was es für Auswirkungen auf die Psyche des Menschen hatte. Weshalb ich mich doch dazu entschloss, meine Waffe niederzulegen. 

The one woman (Mafia) Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt